# taz.de -- Gewalt an Berliner Schulen: Grundschulen im Fokus
       
       > Berliner Schulen melden einen steigenden Hilfebedarf bei Gewaltvorfällen,
       > zeigt eine Evaluation der Meldezahlen. Cybermobbing kommt zunehmende
       > Bedeutung zu.
       
 (IMG) Bild: Tatort Schulhof: Seit Jahren wird in Berlin über steigende Gewaltmeldungen diskutiert
       
       Die Gewaltbereitschaft an Berliner Schulen nimmt ab, insbesondere
       körperliche Gewalt spielt weniger oft eine Rolle. Zugleich kommt
       Cybermobbing aber auch Gewalt unter GrundschülerInnen eine wachsende
       Bedeutung zu.
       
       Das sind die wichtigsten Erkenntnisse zu Schulgewalt, die Bildungssenatorin
       Sandra Scheeres (SPD) am Montag vorstellte. Experten hatten das
       [1][Meldeverhalten der Schulen] im Zeitraum September 2016 bis 2017
       evaluiert um herauszufinden: Warum melden Schulen Vorfälle? Und bedeuten
       mehr gemeldete Gewaltvorfälle tatsächlich auch ein größeres Gewaltproblem
       an den Schulen?
       
       „Natürlich können wir [2][das öffentliche Interesse] an dem Thema
       nachvollziehen“, sagte Scheeres. Und natürlich habe auch sie dringend
       wissen wollen: „Wie sind die Zahlen zu bewerten?“
       
       Seit Jahren steigen die Meldungen über Gewaltvorfälle. Wurden im Schuljahr
       2010/11 noch rund 1.500 Fälle gemeldet, waren es 2016/17 knapp 4.000. Bei
       der Frage nach dem „Warum“ dreht man sich aber beharrlich im Kreis: Gibt es
       wirklich mehr Schulhofgewalt? Oder melden die Schulen nur einfach mehr von
       dem, was zuvor im Dunkeln blieb?
       
       „Mehr Schulen melden mehr reale Fälle“, sagt Albrecht Lüter von der
       Arbeitsstelle Jugendgewaltprävention, die an der Evaluation beteiligt war.
       Geschlecht und Herkunft der SchülerInnen oder die Kiezlage der Schulen
       seien dabei allerdings keine bestimmenden Parameter. Und ein erhöhter
       Sensibilisierungsgrad – durch Prävention und Lehrerfortbildungen – sei ein
       Grund, könne aber auch nicht zur Gänze die gestiegenen Meldezahlen
       erklären.
       
       ## Fokus auf die Grundschulen
       
       „Die Grundschulen sind ein zentraler Punkt“, sagt Lüter. „Rechnet man die
       raus, sähe die Statistik anders aus.“ Über die Hälfte der Gewaltmeldungen
       2016/17 kam aus den Grundschulen. Das könne man so interpretieren, dass
       diese zuletzt verstärkt in den Fokus von Präventionsarbeit rückten. „Wir
       wissen, dass wir in der Kita anfangen müssen – sonst verfestigen sich
       Verhaltensweisen“, sagte Scheeres.
       
       Man kann daraus aber auch einen größeren Hilfebedarf lesen: Scheeres
       kündigte an, zum kommenden Schuljahr zusätzliche Stellen für
       Schulsozialarbeit in der Grundstufe schaffen zu wollen. Auch das
       Meldeverfahren soll überarbeitet werden. Es fehle zum Beispiel eine
       Kategorie für [3][Cybermobbing], sagte Scheeres: „Das ist das, was früher
       die körperliche Gewalt war.“
       
       Grundsätzlich empfinden die Schulleitungen das Meldeverfahren als
       hilfreich, hatte eine Befragung von 337 Schulleitungen ergeben: Sie nutzten
       es zum einen als „Signal gegenüber Eltern und Schülern“, zum anderen als
       Signal nach außen, sagte Co-Evaluator Markus Koetzle: „Die Botschaft ist:
       Wir brauchen mehr Unterstützung als früher.“
       
       Insbesondere wünschen sich die Schulen nicht nur Beratung, sondern
       „unmittelbare Entlastung“ seitens Schulpsychologie und Jugendämtern „im
       Sinne der Übernahme von schwierigen Fällen“. Das dürfte schwierig werden:
       Die bezirklichen Jugendämter sind selbst chronisch überlastet.
       
       14 May 2019
       
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