# taz.de -- Hauptversammlung von Bayer: Der Chef kämpft um seinen Job
       
       > Schüler, Imker, Investoren: Bei der Hauptversammlung des Chemieriesen
       > gibt es viele Proteste, nicht zuletzt wegen der Monsanto-Übernahme.
       
 (IMG) Bild: Werner Baumann auf der Hauptversammlung von Bayer in Bonn
       
       Bonn taz | Vor der Tür Proteste von Klimaschützern, Landwirten, Imkern,
       Gentechnik- und Pestizidgegnern, im Saal mehr als 3.600 aufgebrachte
       Aktionäre: Bei der Hauptversammlung des Chemieriesen Bayer musste
       Vorstandschef Werber Baumann im „World Conference Center Bonn“ am Freitag
       um nicht weniger als seinen Job kämpfen. Denn die von dem 56-Jährigen
       vorangetriebene Übernahme des US-Biotechnikkonzerns Monsanto hat sich als
       die größte Wertvernichtung erwiesen, die ein DAX-Vorstand jemals hingelegt
       hat.
       
       63 Milliarden Dollar hat Baumann für Monsanto bezahlt. Der Kurs der
       Bayer-Aktie aber ist seit dem Kauf im Juni 2017 um fast 40 Prozent
       gefallen. Heute ist der Gesamtkonzern etwa so viel wert, wie Monsanto
       damals allein gekostet hat. Zumindest auf dem Papier hat Baumann damit in
       nur zehn Monaten mehr als 37 Milliarden Euro vernichtet.
       
       Der Grund dafür hat einen Namen: Glyphosat. Schon 2015 hat die
       Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation das weltweit
       meistverkaufte Pestizid als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.
       Glyphosat steckt in der Monsanto-Marke Roundup – und hat dem Bayer-Konzern
       in den USA eine Prozesslawine beschert: 13.400 Menschen klagen dort gegen
       den Konzern, machen Monsanto und damit jetzt Bayer für ihre
       Krebserkrankungen verantwortlich.
       
       Ihre Chancen stehen nicht schlecht. In zwei Fällen urteilten Jurys in San
       Francisco bereits, Glyphosat habe erheblich dazu beigetragen, dass die
       Kläger Dewayne Johnson und Edwin Hardeman am Non-Hodgkin-Lymphom, einem
       bösartigen Lymphdrüsenkrebs, leiden. Bayer-Chef Baumann erklärte bei der
       Hauptversammlung dagegen immer wieder, Glyphosat sei „bei sachgerechtem
       Gebrauch nicht krebserregend“. Die Prozessrisiken seien damit beherrschbar
       – erst am Mittwoch hat Bayer Berufung gegen das Urteil im Fall Dewayne
       Johnson eingelegt. Auch in allen weiteren Fällen werde sich der Konzern
       „entschieden verteidigen“, so der Vorstandschef.
       
       ## Protest und Blockaden
       
       Überzeugen konnte Baumann die Aktionärsvertreter damit nicht. „Bayer ist
       mit dem Monsanto-Virus infiziert“, klagte Ingo Speich, Vertreter des
       Großaktionärs Deka. Durch die heftigen Kursverluste sei Bayer zum
       „Spielball der Märkte“ geworden, dem Übernahme oder gar Zerschlagung drohe.
       Wie die Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis empfahl Speich deshalb,
       Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Für die Nichtentlastung warb
       auch der Analyst Janne Werning von Union Investment – und warnte angesichts
       der katastrophalen Umwelt- und Klimabilanz der neuen US-Tochter vor
       heftigen „Reputationsrisiken“ für Bayer.
       
       Wie die aussehen können, war schon vor der Tür der Hauptversammlung zu
       sehen: Eine vier Meter hohe Strohfigur, die Baumann mit voller Hose zeigte,
       hatte die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft dort aufgestellt.
       Darin enthalten: Die mehr als 13.400 Glyphosat-Klagen, dazu rund 5.000
       Klagen gegen das Pestizid Dicamba. Imker, die Insektizide wie Bayers
       Thiachloprid für das Bienensterben verantwortlich machen, schwenkten
       rauchende Pfeifen.
       
       Rund 500 junge Leute blockierten trotz Osterferien mit einer
       Fridays-for-Future-Demo große Teile des Vorplatzes zum Conference Center –
       und verwandelten den Zugang zur Hauptversammlung für viele der meist
       älteren Aktionäre zu einem Spießrutenlauf. „Kein Glyphosat auf unserem
       Salat“, skandierten die Klimaschützer dazu.
       
       Über Baumanns Entlastung abgestimmt wurde bis Redaktionsschluss nicht –
       insgesamt waren 64 oft extrem kritische Redebeiträge angekündigt. Rechtlich
       bindend ist eine Nichtentlastung zwar nicht. Folgen haben könnte ein
       Misstrauensvotum der Investoren dennoch: Bei der Deutschen Bank kündigten
       die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die 2015 mit gerade einmal 61
       Prozent entlastet worden waren, wenige Wochen später ihren Rücktritt an.
       
       26 Apr 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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