# taz.de -- Nachruf auf Danny Kavalier: Ein Christdemokrat, der Grenzen setzte
       
       > Eine Ausnahmepersönlichkeit in der CDU Sachsen-Anhalt: Hettstedts
       > Bürgermeister Danny Kavalier ist überraschend gestorben.
       
 (IMG) Bild: Hettstedts Bürgermeister Danny Kavalier
       
       Berlin taz | Bei der ersten Begegnung auf seinen Familiennamen
       angesprochen, verwies Danny Kavalier auf hugenottische Vorfahren,
       Flüchtlinge, die im 17. Jahrhundert wegen ihres Glaubens in Frankreich
       verfolgt wurden und in Deutschland Zuflucht fanden. Vielleicht war das der
       Grund, warum sich der Bürgermeister von Hettstedt, einer Stadt mit 15.000
       Einwohnern in Sachsen-Anhalt, so konsequent für die Aufnahme von
       Geflüchteten einsetzte.
       
       Wahrscheinlich war es aber einfach Weitsicht. Der Jurist erkannte die
       Chance für seine Region, die so stark wie keine zweite vom
       Bevölkerungsrückgang betroffen ist. So eine Haltung braucht Zutrauen. „Wir
       müssen offener werden, vor allem im Geist“, war Kavaliers Credo.
       
       Das war im März 2016. Wenige Tage zuvor war die AfD mit 24,3 Prozent als
       zweitstärkste Partei in den Landtag von Sachsen-Anhalt eingezogen. In
       Kavaliers Landkreis Mansfeld-Südharz sicherte sich der AfD-Mann Jens
       Diederichs mit 31,5 Prozent das Direktmandat. Diederichs räsonierte über
       Schusswaffengebrauch gegenüber Geflüchteten. Kavaliers Stadt schien der AfD
       zuzuneigen.
       
       Der Bürgermeister ließ sich nicht beirren, warb um Geflüchtete, sprach mit
       Vereinen, Unternehmern, mit Kritikern. In einem Brief stärkte er Kanzlerin
       Angela Merkel den Rücken. In der Landes-CDU hatte man dafür wenig
       Verständnis. Überhaupt fand Kavaliers Ansatz nicht allzu viele Befürworter.
       In der CDU-Landtagsfraktion warnte man schon vor zu vielen Kopftüchern in
       den Städten.
       
       ## Kavalier wollte sich zur Wiederwahl stellen
       
       Entsetzt war Kavalier, als die CDU-Fraktion im Juni 2017 Jens Diederichs,
       der kurz zuvor die AfD verlassen hatte, in ihre Reihen aufnahm, formal als
       parteilosen „Hospitanten“, faktisch aber als Teil der Fraktion, mit
       Mailadresse, Briefkopf und Abgeordnetenbüro. Eine Aufnahme in die Partei
       werde es nicht geben, stellte Kavalier, auch CDU-Kreisvorsitzender, klar.
       
       Beim letzten Besuch Mitte August präsentierte ein sichtlich erfreuter
       Kavalier Ergebnisse: Der Bevölkerungsrückgang ist nahezu gestoppt, eine
       Kita, deren Ende besiegelt war, kann offen bleiben, und Schulen können mit
       Zahlen planen, die vor Kurzem unerreichbar schienen. Der Ausländeranteil
       stieg von 1,4 auf 4,7 Prozent, und der FC Hettstedt ist seit 2015 dreimal
       in Folge aufgestiegen. Ein Syrer aus Hettstedt ist 2018 Torschützenkönig
       geworden.
       
       Kavalier wollte sich im Oktober der Wiederwahl stellen. Am Samstag ist er
       einem Herzinfarkt erlegen. Danny Kavalier wurde 40 Jahre alt. Er
       hinterlässt seine Lebensgefährtin und zwei Kinder.
       
       3 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Gerlach
       
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       Zu Besuch in Hettstedt in Sachsen-Anhalt. Der Gegend, aus der die Menschen
       weggehen, könnten Flüchtlinge helfen. Wäre da nur nicht die AfD.