# taz.de -- Kolumne Blind mit Kind: Der blindenfreundlichste Urlaubsort
       
       > Autofahren ist nicht, Flughäfen sind Megastress. Wo also Urlaub machen
       > als blinde Eltern mit sehendem Kind? Es gibt eine einfache Antwort.
       
 (IMG) Bild: Klare Linienführung und man kommt mit dem Zug hin: das Ostseebad – hier Heiligendamm
       
       Sommer, Sonne, Kitaschließzeit – da ruft der Urlaub! Uns auch. Nur: Wohin
       soll es eigentlich gehen. Und wie? Das sind Fragen, die sich zweifelsohne
       auch sehende Eltern beantworten müssen, aber sich blind mit Kind ins
       Feriengetümmel zu stürzen, lässt einige zusätzliche Bedenken aufkommen.
       
       Das eigene Auto bis zum Rand mit Kinderspielzeug, Strandzubehör und so
       weiter vollpacken – fällt aus. Also jeder einen Rucksack schnappen und los
       geht’s – aber sich mit dem Stock durchs [1][Flughafenchaos] oder durch die
       fremde Urlaubsumgebung schlagen zu müssen, ist ja schon ohne womöglich
       quengelndes Kind im Gepäck alles andere als erholsam.
       
       An einer geführten Gruppenreise mit Assistenzangebot teilzunehmen, ist
       wiederum blinden-, aber nicht sonderlich kinderfreundlich. Sich selbst
       sehende „Assistenz“ mitzunehmen, bedeutet einen tiefen Griff in den
       Geldbeutel, wenn man dafür jemanden engagiert. Wenn man hingegen eine
       Freundin fragt, birgt das unberechenbares zwischenmenschliches
       Konfliktpotenzial – weil sich die Freundin doch ausgenutzt fühlt oder
       überfordert ist. So und so ist das Problem: Man ist als Familie im
       Familienurlaub dann nie allein.
       
       Alles zu kompliziert – wir wollen doch nur mal schnell raus aus der Stadt!
       Und so ist unser gleichermaßen kinderfreundliches wie [2][barrierearmes]
       Reiseziel für total selbstbestimmten Urlaub schnell gefunden, und schon
       sitzen wir im Regionalexpress Richtung mecklenburgische Ostseeküste.
       
       ## Das Kind nie aus den Ohren lassen
       
       Orientierungstechnisch bestechen Seebäder nämlich durch ihre klare
       Linienführung: Strand, Promenade, Flanier- und Shoppingmeile mit
       Querverstrebungen dazwischen. Essen gibt es überall – man muss nur fragen,
       vor welchem Etablissement man gerade steht! Die Sorge, unterwegs
       Attraktionen zur Kinderbespaßung zu verpassen, ist unbegründet. Schon
       vierjährige Kinder entdecken zielsicher Spielplätze und andere
       „Elternfallen“ wie überteuerte Bungie-Trampolinanlagen oder
       Touristenbähnchen aus Kilometern Entfernung!
       
       Am Strand empfiehlt sich ein Lagerplatz in Wassernähe, um das spielende
       Kind nicht aus den Ohren zu lassen. Das ist mit der riesigen Buddelkiste
       und den vielen anderen Kindern dann vollauf beschäftigt und will nur ab und
       an ins Wasser begleitet werden. Wellenhüpfen gut, alles gut!
       
       Wir sind zufrieden mit unserem assistenzfreien Vater-Mutter-Kind-Urlaub.
       Leider finden wir unsere Handtücher erst nicht wieder, weil das Kind nur
       „Mama, kalt!“ schreit, anstatt zu gucken, und der Hund hat seinen Posten
       verlassen, um uns nach unserem todesmutigen Badegang zu begrüßen … Na ja,
       es kann halt nicht alles perfekt sein! Irgendwann aber erkennt das wedelnde
       Hilfsmittel das Problem und führt uns zurück.
       
       Fazit: Was im Alltag klappt, geht auch im Urlaub, durchfragen kostet
       nichts. Und wer ein Kind dabei hat, findet auch den Eisladen.
       
       18 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannah Reuter
       
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