# taz.de -- Kommentar Asia Bibis Asyl: Schutz bleibt nötig
       
       > Die Christin Asia Bibi hat in Kanada Asyl erhalten. Doch ihr Alltag wird
       > weiterhin nicht einfach sein. Ihr Fall weist auf größere Probleme hin.
       
 (IMG) Bild: Asia Bibi war wegen Blasphemie in Pakistan zum Tode verurteilt
       
       Die in Pakistan knapp der Todesstrafe entgangene Christin Asia Bibi dürfte
       in ihrem [1][Asylland Kanada] künftig sicherer leben als in ihrer alten
       Heimat. Dort wollten radikale Islamisten an ihr ein Exempel statuieren und
       sie töten. Doch so völlig unbeschwert dürfte das neue Leben für die
       fünffache Mutter auch in Kanada nicht werden. Auch dort werden die Behörden
       sie bewachen, sie womöglich mit einer neuen Identität ausstatten und an
       einem unbekannten Ort verstecken müssen, um sie vor Vertretern des
       religiösen Hasses zu schützen.
       
       Der Fall Asia Bibi demonstriert nicht nur den Wahnsinn wachsender
       religiöser Intoleranz. Er zeigt auch, wie in Pakistan die vom früheren
       Militärdiktator Zia ul-Haq geförderte Macht radikaler Islamisten völlig aus
       dem Ruder gelaufen ist. Denn heute setzen feige und opportunistische
       Politiker diese Anbiederung fort. So erteilte etwa der jetzige
       Premierminister Imran Khan, der einst als ein playboyhafter
       westlich-orientierter Lebemann galt, vor einem Jahr im Wahlkampf einer
       Reform der häufig missbrauchten Blasphemiegesetze eine deutliche Absage.
       
       Statt die verbrieften Rechte bedrohter Minderheiten klar zu verteidigen,
       wird dem Terror lautstarker Extremisten nachgegeben und das ganze Land von
       diesen als Geisel genommen. Diese Extremisten werden aber erst dann
       zufrieden sein, wenn sie jeden, der ihren Irrglauben nicht teilt, zum
       Schweigen gebracht und sich selbst zur obersten moralischen Instanz gemacht
       haben.
       
       Ein Beispiel für diese Gefahr ist der Selbstmordanschlag auf den
       sufistischen Data-Darbar-Schrein in Lahore vom Mittwoch. Ein Splittergruppe
       der Taliban hatte die Verantwortung übernommen. An dieser islamischen
       Stätte hatten schon 2010 zwei Selbstmordattentäter Dutzende muslimische
       Gläubige getötet und verwundet.
       
       Das pakistanische Beispiel lehrt auf drastische Weise, wie wichtig es ist,
       Hass und Intoleranz frühzeitig und entschieden entgegenzutreten und
       Minderheitenrechte klar und deutlich zu verteidigen. Dies ist in Pakistan
       wegen des verbreiteten Opportunismus immer schwieriger geworden.
       
       9 May 2019
       
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