# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Brasilien: Lula als Kandidat registriert
       
       > Die Arbeiterpartei PT hat den Ex-Staatschef offiziell für die Wahlen
       > angemeldet. Ob er bei der Wahl antreten darf, ist wegen seiner
       > Verurteilung noch ungewiss.
       
 (IMG) Bild: Die AnhängerInnen von Lula feiern schonmal – auch wenn nicht klar ist, ob er gewählt werden kann
       
       Brasília/Rio de Janeiro afp/epd | Inmitten von Korruptionsskandalen steuert
       Brasilien auf eine komplizierte Präsidentschaftswahl zu. Am Mittwoch
       (Ortszeit) endete die Einschreibefrist für die Kandidaten, die
       Übergangspräsident Michel Temer ablösen wollen. 13 Politiker aus allen
       politischen Lagern werden sich Anfang Oktober zur Wahl stellen. Doch die
       wichtigste Frage ist immer noch nicht geklärt: Wird der inhaftierte
       Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, klarer Favorit in allen Umfragen,
       [1][überhaupt antreten dürfen?]
       
       Für Lulas Arbeiterpartei PT hat der Wahlkampf längst begonnen. Tausende
       Anhänger stellten sich in der Hauptstadt Brasilia hinter den inhaftierten
       Lula, ein Meer aus roten Fahnen, T-Shirts und kämpferischen Transparenten
       umringte das Oberste Wahlgericht, als die Partei am Mittwoch die Kandidatur
       registrierte. Ob er bei der Wahl antreten darf, ist wegen seiner
       Verurteilung wegen Korruption aber noch ungewiss.
       
       „Es ist offiziell! [2][Lula ist der Kandidat der Arbeiterpartei]“,
       verkündete die Partei nach der Registrierung auf ihrer Internetseite. Der
       72-jährige Lula erklärte in einem Schreiben an die Partei: „Ich habe meine
       Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik registriert.“ Er sei
       „sicher“, dass er viel tun könne, „um Brasilien aus einer der schwersten
       Krisen der Geschichte herauszuziehen“, fügte der trotz seiner Inhaftierung
       in Umfragen führende Ex-Präsident hinzu.
       
       Parteichefin Gleisi Hoffmann sprach von einem „sehr wichtigen Tag“. Die
       Arbeiterpartei habe Lula als Kandidat registrieren lassen – „denen zum
       Trotz, die das verhindern wollten“, sagte Hoffmann, als sie mit den
       Registrierungspapieren aus dem Gerichtsgebäude kam. Lulas Nachfolgerin, die
       2016 ihres Amtes enthobene Dilma Rousseff, sagte, die Konservativen hätten
       keinen Kandidaten, der Lula schlagen könne.
       
       Der Präsident der Armen 
       
       In Brasilien wird am 7. Oktober ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Der in
       eine Reihe von Korruptionsaffären verwickelte rechtskonservative
       Amtsinhaber Michel Temer tritt bei der Wahl nicht an. Lula, der von 2003
       bis Ende 2010 Präsident war, liegt in den Umfragen vor allen seinen
       Mitbewerbern, [3][darunter der ultrarechte Ex-Offizier Jair Bolsonaro], São
       Paulos Ex-Gouverneur Geraldo Alckmin und die Umweltaktivistin Marina Silva.
       
       [4][Lulas Anhängers rechnen dem ehemaligen Gewerkschafter immer noch hoch
       an], dass er während seiner Präsidentschaft erfolgreiche Programme zur
       Armutsbekämpfung auflegte. Auf dem Weg zum Wahlgericht in Brasília trugen
       viele Parteimitglieder T-Shirts mit dem Konterfei des ehemaligen
       Präsidenten oder hielten sich Lula-Masken vor die Gesichter.
       
       Seine Kandidatur könnte sich allerdings als weitgehend symbolisch
       herausstellen: Der 72-Jährige trat erst im April [5][eine zwölfjährige
       Haftstrafe wegen Korruption und Geldwäsche an]. Nach brasilianischem Recht
       sind aber in zweiter Instanz verurteilte Staatsbürger nicht wählbar, was
       bei ihm der Fall wäre. Das Wahlgericht muss bis zum 17. September eine
       Entscheidung zur Kandidatur Lulas treffen.
       
       Lula bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und hält seine
       Verurteilung für politisch motiviert. In einem Gastbeitrag in der „New York
       Times“ bezeichnete Lula sein Korruptionsverfahren am Dienstag als weiteren
       Schritt in einem „Putsch in Zeitlupentempo“ gegen die Linke in Brasilien.
       Die Rechte versuche damit, „mich aus dem Rennen zu werfen“.
       
       Sollte das Gericht entscheiden, dass Lula nicht antreten darf, wird
       [6][vermutlich sein Vizepräsidentschaftskandidat Fernando Haddad] für ihn
       einspringen. Der ehemalige Bürgermeister von São Paulo war zuvor
       Bildungsminister unter Lula und Roussef. Beobachter zweifeln aber daran, ob
       alle Anhänger Lulas auch für Haddad stimmen würden.
       
       16 Aug 2018
       
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