# taz.de -- Angolas Regierung baut Hauptstadt um: Wer soll das bezahlen?
       
       > Angolas Regierung plant in der Hauptstadt Luanda ein neues Luxusviertel.
       > Derweil verarmt die Bevölkerung, weil die Wirtschaft stagniert.
       
 (IMG) Bild: Luanda, Angola: Blick nach oben im neuen, voll digitalisierten Parlamentsgebäude
       
       Luanda taz | Mitten in einer tiefen Wirtschaftskrise leistet sich die
       Regierung von Angola, Afrikas zweitgrößtem Ölförderer, den Luxus eines
       neuen Regierungsviertels in der Hauptstadt Luanda. Die Kosten des
       „Ministerialdistrikts“ im Stadtteil Praia do Bispo am Küstengebiet Chicala,
       wo sich bereits der Präsidentenpalast und ein neues Parlamentsgebäude
       befinden, sind nicht bekannt, aber es wächst die Sorge, dass das
       Riesenbauprojekt mit 28 Ministerien, weiteren Behörden sowie Business
       Parks, Luxuswohnungen und Freizeiteinrichtungen mittellose Stadtbewohner
       zugunsten der politischen Elite vertreiben wird – in einer Zeit, wo die
       Wirtschaft stagniert.
       
       „Die Bevölkerung hat kein Wasser, keinen Strom und keine Bildung – wie baut
       man da so was?“, fragt Militärexperte Osvaldo Caholo. „Wir zäumen das Pferd
       von hinten auf. Die MPLA (Angolas Regierungspartei) behandelt die Angolaner
       wie Müll.“
       
       Caholo ruft die derzeitigen Bewohner der Gegend auf, sich ihrer geplanten
       Vertreibung zu widersetzen – Tausende von Menschen sollen den Neubauten
       weichen.
       
       Angolas Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise, nachdem das Land
       sich erst tief bei China verschuldete und dann unter stark gesunkenen
       Ölpreisen und einer schrumpfenden Ölförderung zu leiden begann. Der
       Ölsektor, der 50 Prozent der Volkswirtschaft ausmacht und 70 Prozent der
       Staatseinnahmen, schrumpfte in jedem der vergangenen drei Jahre; dieses
       Jahr sanken die Ölexporteinnahmen in den ersten fünf Monaten weiter um 12,4
       Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Prognosen zufolge wird die
       Ölförderung von derzeit 1,6 Millionen Barrel am Tag mittelfristig auf 0,7
       Millionen zurückgehen.
       
       Die Wirtschaft schrumpfte 2018 um 1,5 Prozent und soll dieses Jahr um nur
       0,3 Prozent wachsen. Die Landeswährung hat seit Anfang 2018 über die Hälfte
       ihres Werts gegenüber US-Dollar und Euro verloren. Von den 30 Millionen
       Einwohnern Angolas leben zwei Drittel in absoluter Armut mit einem
       verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen von weniger als zwei US-Dollar täglich.
       
       Versuche der Regierung, durch Einführung einer Mehrwertsteuer von 14
       Prozent auf alle Importe und alle Einkommen über 44.000 US-Dollar im Jahr
       die ausbleibenden Öleinnahmen zu kompensieren, werden für steigende Preise
       verantwortlich gemacht und sind auch in der Geschäftswelt äußerst
       unpopulär, da Unternehmen dafür in sehr teure Software investieren müssen.
       Die Mehrwertsteuer ist Teil eines neuen strategischen Kooperationsprogramms
       zwischen Angola und der ehemaligen Kolonialmacht Portugal.
       
       ## Lieber die Armut bekämpfen
       
       Die Regierung sollte lieber etwas gegen die steigende Armut tun, statt neue
       Luxusgebäude für sich selbst zu errichten, sagt Francisco Paulo von der
       katholischen Universität von Angola. Dass die Regierung von einer
       öffentlich-privaten Partnerschaft spreche, „ergibt keinen Sinn, denn es
       verringert die Ausgaben nicht. Derweil wächst die Bürokratie, Krankenhäuser
       haben keine Medikamente und Kinder wachsen ohne Schulbildung auf.“
       
       Angolas Präsident João Lourenço hat seit seinem Amtsantritt 2017 einen
       Feldzug gegen die Korruption und Bereicherung der Familie seines Vorgängers
       José Eduardo dos Santos geführt, gerät aber zunehmend selbst in die Kritik.
       
       Im Juni gab Lourenço auf einer elftägigen Europareise mehrere Millionen
       US-Dollar aus. Er und seine Delegation tourten durch den europäischen
       Kontinent in einem 350 Millionen US-Dollar teuren Boeing-Dreamliner 787,
       der wegen seiner Luxusausstattung „fliegender Palast“ genannt wird.
       Kürzlich wurde auch bekannt, dass er teuren Immobilienbesitz in Washington
       sein Eigen nennt.
       
       31 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pedro Agosto
       
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