# taz.de -- Aufruf bei Instagram: Polizeilich gesucht: junge, schöne Frau
       
       > Die Berliner Polizei fahndet nach einer jungen Frau. Ein Beamter hat sich
       > in sie verguckt. Was im Film romantisch wirkt, ist im Alltag nur
       > ekelhaft.
       
 (IMG) Bild: „Schau mir in die Augen, Kleines“
       
       Es klingt wie der perfekte Stoff für eine mittelmäßige RomCom: Er steht
       einsam auf der Straße. Sie kommt auf ihn zu, fragt nach dem Weg. Zum
       Abschied schenkt sie ihm ein Lächeln. Er ist verzaubert und sucht sie am
       nächsten Tag über einen Aufruf in den sozialen Netzwerken. Aber Achtung –
       jetzt kommt’s: Er ist Polizist. Und die Suchannonce läuft über den
       offiziellen Account der Polizei Berlin.
       
       Leider handelt es sich hierbei nicht um das Treatment des nächsten
       Schweighöfer-Films. Sondern um eine dpa-Meldung mit dem Schlagwort
       „Kurioses“. Die Berliner Polizei startet somit nach den halb-fiktionalen
       Schilderungen eines Einbruchs in Pankow als [1][Shorty Story] und den
       Sexwitzen über einen [2][Kondomdiebstahl] die nächste „Charmeoffensive“:
       Sie versucht einen Beamten zu verkuppeln, der sich während seines Dienstes
       in eine Passantin verguckt hat.
       
       „Wie süß!“, dachten wahrscheinlich die Social-Media-Verantwortlichen der
       Polizei, als sie am Montag die lilafarbene und mit Herzchen verzierte
       Nachricht über die Story-Funktion von Instagram veröffentlichten.
       
       „Wie gruselig“, sagten dagegen einige User_innen im Netz und machten ihre
       beunruhigendsten Erfahrungen mit Polizeibeamten publik. Da ist der eine
       Beamte, der zu der Frau, die ihren Stalker meldet, sagt: „Wenn Sie einen
       Polizisten als Freund hätten, wär der ganz schnell weg *zwinker zwinker*“.
       Da ist der andere Beamte, der einer Falschparkerin einen Strafzettel ans
       Auto klebt als sie gerade zurückkommt – und sie dann wochenlang anruft,
       schließlich hat er all ihre Daten.
       
       Auch von diesen Geschichten wünscht man sich, sie wären lieber fiktional.
       Doch Machtmissbrauch, Sexismus und Racial Profiling sind leider Alltag bei
       der Polizei. Man muss gar nicht erst die Verflechtungen der
       Sicherheitsbehörden mit der rechten Szene recherchieren, um ihnen
       grundsätzlich zu misstrauen.
       
       Manchmal reicht es auch einfach nachts von zwei Zivilbeamten aus dem
       Straßenverkehr gezogen zu werden und aus heiterem Himmel Komplimente für
       „diese schönen dunklen Augen“ zu bekommen (die dann aber doch „zu dunkel“
       seien für einen Pupillencheck, also ab zur Urinkontrolle!).
       
       Nein, romantisch ist das alles nicht, eher unangebracht und ekelhaft.
       Wirklich charmant dagegen wäre beispielsweise mehr Sicherheit und Schutz
       für alle, unabhängig von Herkunft und Geschlecht. Also eine Polizei, die
       zur Abwechslung mal ihren Job macht.
       
       23 Jan 2019
       
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 (DIR) Fatma Aydemir
       
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