# taz.de -- Neue Studie veröffentlicht: Wer hat Angst vor Donald Trump?
       
       > Der US-Präsident macht den Deutschen Sorgen, zeigt eine aktuelle
       > Erhebung. Zudem nimmt die Angst zu, Politiker könnten überfordert sein.
       
 (IMG) Bild: So weit weg und doch so furchteinflößend: Donald Trump
       
       Berlin taz | Mit Ängsten ist es so eine Sache. Viele Sorgen sind diffus,
       sie speisen sich aus Erzählungen im persönlichen Umfeld oder aus den
       Medien. Man kann auch fürchten, was weit entfernt von der eigenen Haustür
       stattfindet. Manchmal kriecht die Angst durch den Fernseher oder das
       Smartphone in die Köpfe.
       
       2017 war die Twitter-Tobsucht Trumps eines der bestimmenden Themen. [1][Die
       neue Studie „Die Ängste der Deutschen 2018“] zeigt jetzt: Die größte Angst
       haben die Deutschen tatsächlich vor Donald Trump. 69 Prozent der 2400
       Befragten gaben an, dass sie die irrationalen Entscheidungen Trumps
       fürchten, auch wenn diese ihr eigenes Leben nicht unbedingt direkt
       betreffen.
       
       Seit 1992 beauftragt die R+V-Versicherung jedes Jahr eine Erhebung über die
       Ängste der Deutschen. Haben Sie Angst vor Terrorismus? Fürchten Sie
       Spannungen durch den Zuzug von Ausländern? Wie steht es um ihre Angst vor
       Naturkatastrophen?
       
       Jedes Jahr kommt eine aktuelle Frage hinzu. 2018 war das die Frage nach
       Trump, und sie schaffte es prompt auf den ersten Platz. Ein Novum. Auf
       Platz zwei steht mit 63 Prozent die Angst vor der Überforderung der
       Behörden durch die Flüchtlinge, diese Angst ist im Vergleich zum Vorjahr um
       sechs Prozent gestiegen.
       
       ## Die Angst vor Terrorismus nimmt stark ab
       
       Auf dem dritten Platz, ebenfalls mit 63 Prozent (+2 Prozentpunkte), steht
       die Angst vor „Spannungen durch den Zuzug von Ausländern“. Gefolgt von
       einer generellen Angst vor überforderten Politikern (61 Prozent, + 6
       Prozentpunkte). An fünfter Stelle steht die Angst vor Terrorismus mit 59
       Prozent. Diese Angst geht unter den Befragten ganze 12 Prozentpunkte
       zurück. 2017 lag sie mit 71 Prozent mit deutlichem Abstand auf Platz eins.
       2016, dem Jahr der Terroranschläge in Nizza und Berlin gaben ganze 73
       Prozent, dass diese Angst sie umtreibe.
       
       Die Angst vor politischem Extremismus ist ebenfalls stark rückläufig. Mit
       57 Prozent steht sie auf Platz Sieben des diesjährigen Angst-Rankings (-5
       Prozentpunkte). Diese Frage differenziert bislang nicht zwischen Links-
       oder Rechtsextremismus. Auf Nachfrage gibt die R+V-Versicherung ein, dazu
       im Folgejahr gezielter nachfragen zu wollen. Ein Blick in den
       Bundesländervergleich zeigt, dass diese Angst ausgerechnet in Sachsen um 11
       Prozentpunkte abnimmt. Stärker geht sie nur in Thüringen zurück: 53
       Prozent, -14 Prozent.
       
       Im Vergleich der Bundesländer insgesamt ist Sachsen-Anhalt wie im Vorjahr
       der Spitzenreiter unter den Ängstlichen, gefolgt von
       Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland Pfalz und Saarland. Berlin hat
       traditionell am wenigsten Angst.
       
       Manfred G. Schmidt, Politikwissenschaftler an der Universität Heidelberg,
       betreut die Studie seit einigen Jahren und betont den Zeitpunkt der
       Erhebung: Anfang Juni bis Mitte Juli wurde die Befragung durchgeführt,
       lange vor Chemnitz und mitten in der Hochphase des Streits zwischen CDU und
       CSU in der Flüchtlingsfrage. „Im Juni und Juli hatte Deutschland kein
       anderes Thema“, sagt Schmidt. „Wir haben eine an Bindekraft schwindende
       Koalition als Regierung, die europäische Union ist bei der stabilen
       Grenzsicherung und in der Asylpolitik nicht einig.“ Das erkläre viele der
       Ängste der Deutschen, besonders vor der Überforderung der Politiker. „Diese
       Angst ist dieses Jahr überdurchschnittlich hoch. Ich bin der Auffassung,
       das hat mit der langen Dauer der Regierungsbildung zu tun.“
       
       ## Ängste als Warnsignal
       
       Die große Angst vor Donald Trump erklärt Schmidt in erster Linie mit
       wirtschaftlichen Sorgen. „Eigentlich ist die internationale Politik weit
       weg von den Normalbürgern“, sagt er. „Doch dahinter steckt die Angst vor
       Trumps Drohungen gegen die Europäische Union, sowie die Angriffe durch
       Trump auf die deutsche Exportwirtschaft und die Sicherheitsarchitektur der
       NATO.“ Die deutsche und europäische Politik sei darauf völlig unvorbereitet
       gewesen.
       
       „Diese Studie sendet Warnsignale aus“, sagt Schmidt: „Wir sehen ein
       außenpolitisches Problem, dass die deutsche Politik auf dem falschen Fuß
       erwischt. Und auch die innenpolitischen Problemlagen werden nicht schnell
       zu lösen sein.“ Schmidt ergänzt: „Manche Ängste erweisen sich als
       irrational, aber sie sind dennoch ernstzunehmen.“
       
       6 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.ruv.de/presse/aengste-der-deutschen/presseinformation-aengste-der-deutschen
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Weyrosta
       
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