# taz.de -- Abrüstungsschritt in Nordkorea: Kim baut Startanlage für Raketen ab
       
       > Machthaber Kim zeigt guten Willen: Nach den Gipfeltreffen mit Südkorea
       > und den USA macht Pjöngjang einen Schritt zur Abrüstung.
       
 (IMG) Bild: Sah noch nicht nach Abrüstung aus: Militärparade in Pjöngjang 2015
       
       SEOUL taz | Das nordkoreanische Regime hat begonnen, seine
       Raketenstartanlage in Sohae an der Westküste abzubauen. Dies geht aus
       Satellitenbildern hervor, die vom Fachmedium 38 North ausgewertet wurden.
       Dort heißt es, dass die abgerüsteten Einrichtungen vermutlich „eine
       wichtige Rolle bei der technologischen Entwicklung für Nordkoreas
       Interkontinentalraketenprogramm gespielt haben“.
       
       Es scheint, als ginge die nun begonnene Abrüstung der Anlage auf ein
       verbales Versprechen von Kim Jong Un während des US–Nordkorea
       Gipfeltreffens am 12. Juni in Singapur zurück. Damals habe der
       nordkoreanische Machthaber – laut US-Präsident Trump – bekundet, eine
       Raketentestanlage abzubauen. Wieso Nordkorea den Abrüstungsprozess nicht
       von sich aus öffentlich gemacht hat, ist bislang unklar.
       
       Der Abbau der Anlage in Sohae ist im doppelten Sinne bedeutsam: Im Februar
       2012 hatte Kim eine weitreichende Einigung mit der US-Regierung unter
       Barack Obama erzielt, die unter anderem ein Moratorium für Raketen- und
       Nukleartests vorsah. Wenige Wochen später jedoch schoss Nordkorea einen
       Satellit von ebenjener Anlage in Sohae ins All. Pjöngjang bestand damals
       darauf, dass es sich um eine rein friedliche Mission handelte. Washington
       jedoch wertete den Satellitenstart als Vertragsbruch – was zu einem
       jahrelangen Stillstand in Bezug auf die nukleare Abrüstung Nordkoreas
       führte. Der derzeitige Abbau der Anlage in Sohae kann also auch als
       Eingeständnis Pjöngjangs gewertet werden, dass die Satellitenanlage und das
       Interkontinentalprogramm miteinander in Verbindung stehen. 
       
       ## „Möglicher positiver Effekt“
       
       Die Autoren von 38 North sprechen von einer „signifikanten
       vertrauensbildenden Maßnahme von Seiten Nordkoreas“. Im südkoreanischen
       Präsidialamt gab man sich zurückhaltender – und sprach von einem „möglichen
       positiven Effekt“. Lars-André Richter, Leiter der
       Friedrich-Naumann-Stiftung in Seoul, bewertet den Abbau als „Zeichen des
       guten Willens“. Dennoch dürfe man die Komplexität des
       Denuklearisierungsprozesses nicht unterschätzen. „100 Tage nach dem ersten
       innerkoreanischen Gipfel ist es noch zu früh, eine erste Bilanz zu ziehen.“
       
       Im Gegenzug könnten nun die USA mit weiteren Zugeständnissen folgen.
       Zumindest in Südkorea erwägt man derzeit den Abzug einiger Soldaten entlang
       der innerkoreanischen Grenze. Ein Durchbruch bedeutet die Abrüstung der
       Raketentestanlage in Sohae jedoch nicht. Die bisherigen
       Abrüstungsbekundungen Nordkoreas sind bislang sehr vage geblieben: Ein
       grundlegender Fahrplan für konkrete Maßnahmen fehlt. Es ist zudem völlig
       offen, was Kim Jong Un unter nuklearer Abrüstung genau versteht – etwa, ob
       er internationale Inspektoren ins Land lassen wird. Der Nordkorea-Experte
       Andray Abrahamian glaubt nicht, dass das Land vollständig und unumkehrbar
       abrüstet. Er hält vielmehr eine Kompromisslösung für möglich. Den müssten
       die USA jetzt ausverhandeln.
       
       24 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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