# taz.de -- Kreuzfahrt-Boomtown Bremerhaven: Mehr Schiffe und mehr Dreck
       
       > Von der wachsenden Kreuzfahrtbranche profitiert auch Bremerhaven: 110
       > Schiffe haben in diesem Jahr an der Columbuskaje angelegt.
       
 (IMG) Bild: Gar nicht mal so schön: Der Schornstein eines Kreuzfahrtschiffes dampft vor Bremerhaven
       
       Bremen taz | In Bremerhaven boomt das Kreuzfahrtgeschäft: Auch in diesem
       Jahr verzeichnet das Columbus Cruise Terminal (CCTB), an dem die
       Kreuzfahrtschiffe abgefertigt werden, einen deutlichen Zuwachs an
       Kreuzfahrtpassagieren um satte 40 Prozent. Insgesamt 110 Kreuzfahrtschiffe
       mit 230.000 Passagieren legten am CCTB an, für das kommende Jahr erwarten
       die Betreiber noch einmal 30.000 Passagiere mehr.
       
       Die aktuellen Zahlen freut die Wirtschaftsbehörde: „Bremen engagiert sich
       stark für den Ausbau des Kreuzfahrttourismus“, sagt Karen Schuster vom
       Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen. Doch was gut für die Wirtschaft
       ist, ist meist schlecht für die Umwelt: Kreuzfahrtschiffe werden nicht nur
       immer mehr, sondern auch immer größer. Die mit dem Bau von
       Kreuzfahrtschiffen beauftragten Werften in Deutschland sind bis zum Jahr
       2025 mit Aufträgen komplett ausgebucht.
       
       Die Schiffe selbst, obwohl viele inzwischen mit Schwefelfiltern und
       Katalysatoren aus- oder nachgerüstet worden sind, gelten als
       Dreckschleudern, sie werden mit umweltschädlichem Schweröl betrieben. Beim
       Anlaufen der Häfen müssen sie zwar auf den weniger schadstoffreichen
       Marinediesel umschalten, emittieren aber auch während der Liegezeit im
       Hafen schädlichen Feinstaub und Stickstoffoxide – selbst wenn die
       Hauptmaschine nicht läuft. Denn dann produzieren die Schiffe ihren für den
       Hafenbetrieb benötigten Strom durch Hilfsmotoren und Generatoren selbst.
       
       Eine Lösung können Landstromanlagen sein – das Kreuzfahrtterminal in
       Hamburg-Altona hat seit einem Jahr eine in Betrieb. Allerdings:
       „Kreuzfahrtschiffe haben einen unglaublichen Strombedarf“, sagt Michael
       Bürger, Leiter des Referats Immissionsschutz im Bremer Umweltressort. „Das
       ist wie ein kleines Dorf.“
       
       Das CCTB verfügt über keinen Landstromanschluss – und das soll laut
       Hafenbetreiber Bremenports auch so bleiben. Stattdessen sei LNG, also
       Flüssiggas, der Kraftstoff der Zukunft. Bislang wird mit der AIDAnova ein
       einziges Kreuzfahrtschiff mit LNG betrieben – weitere sollen folgen. Beim
       Neubau der Columbuskaje ab dem Jahr 2021, in den das Land Bremen insgesamt
       80 Millionen Euro investiert, soll daher auch die Versorgung der Schiffe
       mit LNG berücksichtigt werden.
       
       Die Feinstaubbelastung für die BewohnerInnen in Bremerhaven seien ohnehin
       nicht vergleichbar mit jenen in der Hamburger Hafencity, sagt Michael
       Bürger vom Umweltressort: „Dort ist das Kreuzfahrtterminal ja mitten in der
       City. In Bremerhaven ist der Terminal 600 Meter von der nächsten
       Wohnbebauung entfernt.“ Die Belastungen, vermutet er, seien für die
       BremerhavenerInnen gering bis irrelevant.
       
       Die Luftmessstation in der Hansastraße etwa misst die Emissionen des
       Hafengebietes. „Wenn da ein Autotransporter in Richtung Kaiserhafen
       vorbeidampft, gibt es für eine Minute mal Belastungsspitzen, die aber auf
       den Tag gesehen keinen Einfluss haben“, sagt Bürger.
       
       Wie hoch die Belastung in Bremerhaven wirklich ist, soll jedoch ab dem
       kommenden Frühjahr geprüft werden: Dann will das Umweltressort eine mobile
       Messstation für Feinstaub und Stickoxide direkt an der dem Hafen
       nächstgelegenen Wohnbebauung aufstellen und auch die Verteilung der
       Schadstoffe über das Stadtgebiet detailliert berechnen.
       
       Bremerhaven ist nach Rostock, Hamburg und Kiel der viertgrößte
       Kreuzfahrt-Terminal in Deutschland. In der Hauptsaison zwischen April und
       September laufen teilweise zwei bis drei Schiffe gleichzeitig an. Die
       Kreuzfahrtziele liegen hauptsächlich in Norwegen, Großbritannien oder via
       Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Ostsee und Baltikum.
       
       28 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Karolina Meyer-Schilf
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kreuzfahrt
 (DIR) Kreuzfahrt
 (DIR) Umweltverschmutzung
 (DIR) Bremerhaven
 (DIR) Hafen
 (DIR) Kreuzfahrt
 (DIR) Kreuzfahrt
 (DIR) LNG
 (DIR) Hamburger Hafen
 (DIR) Kreuzfahrt
 (DIR) Werften
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Landstromanlagen in norddeutschen Häfen: Bund sponsert Steckdosen
       
       Mit 176 Millionen Euro Finanzhilfe sollen zögerliche Landesregierungen und
       Reeder dazu gebracht werden, in Landstromanlagen zu investieren.
       
 (DIR) Verkehrsexperte über Kreuzfahrtbranche: „Die verdienen ein Heidengeld!“
       
       Kreuzfahrt-Reedereien investieren kaum freiwillig in die
       Schadstoffreduktion. Man müsste sie schon dazu zwingen, sagt
       Verkehrspolitik-Experte Daniel Rieger.
       
 (DIR) Claus Friese über Kreuzfahrten: Wahnsinn Kreuzfahrt
       
       Kreuzfahrtschiffe sind große Umweltverschmutzer, weshalb Sinnan Reisen sie
       nun endgültig aus dem Programm streicht.
       
 (DIR) Infrastruktur für Flüssiggas: Regierung gibt Gas
       
       Die Regierung beschließt neue Regeln für LNG-Gas-Terminals. Die Kosten
       tragen die Kunden. Kritiker sehen darin ein Geschenk an die US-Regierung.
       
 (DIR) Ungereinigte Abgase von Schiffen: Zum Geburtstag viel Gift
       
       Beim Hamburger Hafengeburtstag hat der Nabu weit überhöhte Konzentrationen
       von ultrafeinen Schadstoffen in der Atemluft gemessen.
       
 (DIR) Konjunktur der schwimmenden Dreckschleudern: Kreuzfahrer kommen in Scharen
       
       Die Saison der Luxusliner im Norden beginnt, und es werden Rekorde
       erwartet. Das Geschäft boomt, doch viel sauberer sind die Schiffe immer
       noch nicht.
       
 (DIR) Schiffe für China: Märchenhafter Milliardendeal
       
       Der Kreuzfahrt-Boom beschert norddeutschen Werften an Nord- und Ostsee
       glänzende Perspektiven. Investor aus Hongkong bildet Verbund aus vier
       Standorten