# taz.de -- Karl-Valentin-Orden für Andreas Gabalier: Der Brunzen-und-Boden-Barde
       
       > Volksmusiker Andreas Gabalier soll einen Faschingsorden bekommen. Das
       > finden Valentin-Kenner*innen gar nicht lustig.
       
 (IMG) Bild: Tritt mühelos vor Zehntausenden auf: Der umstrittene Sänger Andreas Gabalier
       
       Berlin taz | Der eine ist ein feixender, muskulöser Volksmusiker, der
       andere war ein bösartiger Hypochonder und anarchistischer Avantgardist in
       der Verkleidung eines Volkssängers. Der eine füllt in München mühelos das
       Olympiastadion mit Zehntausenden Menschen und geht nach eigenen Angaben mit
       „der schwersten Bühne Europas“ auf Tour; der andere war ein Hungerkünstler
       und beklagte sich 1947, im Jahr vor seinem Tod: „Alle anderen mit Ausnahme
       der Eskimos und Indianer haben mehr Interesse an mir als meine
       ‚Landsleute‘.“
       
       [1][Andreas Gabalier, der Grazer Brunzen-und-Boden-Barde] mit französischen
       Vorfahren, und Karl Valentin, der aus Sachsen stammende Ur-Münchner, haben
       also auf den ersten Blick wenig gemeinsam – und auf jeden weiteren noch
       weniger. Dennoch will die älteste Münchner Faschingsgesellschaft, die
       Narrhalla, nun dem „Volkssänger 2.0“ am 2. Februar ihren
       Karl-Valentin-Orden verleihen – und an der Isar ist die Aufregung groß.
       
       Für Sabine Rinberger, Direktorin des Valentin-Musäums, passt Gabalier nicht
       zum Freigeist von Karl Valentin; Rechtsanwalt Gunter Fette, der im Auftrag
       der Familie Valentin den Nachlass verwaltet, [2][sagte der Münchner tz:]
       „Es ist nicht hinzunehmen, dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit
       faschistischen Symbolen wie dem nachgestellten Hakenkreuz auf dem CD-Cover,
       seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl
       Valentins in Verbindung gebracht wird.“
       
       Narrhalla-Vize Günter Malescha wird zur Erwiderung so zitiert:
       „Oberflächlich betrachtet entsteht für den ein oder anderen der Eindruck,
       Gabalier sei der rechten Ecke zugeneigt. Schaut man genau hin, ist das
       nicht haltbar. Auch dass er frauenfeindlich sein soll, ist Unsinn. 80.000
       Mädels in einem Stadion irren sicher nicht!“
       
       Damit ist alles gesagt, wer mehr sagen will, müsste sagen, dass den
       Karl-Valentin-Orden bisher schon Franz Josef Strauß (1977), Joseph
       Ratzinger (1989) und Jürgen Möllemann (1992) erhalten haben. Zu diesen
       Humor-Koryphäen passt Gabalier wie die Bremse auf den Kuhfladen. Wer da
       nicht dazugehören will, möge seinen Preis zurückgeben oder den Namen
       Valentin gerichtlich zurückklagen. Ein passendes Valentin-Zitat zu dieser
       Causa haben wir jedenfalls nicht gefunden.
       
       28 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Volksmusiker-Andreas-Gabalier/!5559115
 (DIR) [2] https://www.tz.de/muenchen/stadt/fasching-ere25872/andreas-gabalier-kragen-geplatzt-wirbel-um-preisverleihung-in-muenchen-11509945.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Andreas Gabalier
 (DIR) Homophobie
 (DIR) Volksmusik
 (DIR) Karl Valentin
 (DIR) Volksmusik
 (DIR) Abenteuerliche Musik
 (DIR) Studie
 (DIR) Österreich
 (DIR) Österreich
 (DIR) Sänger
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) NDR-Interview mit Andreas Gabalier: Mehr Fan als Journalist
       
       Ist Volksmusiker Andreas Gabalier rechts? Das wird viel diskutiert. Als
       Journalist sollte man kritisch nachfragen, statt Wohlfühlinterviews zu
       führen.
       
 (DIR) Jodel-Ausstellung in München: An die Gurgel!
       
       Wie ist eigentlich das Jodeln entstanden? Christoph Wagner beleuchtet das
       Phänomen nüchtern in einem Buch und einer Ausstellung.
       
 (DIR) Musiktexte im Wandel der Zeit: Die Joy-Periode ist lange zu Ende
       
       Seit 1951 hören die Menschen immer mehr Lieder mit traurigen und
       aggressiven Texten, sagt eine Studie. Eine dystopische Lesart dafür liegt
       nahe. Oder?
       
 (DIR) Volksmusiker Andreas Gabalier: Angriff auf kritische Medien
       
       Der Sänger Andreas Gabalier bezeichnet die Zeitungen „Standard“ und
       „Falter“ als „Ochs und Esel“. Der „Falter“ reagiert mit Gratis-Abos an
       Fans.
       
 (DIR) Kolumne Knapp überm Boulevard: Schlachtruf der „Angry White Men“
       
       Andreas Gabalier findet im Kampf gegen den „Genderwahnsinn“ viele
       Unterstützer. Ein offener Brief fordert die Abschaffung des Binnen-I.
       
 (DIR) „Volks-Rock-'n'-Roller“ Andreas Gabalier: Hits mit Blut und Boden
       
       Der Österreicher Andreas Gabalier singt über Heimattümelei und sexuelle
       Anzüglichkeiten – und tourt damit durch Deutschland.