# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien: Patt und Stichwahl
       
       > Nach dem ersten Wahlgang ist offen, ob sich die Bürger Nordmazedoniens
       > für eine größere Annäherung an die EU entscheiden werden.
       
 (IMG) Bild: Studium der Wahllisten in Skopje
       
       Split taz | Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien
       ist es zum Patt zwischen den beiden politischen Lagern gekommen. Keiner der
       Kandidaten konnte mehr als 50 Prozent der Stimmen der rund 1,8 Millionen
       Wähler auf sich vereinigen. Damit kommt es zur Stichwahl am 5. Mai.
       
       Für die regierenden Sozialdemokraten war Stevo Pendarovski angetreten. Die
       parteilose Gordana Siljanovska-Davkova wird von der nationalistischen
       Oppositionspartei VMRO-DPMNE unterstützt. Beide erreichten zwischen 42 und
       43 Prozent der Stimmen mit leichten Vorteilen für den Sozialdemokraten. Auf
       den dritten Kandidaten, den von der albanischen Minderheit unterstützten
       Blerim Reka, entfielen rund elf Prozent. Der bisherige Staatschef Djordje
       Ivanov durfte nach zwei Amtsperioden nicht erneut antreten.
       
       Die Wahlbeteiligung lag bei niedrigen 41 Prozent. Mindestens 40 Prozent der
       Wähler müssen an die Urnen gehen, um die Wahlen als gültig zu
       qualifizieren. Doch Beobachter gehen davon aus, dass sich die
       Wahlbeteiligung sich im zweiten Wahlgang erhöhen wird.
       
       Die Umbenennung des Staates in Nordmazedonien wühlt immer noch die Gefühle
       der Bevölkerung auf. Der von Griechenland provozierte Namensstreit
       blockierte das Land seit Beginn des neuen Jahrtausends, Schritte hin zur
       Integration in die EU und die Nato zu unternehmen. Die Premierminister
       Mazedoniens und Griechenlands Zoran Zaev und Alexis Tsipras gelang es im
       Vorjahr, die nationalistischen Mehrheiten in ihren Ländern zu überwinden.
       
       ## Stichwahl als Integrationsvotum
       
       Die Umbenennung Mazedoniens in Nordmazedonien öffnete den Weg nach vorn.
       Mit den Verhandlungen mit Griechenland und der Umbenennung sind die
       wesentlichen Hürden nun beseitigt, weil Griechenland jetzt die Integration
       des Landes unterstützt. Nachdem Griechenland seinen früheren Widerstand
       aufgegeben hat, soll Nordmazedonien in Kürze als 30. Mitglied der Nato
       beitreten und wird wahrscheinlich noch in diesem Juni ein Datum für den
       Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen erhalten.
       
       Setzt sich in der Stichwahl der Regierungskandidat Stevo Pendarovski durch,
       kann Zaev die angestrebten Annäherung an die EU forcieren. Gewinnt
       Pendarovskis konservative Gegenspielerin, die Verfassungsrechtlerin Gordana
       Siljanovska, wäre das ein Votum gegen die Namensänderung und damit – auch
       in den Augen der meisten diplomatischen Vertreter in Skopje – ein
       Rückschritt für die gesamte Gesellschaft.
       
       Die Aussichten für Stevo Pendarovski zu gewinnen, stehen aber gut. Denn
       ausschlaggebend für den Wahlsieg wird die Haltung der albanischen
       Minderheit sein. Die Albaner und auch die im Raum Skopje zahlenmässig
       starke Romabevölkerung haben das Interesse, die Integration des Landes in
       die EU voranzutreiben.
       
       22 Apr 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erich Rathfelder
       
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