# taz.de -- Kommentar Sacharow-Preis für Senzow: Klares Votum gegen Russland
> Mit der Ehrung Oleg Senzows positioniert sich die EU eindeutig. Das wäre
> mit Blick auf den gesamten Konflikt mit Russland wünschenswert.
(IMG) Bild: Vor dem Hungerstreik: Oleg Senzwo während des sogenannten Prozesses gegen ihn im Jahr 2015
Der russische Dissident Andrej Sacharow würde sich bestimmt darüber gefreut
haben, dass der nach ihm benannte Menschenrechtspreis des Europäischen
Parlaments in diesem Jahr an den ukrainischen Filmregisseur Oleg Senzow
geht.
Damit zollt Brüssel einem Mann Respekt, der nicht müde wird, [1][gegen die
Annexion seiner Heimat, der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014 durch
Russland, aufzubegehren] – ein Vorgang, den bestimmte politische Kreise
auch in Deutschland der Öffentlichkeit immer noch als freiwillige
Entscheidung der dort lebenden Bevölkerung zu verkaufen versuchen.
Für sein politisches Credo hat Senzow, der wegen Terrorismus verurteilt
wurde und seit vier Jahren in russischer Haft sitzt, schon jetzt einen
hohen Preis bezahlt. [2][Ein mehrmonatiger Hungerstreik hat seine
Gesundheit irreparabel geschädigt]. Es grenzt schon fast an ein Wunder,
dass er überhaupt noch lebt.
Dieser wahnwitzige volle Körpereinsatz war auch eine Solidaritätsbekundung
für alle anderen ukrainischen politischen Gefangenen in Russland, für deren
Freilassung sich Senzow einsetzt. Dieser Umstand dürfte bei der
Entscheidung des EU-Parlaments eine wichtige Rolle gespielt haben.
Das Votum für Senzow ist gleichzeitig ein klares Votum gegen Russland.
Gegen einen Staat, der seine Gegner, so er sie nicht gleich umbringt, nach
fabrizierten Anklagen und abstrusen Schauprozessen, auf Jahre in
Gefängnissen verschwinden lässt. Ein Blick auf die Krim genügt:
[3][Besonders die Krimtataren sind massiven Repressionen vonseiten der
Staatsmacht ausgesetzt], die viele von ihnen mit ihrem Leben bezahlen.
Die Ehrung Senzows zeigt, dass sich die EU in diesem Fall in Bezug auf die
desolate Menschenrechtslage in Russland eindeutig positioniert hat. Das ist
gut. Eine derart geschlossene Haltung würde man sich allerdings auch an
anderer Stelle wünschen – beispielsweise, wenn es um die Aufhebung oder
Verlängerung der Sanktionen geht. Oder um das Asowsche Meer. Denn dieser
Ort könnte bald zu einem weiteren Kriegsschauplatz zwischen Russland und
der Ukraine werden.
25 Oct 2018
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(DIR) Barbara Oertel
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