# taz.de -- Kommentar Kriegsübung der Nato: Wehrhaft, aber gespalten
       
       > Die Nato will mit ihrem Manöver in Trondheim zeigen, dass sie verteidigen
       > kann – jedoch ist das Bündnis momentan alles andere als geeint.
       
 (IMG) Bild: An der Küste Trondheims sind normalerweise nur Kreuzfahrtschiffe zu sehen
       
       Trondheim taz | [1][Das größte Nato-Manöver seit Ende des Kalten Krieges
       präsentiert sich mit beschaulichen Bildern]: Bei Sonnenschein und blauer
       See bewegen sich Schiffe gemächlich auf die Küste zu. Auf herbstlich roten
       Hängen kraxeln Soldaten. Geladen sind auch Beobachter des fiktiven Gegners:
       Russische Experten verfolgen das Geschehen aus der Nähe. Die Gegnerschaft
       wird dadurch untermauert, dass russische Raketen in abgesprochenen
       Planquadraten vor der Küste Trondheims explodieren. Sonst ist dieses
       Terrain Kreuzfahrtschiffen vorbehalten.
       
       Moskaus Beobachter sollen sich davon überzeugen, dass die Nato-Streitmacht,
       die Russland durch seinen Einfall auf der Krim und im Donbas aus dem Schlaf
       holte, ihrer Verteidigungsaufgabe gewachsen ist. Je näher an Russland
       gelegen, desto größere Ängste hegen europäische Länder. Russlands Querfeuer
       im Nato-Operationsgebiet gehört unterdessen zur Inszenierung für heimisches
       Publikum in Russland.
       
       Ungemütlich wird es, wenn die nukleare Dimension ins Blickfeld gerät.
       Russland sei auch in diesem Bereich überlegen, gab der Kremlchef kürzlich
       zu verstehen. Käme es zum Schlagabtausch, würde die Russen das Paradies
       erwarten, der Aggressor hingegen müsse verrecken. Ironie oder ernster
       Hinweis?
       
       Die Ankündigung Trumps, sich aus dem INF-Vertrag für nukleare
       Mittelstreckensysteme zurückzuziehen, verursacht in Moskau kaum Aufregung.
       Vielmehr spielt der Kreml das Scheitern den USA zu und freut sich, dass
       Begrenzungen bei Mittelstreckenraketen nun entfallen.
       
       ## Ein nukleares Wettrüsten in Europa?
       
       Seit Jahren monierten die USA und Nato-Staaten mangelnde russische
       Transparenz beim Bau des Marschflugkörpers 9M729. Erst wurde dessen
       Existenz ganz geleugnet. Moskau nahm stattdessen das US-Raketenabwehrsystem
       in Rumänien und Polen als Vertragsverletzung aufs Korn. Bisher reagierte
       Moskau nicht auf Nachfragen.
       
       Vermutlich wird Trump die Kündigung selbst dann aufrechterhalten, wenn
       Moskau ein Einsehen haben sollte. Ohne Vertrag wird es noch schwieriger
       werden, auf Moskau Druck auszuüben. Wird es zu einem neuen nuklearen
       Wettrüsten in Europa führen?
       
       Das Nato-Bündnis dürfte kaum fähig sein, eine gemeinsame militärische
       Antwort zu finden. Ein zerstrittenes Europa, vorneweg Rüstungslieferant
       Deutschland, wird sich wie in den 1970er Jahren in der Nachrüstungsdebatte
       zerfleischen. Russland hat großes Interesse daran, Europa zu spalten und
       die Bindung an die USA zu kappen. Dafür muss es kaum etwas tun: Der Westen
       erledigt das schon allein.
       
       1 Nov 2018
       
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