# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Die Lust an der Abstraktion
       
       > Die Karl Oskar Gallery zeigt Malerei und Skulpturen von „Killer Abstract
       > Women“. Die taz sprach mit den Kurator*innen.
       
 (IMG) Bild: Killer Abstract Women, 2019, Ausstellungsansicht Karl Oskar Gallery
       
       Wie die Haut aus Acrylspuren, die [1][Nina Rodin] von ihrer Palette
       geborgen hat, genüsslich über ein paar Pinseln in einem Glas zerfließt, ist
       nicht nur äußerst lustvoll, sondern auch ein cleverer Trick, der abstrakten
       Malerei eine neue, nichtfigürliche Körperlichkeit zu verleihen.
       
       Die „Studio Muses“ getaufte Schicht hat sich mit der Zeit bis zum Zerreißen
       gespannt und schickt je nach Blickwinkel leuchtende und pastellige Farben
       aufeinander los. Spannung, Clash und Farbintensität – die Wirkungskräfte,
       die bei Rodin am Werk sind, ziehen sich durch die Gruppenausstellung in der
       [2][Karl Oskar Gallery].
       
       Kuratiert von Amrita Dhillon und Peter Wilde, versammelt „Killer Abstract
       Women“ außerdem Arbeiten von [3][Claudia Chaseling], [4][Heike Gallmeier],
       [5][Katharina Grosse], [6][Silke Kästner], [7][Gisela Kleinlein],
       [8][Sabine Tress] und [9][Deborah Wargon]. And killing it, they are: Drei
       dicht gehängte Ölgemälde auf tiefen Keilrahmen von Sabine Tress triefen
       förmlich unter dem pastosen Farbauftrag. Auch „Streaming both ways“ von
       Claudia Chaseling knallt mit seinen Aluminiumschichten regelrecht von der
       Wand.
       
       Die Malerin [10][Amy Sillman] schrieb einmal, der Abstrakte Expressionismus
       täte ihr ob der vielen Macho-Klischees, die ihm angelastet werden, fast
       leid, denn solche Kritik schreibe die Gender-Überladung erst fest. Wie hier
       in der Galerie mit Killer Instinct die Lust an Material und Form
       herausgekehrt wird, ist die alternative Erzählung, die Sillman im Sinn
       hatte – todsicher.
       
       ## Einblick (778): Amrita Dhillon, Künstlerin / Galerieleiterin, Peter
       Wilde, Künstler / Galerist 
       
       taz: Welche Ausstellung in Berlin hat euch zuletzt an- oder auch aufgeregt?
       Und warum? 
       
       Amrita Dhillon: CFA zeigt totemisch-symbolische Figuren von Tal R.
       Faszinierend war es, die ungewöhnliche Palette von „verschmutzten“
       Grundfarben live zu sehen.
       
       Peter Wilde: Die vergangene André-Butzer-Ausstellung bei Max Hetzler hat
       bewiesen, dass man Kunstwerke wirklich vor Ort sehen muss, um die Größe,
       Textur und Details der Arbeit zu begreifen.
       
       Welchen Klub oder kulturellen Ort in Berlin könnt ihr empfehlen? 
       
       AD: Das Mahnmal im Treptower Park. Die Stimmung ändert sich je nach
       Jahreszeit und Tageszeit drastisch.
       
       PW: Als enthusiastische Liebhaber der deutschen Malerei von 1850 bis zur
       Moderne, verbringen mein Partner und ich viel Zeit in der Alten
       Nationalgalerie.
       
       Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet euch zurzeit
       durch den Alltag? 
       
       AD: „Jamaica Inn“ von Daphne du Maurier (1936), ein finsterer gotischer
       Albtraum in Cornwall. Eine gruselige großartige Studie über das Böse.
       
       PW: „I Love Dick“, von Chris Kraus, ein quasi aus dem Stehgreif zum
       Klassiker gewordener feministischer Künstlerroman.
       
       Was ist euer nächstes Projekt? 
       
       „Photospiel“, eine Ausstellung in der Karl Oskar Gallery in diesem Herbst,
       die sich mit dem Spiel zwischen Fotografie und Malerei beschäftigt – u.a.
       mit Werken von Arnulf Rainer, Dieter Roth, Sigmar Polke und Robert
       Rauschenberg.
       
       Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht euch am meisten
       Freude? 
       
       AD: Mein Projektor. Ich genieße es, Vintage-Filme auf einer Leinwand
       projiziert anzusehen, anstatt auf dem Bildschirm.
       
       PW: Ich laufe jeden Tag durch den Park in Alt-Tempelhof zu unserer Galerie.
       Es gibt dort eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert neben einem großen
       Ententeich mit einer Brücke und Wasserfällen. Welch Privileg!
       
       Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg
       immer donnerstags in der Printausgabe der taz.
       
       21 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.ninarodin.com/
 (DIR) [2] https://www.karloskargallery.com
 (DIR) [3] http://www.claudiachaseling.com/
 (DIR) [4] http://heikegallmeier.de/
 (DIR) [5] https://www.katharinagrosse.com/
 (DIR) [6] http://www.silkekaestner.de/
 (DIR) [7] http://www.giselakleinlein.de/
 (DIR) [8] http://www.sabinetress.de/
 (DIR) [9] http://www.deborahwargon.com/
 (DIR) [10] https://www.amysillman.com/pages/writing_1.php
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Noemi Molitor
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Einblick
 (DIR) Abstrakte Malerei
 (DIR) Kunst und Abstraktion
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA