# taz.de -- Schweine vor Tierseuche schützen: Dänemark baut einen Zaun
       
       > Wildschweine könnten von Deutschland zum Nachbarn herüberlaufen und die
       > Schweinepest verbreiten. Kann ein Zaun das im Ernstfall verhindern?
       
 (IMG) Bild: Mediale Aufmerksamkeit bringt der dänische Grenzzaun schon mal
       
       Rendsburg taz | Unter einem winterblassen Himmel geht der Blick weit über
       Felder und Wiesen. Wo Deutschland und Dänemark aufeinander treffen, gibt es
       viel Platz für Mensch und Tier – eigentlich. Doch in wenigen Monaten wird
       sich entlang der Grenze [1][ein Zaun über die Felder ziehen]. An diesem
       Montag wurde an einem Wirtschaftsweg nahe dem Dörfchen Ellund der erste
       Pfahl gesetzt. Der Zaun soll Dänemarks Schweineställe [2][vor der
       Afrikanischen Schweinepest schützen], aber ExpertInnen bezweifeln, dass er
       das kann.
       
       70 Kilometer lang und 1,5 Meter hoch soll der Zaun werden, dazu einen
       halben Meter tief in die Erde reichen. Das Gittergerüst aus Stahl soll
       Wildschweine davon abhalten, von Schleswig-Holstein auf die dänischen Äcker
       zu wechseln, schließlich könnte eines der Tiere an der Afrikanischen
       Schweinepest, kurz ASP, erkrankt sein.
       
       Für Tobias Langguth, Sprecher des Umweltverbands BUND in
       Schleswig-Holstein, ist der Plan schlicht „Schwachsinn“. Denn gegen die
       Ausbreitung der Tierseuche helfe das Bauwerk nicht: „Es ist der Mensch, der
       die Erreger verbreitet“, so Langguth zur taz. Der Generalsekretär von WWF
       Dänemark, Bo Øksnebjerg, nannte den Plan auf Anfrage von dpa eine „wirklich
       schlechte Idee“. Und Wolfgang Stapelfeld, Landwirt und Kreisvorsitzender
       des Bauernverbands im Bereich Südtondern, sprach bei einer Ortsbesichtigung
       an der dänischen Grenze von „Symbolpolitik. Dänemark will zeigen, dass es
       wirklich alles gegen die Seuche tut.“
       
       ASP ist für Menschen harmlos, tötet aber so gut wie alle befallenen
       Schweine, egal ob Haus- oder Wildtiere. Seit Jahren breitet sich die Seuche
       aus. Allein in den ersten Wochen dieses Jahres wurden erkrankte Tiere unter
       anderem in Polen und Lettland gefunden. Europaweit gab es im vergangenen
       Jahr tausende Fälle.
       
       ## Ist nur ein Ferkel infiziert, müssen alle Schweine sterben
       
       Noch ist in Deutschland kein krankes Schwein entdeckt worden, aber die
       Landwirte sind besorgt: „Wenn ASP ausbricht, ist das eine Katastrophe“,
       sagte Stapelfeld. Betroffen wären konventionelle wie Bio-Betriebe, sagt
       Peter Boysen, Landesvorsitzender des Anbauverbands Bioland. Denn wird nur
       ein Schwein mit dem Pesterreger gefunden, muss der gesamte Bestand sterben.
       „Für Landwirte mit Herz und Seele ist das hart, wenn die Schweine sinnlos
       getötet werden wegen so einem blöden Virus.“
       
       In Dänemark mit seinen knapp sechs Millionen EinwohnerInnen werden 12,6
       Millionen Schweine gehalten, die meisten in Großstallungen. Wenn ASP
       ausbricht, müssten vermutlich hunderttausende Tiere gekeult werden –
       Schäden im Millionenbereich. Zudem würde der Export einbrechen – mit
       spürbaren Folgen für die Gesamtwirtschaft. Denn die Exporte von Ferkeln und
       Schweinefleisch bringen vier Milliarden Euro pro Jahr. Laut einem Bericht
       der Fachzeitung Fleischwirtschaft entspricht das fünf Prozent der dänischen
       Gesamtexporte.
       
       Die Krankheit sei „eine ernstzunehmende Bedrohung für die Tiere und den
       Schweinemarkt“, bestätigte Schleswig-Holstein Landwirtschafts- und
       Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) der Agentur dpa. Tatsächlich
       zeigt der im vergangenen Jahr vorgestellte Artenvielfaltsbericht einen
       deutlichen Anstieg von Wildschweinen im nördlichsten Bundesland. Über
       19.000 Tiere wurden in einem Jahr erlegt.
       
       Allerdings verirren sich die grau-behaarten Schweine fast nie in die
       waldlosen nördlichen Regionen Schleswig-Holsteins: Nur einige Dutzend
       wurden nahe der dänischen Grenze geschossen. Und sollte es doch einzelne
       Tiere geben, könnten die auch den Zaun passieren, der unter anderem an den
       Straßen zahlreiche Öffnungen hat. Naturschutzgruppen befürchten allerdings,
       dass andere Arten wie Rehe oder Marder die Durchlässe nicht so leicht
       finden und es dadurch zu vermehrter Inzucht auf beiden Seiten der Grenze
       kommt. So hat auch Minister Albrecht „erhebliche Zweifel an der
       Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit eines Zaunes“.
       
       Aber die Draußen-bleiben-Botschaft des Zauns passt zu anderen
       Entscheidungen, die das früher so liberale und weltoffene Dänemark in den
       vergangenen Jahren getroffen hat. Dabei ging es nicht um Tiere, sondern um
       Geflüchtete, denen das Land den Grenzübergang verbieten wollte.
       
       28 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geißlinger
       
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