# taz.de -- Veröffentlichung von Prominenten-Daten: Es dauerte, bis die Behörden begriffen
       
       > Im aktuellen Doxing-Fall verbreitete der Täter seit dem 1. Dezember über
       > Twitter die Daten. Die Behörden verstanden den Fall erst im neuen Jahr.
       
 (IMG) Bild: Endlich Auskunft der Behörden: Sabine Vogt vom BKA und Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk
       
       BERLIN taz | Eine Botschaft ist Innenminister Horst Seehofer wichtig, als
       er sich auf einer Pressekonferenz am Dienstag zum jüngsten Datenklau-Fall
       äußert: Die Behörden hätten das meiste richtig gemacht. Am vergangenen
       Donnerstag um 22.40 Uhr habe das Bundeskriminalamt davon erfahren, dass ein
       Unbekannter über Twitter private Daten von Hunderten Politikern, Künstlern
       und Journalisten verbreite. Noch in der Nacht zu Freitag habe sich das BKA
       über das nationale Cyber-Abwehrzentrum mit den übrigen Sicherheitsbehörden
       vernetzt. Und schon am nächsten Mittag um 12.03 Uhr sei Twitter der Bitte
       nachgekommen, den Account des Täters zu löschen. „Die Behörden haben sehr
       rasch, effizient, gut und rund um die Uhr gearbeitet“, sagt Seehofer.
       
       Warum die Behörden dann nicht schon früher von den geklauten Daten wussten,
       die der Täter immerhin schon seit dem 1. Dezember über Twitter verbreitet
       hatte? Der Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
       (BSI), Arne Schönbohm, begründet das am Dienstag mit der Art und Weise, in
       der die Daten aufbereitet waren. „Die Veröffentlichungen enthielten keine
       Schlüsselworte, die eine automatische Erkennung durch das BSI möglich
       gemacht hätten“, sagte er. Tatsächlich befanden sich die Links zu den
       gestohlenen Daten hinter unauffälligen Beschreibungen. „Das 23. Türchen:
       SPD“, stand dort beispielsweise. Durchsuchen die Behörden die sozialen
       Netzwerke nur automatisiert nach Schlagworten wie „Hack“ oder „Doxing“,
       fallen solche Einträge also durch das Raster.
       
       Zwar wussten die Behörden schon im Dezember von einzelnen Betroffenen, dass
       deren E-Mail- oder Facebook-Konten gehackt worden waren. Dass die Fälle
       zusammenhängen und die gestohlenen Daten gebündelt veröffentlicht werden,
       wurde den Ermittlern da aber noch nicht klar.
       
       ## „Frühwarnsystem“
       
       Als Reaktion darauf wollen Seehofer und die beteiligten Behördenchefs jetzt
       nun ihr „Frühwarnsystem“ überarbeiten. „Wir schauen, wie man das weiter
       ausbauen kann. Wir sind aber noch in der Phase der Prüfung, daher gehe ich
       ungern ins Detail“, sagte BSI-Präsident Schönbohm. Seehofer will zudem die
       Aufgaben des BSI erweitern. Bisher konzentriert sich die Behörde auf den
       Schutz der IT-Systeme des Bundes. Der jüngste Datenklau lief aber über
       Privat-Accounts der Betroffenen. Das BSI soll sich daher in Zukunft stärker
       als bisher auch um die „Sensibilisierung der Bürger, was Sicherheit im
       Internet angeht“, kümmern. Privaten Nutzern müsse beispielsweise klar
       werden, dass Passwörter wie „12345“ nicht sicher seien.
       
       Weitere Maßnahmen habe die Bundesregierung schon vor dem Fall aus der
       vergangenen Woche geplant. So wolle das Innenministerium in naher Zukunft
       ein neues IT-Sicherheitsgesetz ins Kabinett einbringen. Die
       Regierungsparteien hatten das Gesetz schon im Koalitionsvertrag
       angekündigt.
       
       „Wir wollen das BSI als nationale Cybersicherheitsbehörde ausbauen und in
       seiner Rolle als unabhängige und neutrale Beratungsstelle für Fragen der
       IT-Sicherheit stärken“, steht dort mit Blick auf das Gesetz – allerdings
       bisher ohne weitere Details. Bereits im letzten Jahr bewilligte die
       Bundesregierung neue Stellen im Bereich der IT-Sicherheit. So erhält das
       BSI 350 zusätzliche Stellen, das BKA für den IT-Bereich weitere 160.
       
       8 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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