# taz.de -- Die Wahrheit: Hundescheiße an Fußballschuhen
       
       > Nicht nur Weltverbände wie die Fifa haben ihre korrupten Funktionäre,
       > auch der kleine irische Verband FAI hat einen Spezialisten in seinen
       > Reihen.
       
       Vorige Woche bestätigte der Weltfußballverband Fifa, dass die
       Weltmeisterschaft 2022 trotz alledem in Katar ausgetragen werde. Warum auch
       nicht? Wenn man den Wüstensöhnen das Turnier nicht weggenommen hat, weil
       ein paar Hundert Arbeitsmigranten beim Stadionbau ums Leben gekommen sind,
       wird man das wegen des korrupten Platini und Konsorten erst recht nicht
       tun.
       
       Weil es im Sommer dort ziemlich heiß ist, findet die Weltmeisterschaft im
       November und Dezember statt. Sollen die nationalen Verbände ihre Spielpläne
       eben anpassen. Für den Afrika-Cup gilt das allerdings nicht. Der Verband
       hat beschlossen, die Meisterschaft aus Rücksicht auf die europäischen Ligen
       im Sommer auszutragen. Die Afrikaner sind Hitze doch gewöhnt. Vorigen
       Freitag ging es los, für diese Woche werden Temperaturen um die 40 Grad
       erwartet, aber man gewährt den Spielern in der 30. und 75. Minute jeweils
       drei Minuten Abkühlpause. Die kann der Verband mit Werbung überbrücken.
       Dabei springen sicher ein paar Autos für die Funktionäre heraus.
       
       Aber man muss gar kein großer Verband sein, um schmierige Geschäfte zu
       machen. Selbst Funktionäre von Fußballzwergen wissen, wie das funktioniert.
       In Irland zum Beispiel. Die Nationalmannschaft spielt so verschnarcht, dass
       Ärzte ihren Patienten mit Schlafstörungen inzwischen Eintrittskarten für
       Länderspiele verschreiben. Doch wenigstens sind die Funktionäre Weltklasse,
       wenn es um zwielichtige Machenschaften geht. John Delaney war vierzehn
       Jahre lang Geschäftsführer des irischen Verbands FAI. 2012 kürzte er allen
       Angestellten das Gehalt um 10 Prozent, auch sein eigenes. Aber dann kam
       heraus, dass ihm der Verband stattdessen die Miete von 3.000 Euro im Monat
       bezahlte – zusätzlich zu seinem Jahreseinkommen von 360.000 Euro.
       
       Weil der Verband deswegen in finanzielle Schwierigkeiten geriet, gewährte
       Delaney ihm ein dubioses Darlehen über 100.000 Euro. Die anderen Mitglieder
       des FAI-Vorstands hatten davon angeblich keine Ahnung, sodass ein
       parlamentarischer Ausschuss eine Untersuchung einleitete. Viel Licht
       brachte man nicht in die Sache, da Delaney auf jede Frage im Stil eines
       Kleinkinds antwortete: „Das sage ich nicht.“
       
       Der Ausschuss empfahl, dass der gesamte Vorstand zurücktreten solle, aber
       die Herrschaften kleben an ihren Posten wie Hundescheiße an Fußballschuhen.
       Laut Satzung sollen Vorstandsmitglieder nach spätestens acht Jahren
       ausgetauscht werden, aber die meisten sind weit länger im Amt, um
       „Kontinuität zu wahren“, wie es heißt. Kontinuität im Abkassieren?
       
       Im März trat Delaney als Geschäftsführer dann doch zurück. Als Ersatz schuf
       man für ihn den neuen Posten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden,
       der Irland bei der Fifa repräsentiert – ein kluger Schachzug: Delaney kann
       dort sein trübes Geschäftsgebaren perfektionieren.
       
       24 Jun 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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