# taz.de -- Kommentar Saudi-Arabien und Kanada: Kronprinz auf Konfrontationskurs
       
       > Dass Saudi Arabien den kanadischen Botschafter rauswirft, klingt nach
       > Kurzschluss. Doch es ist ein durchdachter Zug mit klarer Botschaft.
       
 (IMG) Bild: Setzt eher auf die Freundschaft mit Trump: der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman
       
       Wumms. Wohl kaum ein Beobachter hatte erwartet, dass Saudi-Arabien so
       heftig auf die Kritik der kanadischen Außenministerin an der Inhaftierung
       von MenschenrechtsaktivistInnen reagieren würde. Diese „Einmischung“ wollte
       Riad sich nicht bieten lassen. Die Saudis [1][schmissen nicht nur den
       Botschafter raus] und beendeten ein Handelsabkommen. Sie strichen auch die
       Kanada-Flüge der saudischen Airline und wollen alle ihre Stipendiaten, die
       in Kanada studieren, in andere Länder verlegen.
       
       Was wie eine beleidigte Reaktion gekränkter Diktatoren anmutet, ist ein
       rational durchdachter Schachzug. Legt euch nicht mit uns an: Das ist die
       Message, die das Regime ans Ausland sendet. Die saudische Presse ist voller
       Lob für die entschiedene Reaktion. Kanada müsse extrem aufpassen und sollte
       als Entschuldigung eine Delegation schicken, rät die Zeitung Arab News.
       
       Im Inland festigt die Überreaktion den Ruf des Kronprinzen Mohammed bin
       Salman – MbS genannt – als „starker Führer“, der das Land die nächsten
       Jahre, wenn nicht Jahrzehnte führen könne. Dass ausgerechnet
       MenschenrechtlerInnen für diese Selbstinszenierung des künftigen Königs
       ihren Kopf hinhalten müssen, ist perfide, funktioniert aber: AktivistInnen
       wie Samar Badawi haben im Land wenig Unterstützung. Viele Saudis sehen
       deren konfrontative Herangehensweise kritisch und setzen auf langsamen
       Wandel mit gleichzeitigem Respekt für die konservative Kultur. Das sei
       effektiver als der kompromisslose Kampf der im Westen gefeierten
       AktivistInnen.
       
       Wichtiger aber ist die Message ans Ausland: Gestärkt durch die
       Männerfreundschaft mit Trump und die Anti-Iran-Politik der USA setzt MbS
       seinen Konfrontationskurs weiter fort. Aus Washington ist derzeit keine
       Kritik an der Menschenrechtssituation im Land zu befürchten. Den Kanadiern
       hat Riad es jetzt auch gezeigt. Und die Europäer? Auch die werden es sich
       jetzt zweimal überlegen, bevor sie für inhaftierte saudische AktivistInnen
       öffentlich Stellung beziehen.
       
       8 Aug 2018
       
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 (DIR) Jannis Hagmann
       
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