# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Klimawandel? Es schneit doch
       
       > In Australien wütet die Hitze. Ja, Wetter ist nicht gleich Klima. Aber:
       > Das Gesamtbild bestätigt die Forscher. Nur Vollpfosten zeigen jetzt auf
       > die Alpen.
       
 (IMG) Bild: Sydney: Fußgänger schützen sich mit Sonnenschirmen. Die Hitze lässt sogar den Asphalt schmelzen
       
       Armageddon liegt in Australien. Täglich wird es dort derzeit heißer. Gut,
       wenn man sich nachts ein wenig Abkühlung verschaffen kann. Immerhin: Am
       frühen Freitagmorgen fiel die Temperatur in Noona auf 35,9 Grad – als
       [1][nächtlichen Minimalwert]. Ein neues Allzeit-Hoch auf dem ohnehin gut
       durchgebackenen Kontinent, der seit Wochen einen Hitzerekord nach dem
       anderen einstellt.
       
       Mit geradezu biblischen Folgen: Während Flughunde – das sind etwas
       überdimensionierte Fledermäuse – in Sydney durch die Hitze so gestresst
       sind, dass sie Menschen angreifen und dabei lebensbedrohliche Lyssaviren
       übertragen, fallen sie im tropischen Norden von Queensland gleich zu
       Tausenden tot vom Baum. In nur zwei Tagen ist in der Vorweihnachtszeit
       vermutlich ein Drittel der gesamten australischen Population des
       Brillenflughundes den [2][Hitzetod gestorben] – mehr als 23.000 Tiere. Die
       Folgen sind schwer absehbar, denn Flughunde übernehmen im Regenwald
       Nordostaustraliens für viele Pflanzenarten die Rolle des Bestäubers.
       
       Tausende Kadaver von Riesenfledermäusen – eine bessere Visualisierung hätte
       man sich für einen endzeitlichen Katastrophenfilm kaum ausdenken können.
       Für die Wissenschaftler*innen gibt es keinen Zweifel an der Ursache: Wir
       sind bereits mitten drin im Klimawandel. Und es wird kein Spaziergang
       werden.
       
       Natürlich, Wetter ist nicht gleich Klima, und Hitzewellen gab es schon
       immer. Dennoch ergibt die Gesamtschau ein eindeutiges Bild: Global jagt ein
       Klimaextrem das nächste, Ablauf und Frequenz stimmen mit allen Prognosen
       der Klimaforscher*innen bestens überein, mit denen sie die
       Weltöffentlichkeit seit Jahren nerven.
       
       Trotzdem zeigen nun irgendwelche Vollpfosten auf die Alpen und machen den
       Trump, indem sie fragen, wo die Erderwärmung denn bleibe, wo man sie
       angesichts des „Schnee-Chaos“ mal brauche. Schon flirren lustige Memes dazu
       durchs Netz. Da lacht der Klimawandelleugner: Erderwärmung und Schnee –
       hoho! Dabei sind auch die Schneemassen im Alpenraum nur die Kehrseite
       desselben Phänomens. Wärmere Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, die dann
       abschneit – und der Schnee ist wegen der milden Temperaturen besonders
       schwer und gefährlich.
       
       Ja, Extremwetter hat es schon immer gegeben. Aber wenn eine
       Extremwettersituation die nächste ablöst, dann ist es eben kein
       Extremwetter mehr, sondern eine neue Normalität – illustriert mit
       Schubkarren voller toter Flughunde.
       
       18 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.theguardian.com/australia-news/2019/jan/18/australia-heatwave-sydneys-west-to-hit-45c-after-week-of-extreme-weather
 (DIR) [2] https://www.bbc.com/news/world-australia-46859000
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heiko Werning
       
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