# taz.de -- Die Wahrheit: Wespenliebe, wilde Wut
       
       > Donnerstag ist Gedichtetag. Die geneigte Leserschaft darf sich diesmal an
       > einem Poem über ein zur Pflaumenzeit umtriebiges Insekt erfreuen.
       
       An dem Hause hinterm Efeu
       
       hängt ein großes Wespennest.
       
       Wespen sind fast ungefährlich,
       
       wenn man sie in Frieden lässt.
       
       Fliegt nur zu, ihr kleinen Racker!
       
       Baut nur euer Nest recht groß,
       
       mir seid herzlich ihr willkommen,
       
       fühlt euch wie in Abr’ams Schoß!
       
       Nützlich seid ihr – ja, ich weiß das!
       
       Und recht hübsch auch noch dazu,
       
       lustig, schwarz und gelb geringelt,
       
       so – ich lass euch nun in Ruh.
       
       Setz mich an den Gartentisch hier,
       
       schaue zu, was ihr so schafft,
       
       dabei ess ich Pflaumenkuchen
       
       und trink süßen Apfelsaft.
       
       Na, du liebes kleines Wespchen,
       
       hast ein wenig dich verirrt?
       
       Setzt dich auf mein Kuchenstückchen,
       
       welch’s mit Zucker dick paniert?
       
       Ach – sieh da, es kommt ’ne zweite
       
       Wespe zu Besuch heran,
       
       nippt erst kurz am Saft vom Apfel
       
       nimmt sich dann des Kuchens an.
       
       So, ihr Lieben, gerne hab ich
       
       euch bei mir zu Gast gehabt.
       
       Lasst mich bitte nun alleine,
       
       habt genug euch jetzt gelabt.
       
       He-he-he! Zum Donnerwetter!
       
       Was ist los, was wollt ihr hier?
       
       Ganze Wespenhundertschaften!
       
       Los – haut ab, ihr Mistgetier!
       
       Aua! Jetzt wird’s mir zu – aua!
       
       Wart! Euch werd ich … tut das weh!
       
       Was? Du stichst mich in den –
       
       Waaaaarte! Wespenliebe: Nun passé!
       
       Platsch! Der Schlag mit dem Pantoffel
       
       auf den Kuchen mit viel Wucht
       
       tötet zwanzig Stück auf einmal
       
       und treibt andre in die Flucht.
       
       Hol mir eine große Schaufel,
       
       schlag das Nest damit zu Brei.
       
       Mich stör’n keine Wespenstiche,
       
       kämpfe wie ein Samurai!
       
       Bald hab ich das Volk vernichtet
       
       und zerstört das Wespenhaus.
       
       Kehr die Trümmer dann zusammen,
       
       seh wie Streuselkuchen aus.
       
       Na, egal. Jetzt hab ich Ruhe
       
       vor der wilden Wespenbrut.
       
       Leg mich in die Gartenliege
       
       und erhol mich von der Wut.
       
       O, da höre ich Gebrumme!
       
       Was ist das für ein Subjekt?
       
       Ach – sieh da, eine Hornisse!
       
       Grüß dich, edles Raubinsekt!
       
       23 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Borgerding
       
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