# taz.de -- Proteste gegen Auslieferungsgesetz: Hongkonger wieder auf der Straße
       
       > Zwar hat Hongkongs Regierungschefin den umstrittenen Gesetzesplan
       > zunächst auf Eis gelegt. Das reicht den Menschen aber nicht. Ein
       > Demonstrant stirbt.
       
 (IMG) Bild: Demonstranten am Sonntag in Hongkong
       
       Hongkong dpa | Trotz einer [1][Ankündigung der Hongkonger Regierung], ein
       umstrittenes Gesetz zur Auslieferung mutmaßlicher Straftäter an China auf
       Eis zu legen, hat am Sonntag ein neuer Protestzug in Hongkong begonnen.
       Demonstranten versammelten sich am Nachmittag (Ortszeit) im Viktoria Park,
       um an einem großen Protestmarsch durch das Zentrum der chinesischen
       Sonderverwaltungszone teilzunehmen.
       
       Der Protestveranstalter Civil Human Rights Front teilte mit, die Kundgebung
       sei erforderlich, weil die Regierung ihre Pläne für das umstrittene
       Auslieferungsgesetz nicht komplett gestoppt habe. Die Demonstranten
       forderten Regierungschefin [2][Carrie Lam] zum Rücktritt auf.
       
       Nach schweren Protesten in den vergangenen Tagen hatte Lam am Samstag
       angekündigt, Beratungen über das Gesetz vorerst auszusetzen. Sie begründete
       ihre Entscheidung damit, dass es in der Öffentlichkeit immer noch Bedenken
       und Zweifel an der Gesetzesvorlage gebe. Außerdem müsse in der Stadt wieder
       Ruhe herrschen. Lam hatte das Gesetz zuvor strikt verteidigt.
       
       Das Auslieferungsgesetz würde Hongkongs Behörden erlauben, von China
       verdächtigte und gesuchte Personen an die Volksrepublik auszuliefern.
       Kritiker warnen, Chinas Justiz sei nicht unabhängig und diene als Werkzeug
       der politischen Verfolgung. Auch drohten Folter und Misshandlungen.
       
       [3][Am vergangenen Wochenende] hatten nach unterschiedlichen Schätzungen
       zwischen Hunderttausenden und einer Million Hongkonger gegen das Vorhaben
       der Regierung demonstriert. Danach kam es am Mittwoch zu schweren
       Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten, bei denen 81 Menschen
       verletzt wurden.
       
       „Ich denke, die Mehrheit der Menschen in Hongkong wird eine vorübergehende
       Aussetzung nicht akzeptieren“, sagte Demonstrant Thomas Hong, der seit
       Tagen an einem Hungerstreik vor dem Hongkonger Regierungssitz teilnimmt.
       
       Am Sonntag trugen viele der Demonstranten schwarze T-Shirts. Zudem teilten
       Aktivsten weiße Blumen aus, mit denen einem am Vortag gestorbenen
       Demonstranten gedacht werden sollte.
       
       Hongkongs Polizei teilte auf Anfrage mit, dass es sich um einen Selbstmord
       gehandelt habe. Wie lokale Medien berichteten, war der Mann am Samstag auf
       ein Baugerüst an einem Einkaufszentrum geklettert, wo er zunächst
       Protestbanner gegen das Gesetz für Auslieferungen an China und
       Regierungschefin Carrie Lam anbrachte.
       
       Nachdem er mehrere Stunden auf dem Gerüst ausharrte, kletterte er über die
       Brüstung und stürzte in die Tiefe. Zuvor versuchten Rettungskräfte den
       35-Jährigen zu überzeugen, herunterzuklettern. Auf Fotos ist ein gelbes
       Luftkissen zu sehen, dass die Feuerwehr vor dem Gerüst entfaltet hatte.
       Hongkonger legten später Blumen vor dem Einkaufszentrum nieder.
       
       Die Demonstration am vergangenen Wochenende war nach Einschätzung von
       Beobachtern die größte in Hongkong seit dem Protest gegen die blutige
       Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking vor drei Jahrzehnten am 4.
       Juni 1989.
       
       Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China nach
       dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ als eigenes Territorium autonom
       regiert. Anders als die Menschen in der Volksrepublik genießen die
       Hongkonger nach dem Grundgesetz der chinesischen Sonderverwaltungsregion
       das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und
       Versammlungsfreiheit.
       
       16 Jun 2019
       
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       nicht.