# taz.de -- Sexuelle Gewalt in der Kirche: EKD untersucht Missbrauch
       
       > Die Evangelische Kirche richtet eine Anlaufstelle für Opfer sexueller
       > Gewalt in den eigenen Reihen ein. Die meisten Betroffenen waren wohl
       > Heimkinder.
       
 (IMG) Bild: Späte Aufklärung: Die Evangelische Kirche Deutschland reagiert auf Missbrauchsvorwürfe
       
       Hannover taz | Der Name ist Programm: help (helfen) nennt die Evangelische
       Kirche Deutschland (EKD) eine neue Anlaufstelle für Opfer sexueller Gewalt
       in den eigenen Reihen. Help wende sich an jene Opfer, die nicht mit einer
       Beratungsstelle reden möchten, die an die evangelische Kirche angebunden
       ist, sagte Kirsten Fehrs, Bischöfin der Nordkirche und Sprecherin des
       Missbrauchsbeauftragtenrats ihrer Kirche, am Dienstag in Hannover.
       
       Damit reagiert die EKD auf Missbrauchsvorwürfe, [1][die es nicht nur in der
       katholischen Kirche, sondern auch in protestantischen Kreisen gibt].
       Aktuell spricht die Kirche von 600 Opfern. Allen sei aber klar, dass es
       weitaus mehr sind, sagte Fehrs. Die bekannten Fälle sind überwiegend in der
       Diakonie angesiedelt, zwei Drittel der Übergriffe mussten Heimkinder
       erleiden.
       
       Sexuelle Gewalt in evangelischen Einrichtungen unterscheidet sich von denen
       in katholischen Schulen und anderen Kircheneinrichtungen vielfach. Waren
       Opfer katholischer Ordensträger mitunter erst zehn Jahre alt oder sogar
       noch jünger, übten evangelische Pfarrer Gewalt vornehmlich an Jugendlichen
       ab 14 Jahren aus. Sie manipulierten ihre Opfer stark mit Bekundungen wie
       „wahrer Liebe“ und „Wir haben eine Beziehung“, so dass die Opfer den
       dahinter verborgenen Missbrauch erst viel später erkannten, erzählt Kerstin
       Claus, Mitglied im Betroffenenrat beim Bundesmissbrauchsbeauftragten
       Johannes-Wilhelm Rörig in Berlin.
       
       Während in katholischen Einrichtungen wie im Berliner Canisius-Kolleg oder
       bei den Regensburger Domspatzen reihenweise sexuelle Gewalt verübt wurde,
       blieben Opfer in evangelischen Einrichtungen häufig Einzelfälle. Das mache
       die Aufarbeitung und Strafverfolgung mitunter schwierig, weiß Claus: „Es
       gibt kaum Zeugen, häufig steht Aussage gegen Aussage.“
       
       ## Strukturen aufdecken
       
       Um die Strukturen, die sexuelle Gewalt ermöglichen, aufzudecken und
       aufzuarbeiten, hat die Synode der EKD im vergangenen Herbst einen
       11-Punkte-Plan beschlossen. Der Plan sieht unter anderem verschiedene
       Studien vor, in die nicht nur die 20 Landeskirchen einbezogen werden
       sollen, sondern ebenso die Diakonie, Kirchenmusikeinrichtungen, Kitas und
       selbst Menschen in Ehrenämtern. Auf erste Ergebnisse hofft die EKD für Ende
       2021. Das Vorhaben finanziert die EKD mit 1,3 Millionen Euro.
       
       Auch help wird von der EKD bezahlt. Die telefonische Anlaufstelle mit der
       Nummer 0800-504 01 12 ist ab 1. Juli besetzt, berät anonym und nach
       vorheriger Terminvergabe. Die Beratungsstelle verstehe sich als
       „Dienstleister“ und sei strukturell nicht mit der EKD verbunden, versichert
       Bischöfin Fehrs. Die Aufarbeitung von sexueller Gewalt sei enorm wichtig,
       „sonst können wir als Kirche nicht mehr glaubwürdig sein“.
       
       In den Augen der Betroffenen Kerstin Claus kommt der Aufklärungswille
       ohnehin zu spät. Sie sagt: „Die evangelische Kirche hat die Anfänge der
       Aufarbeitung 2010 komplett verschlafen.“
       
       12 Jun 2019
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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