# taz.de -- Abschaltung von AKW: Grohnde schwitzt weiter
       
       > Weil das Kühlwasser der Flüsse zu warm ist, drosseln Atomreaktoren ihre
       > Leistung. Das ist auch in Frankreich und der Schweiz so.
       
 (IMG) Bild: Zu heiß für Atomstrom: das AKW Grohnde
       
       Freiburg taz | Alle reden vom Wetter – auch die Atomkraftbetreiber: Der
       Reaktor Grohnde in Niedersachsen sollte Freitagmittag wegen steigender
       Wassertemperaturen in der Weser abgeschaltet werden. Der Reaktor bleibt
       vorerst jedoch weiter am Netz. Eine Abtrennung war noch nicht nötig, da
       sich das Flusswasser nach Angaben des Betreibers, der Eon-Nukleartochter
       Preussenelektra, langsamer erwärmte als am Donnerstag zunächst
       prognostiziert.
       
       Eine mögliche Trennung bleibe weiterhin vom Temperaturverlauf abhängig.
       Abgeschaltet wird, wenn die Wassertemperatur der zur Kühlung notwendigen
       Weser am Standort zu hoch ist. Bedingt durch „die aktuelle
       Anlagenkonfiguration“ müsse das Kraftwerk südlich von Hameln „bei
       anhaltenden Wesertemperaturen oberhalb von 26 Grad Celsius den
       Leistungsbetrieb einstellen“, [1][erklärte zunächst Preussenelektra]. Neben
       den hohen Lufttemperaturen hat auch der niedrige Wasserpegel den Anstieg
       der Flusswassertemperatur forciert.
       
       In Deutschland wäre Grohnde bei einer Abschaltung bislang das einzige
       Atomkraftwerk, dessen Stromerzeugung wetterbedingt ruhen müsste – die
       Reaktoren Isar 2 und Philippsburg 2 sind aktuell ohnehin wegen planmäßiger
       Revisionen nicht am Netz. Frankreichs Kraftwerke sind deutlich stärker von
       der Hitze betroffen. Von den 58 Atomkraftwerken im Land sind momentan 20
       abgeschaltet, 12 weitere laufen nur mit begrenzter Leistung.
       
       So waren in Frankreich in diesen Tagen zeitweise nur noch 33 Gigawatt
       nukleare Kraftwerksleistung am Netz – nur 52 Prozent der maximalen
       Kapazitäten. Auch in der Schweiz kämpft die Atomkraft mit dem heißen
       Wetter: Das Kraftwerk Beznau musste in den letzten Tagen zeitweise auf
       halbe Leistung gedrosselt werden, weil die Temperatur des Flusses Aare zu
       hoch ist.
       
       ## Trotz Abschaltungen keine Stromknappheit
       
       Wirklich knapp war der Strom trotz der hitzebedingten Stillstände von
       Großkraftwerken jedoch in keinem der Länder, wie die jüngsten Preise an der
       Strombörse zeigen: Mit 44,50 Euro pro Megawattstunde in Deutschland, 45,21
       Euro in der Schweiz und 46,80 Euro in Frankreich blieben die Preise am
       Spotmarkt für Stromlieferungen am Freitag moderat.
       
       Einen spürbaren Beitrag zur Versorgung leistete in den vergangenen Tagen
       die Photovoltaik. In den Mittagsstunden des Donnerstags lieferte
       Deutschland über mehrere Stunden hinweg Strom nach Frankreich, da die
       hiesigen Solarstromanlagen bis zu 30 Gigawatt erzeugten. Aber auch in
       Frankreich spielt die Photovoltaik inzwischen eine zunehmende Rolle: Mit
       immerhin sechs Gigawatt deckt sie aktuell in den Mittagsstunden rund zehn
       Prozent des französischen Bedarfs.
       
       Aktualisierung, 26.07., 15 Uhr: In einer früheren Version des Beitrags
       stand, Grohnde sei bereits abgeschaltet. Der Betreiber hatte die
       Abschaltung angekündigt, dann aber doch nicht umsetzen müssen.
       
       26 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.preussenelektra.de/de/die-preussenelektra/newsroom/pressemitteilungen/KWGWesertemperaturbedingtAbfahren.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
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