# taz.de -- Protest für Rekommunalisierung: Alte Kreuzberger Schule
       
       > AnwohnerInnen kämpfen für die Rekommunalisierung eines alten
       > Schulgebäudes am Görlitzer Park. Der Eigentümer will 20 Millionen Euro.
       
 (IMG) Bild: In Kreuzberg kann auf jahrelange Erfahrung im Kampf gegen Gentrifizierung zurückgegriffen werden
       
       „Was wünscht Ihr Euch für die G51?“ So lautete die Frage auf einem
       Transparent, das vor dem Eingang der Görlitzer Straße 51 ausgebreitet ist.
       Zahlreiche PassantInnen schreiben Vorschläge dazu: „Eine Kita“, Räume für
       Jugendliche“. Nachbarschaftsinitiativen hatten am Dienstagnachmittag zu
       einer Kundgebung vor dem Haus in Kreuzberg eingeladen. Die 1890 erbaute
       einstige Schule solle ein Haus der solidarischen Nachbarschaft werden,
       lautet ihre Forderung.
       
       Bis 2005 befand sich in dem Gebäude direkt am Görlitzer Park die
       Kurt-Held-Grundschule, die 2005 wegen Sinkens der SchülerInnenzahl
       geschlossen wurde. 2007 war es dann für 3 Millionen Euro privatisiert und
       später mit erheblichen Preissteigerungen mehrmals weiterverkauft worden.
       Zuletzt wurde das Haus mit einer Nutzfläche von etwa 4.300 Quadratmeter von
       der privaten Esmod-Modeschule genutzt. Seit einem Jahr steht es leer.
       
       Aktuell gehört das Gebäude einer Firma, hinter der der Immobilienentwickler
       Klaus Engelbrecht-Schnür steht.
       
       Seit 2017 versuchen Kreuzberger Stadtteilinitiativen, die ehemalige Schule
       über eine Stiftung zurückzukaufen. Doch der Eigentümer verlangt 20
       Millionen Euro. Magnus Hengge von der Stadtteilinitiative Bizim Kiez
       stellte auf der Kundgebung einen Plan für die Rekommunalisierung des
       Gebäudes vor.
       
       Das Bezirksamt soll demnach einen neuen Bebauungsplan aufstellen, in dem
       das Gebäude wieder die ursprüngliche Zweckbestimmung Schule erhält. Damit
       wäre das Haus auch für Kitas nutzbar. Ein solcher Plan würde den Eigentümer
       deutlich in den Verwertungsmöglichkeiten einschränken und damit den
       erzielbaren Preis vermutlich senken, erläutert Hengge. „Dann wäre der Senat
       an der Reihe, den EigentümerInnen ein Angebot zu machen, das diese nicht
       mehr ablehnen können.“
       
       Doch die über 150 KundgebungsteilnehmerInnen vertrauen mehrheitlich eher
       auf die Stadtteilarbeit als auf die Politik. Eine Bewohnerin des
       Nachbarhauses, der Görlitzer Straße 49, berichtet über ihren langjährigen
       Kampf gegen die Verdrängung. Dabei habe sie die BezirkspolitikerInnen oft
       eher als GegnerInnen denn als PartnerInnen erlebt.
       
       Auch ein Vertreter der neu gegründeten Initiative „Eigenbedarf kennt keine
       Kündigung“ sprach sich für mehr Druck von der Straße aus.
       
       „Für uns bedeutet Eigenbedarf das Grundrecht auf Wohnen und nicht immer
       mehr Profit“, erläutert bei der Kundgebung ein Redner den Namen der
       Initiative. „Wir sollten regelmäßig auf der Straße gehen, wie 2015“, sagt
       eine Kundgebungsteilnehmerin.
       
       Im Sommer 2015 hatte die Initiative Bizim Kiez mit wöchentlichen
       Kundgebungen im Wrangelkiez gegen die Kündigung eines Gemüseladens
       protestiert. Den Laden hat der Betreiber mittlerweile aus gesundheitlichen
       Gründen aufgegeben. Doch der Protest hat die solidarische Nachbarschaft im
       Wrangelkiez gestärkt. Viele der damaligen AktivistInnen waren am
       Dienstagnachmittag auch bei dem Protest vor der Görlitzer Straße 51 dabei.
       
       8 May 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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