# taz.de -- Gespräche zwischen Eritrea und Äthiopien: Neue Freundschaft
       
       > Zwei Staatsbesuche, Flug- und Telefonverbindungen: Nach Jahrzehnten des
       > Kalten Krieges finden Eritrea und Äthiopien wieder zueinander.
       
 (IMG) Bild: „Willkommen zu Hause“, jubelten Äthiopier dem eritreischen Präsidenten zu
       
       Nairobi taz | Wird Eritrea dem alten Feind und neuen Freund Äthiopien
       folgen auf dem Weg zu demokratische Reformen? Das ist die Frage, nachdem
       der eritreische Präsident Isaias Afewerki einen dreitägigen Besuch in
       Äthiopien absolviert hat. Kurz vor seiner Heimreise am Montag eröffnete der
       Präsident nach zwanzig Jahren wieder die alte eritreische Botschaft in
       Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba.
       
       Isaias Afewerki wurde bejubelt. „Willkommen zu Hause“, jubelten Äthiopier,
       während Flaggen beider Länder brüderlich an Laternenmasten wehten. „Höre
       mich nach Luft schnappen. Ich kann nicht mit den guten Nachrichten
       mithalten“, twitterte ein junger Äthiopier.
       
       Alles begann im April, als Äthiopiens [1][neuer reformistischer Premier
       Abiy Ahmed] versprach, das Friedensabkommen mit Eritrea aus dem Jahr 2000
       umzusetzen. Dies bedeutet, dass äthiopische Truppen aus einst umkämpften
       Grenzgebieten abgezogen werden, die laut einem UN-Schiedsspruch zu Eritrea
       gehören. Abiy krönte sein Versprechen vor einer Wochen mit einem Besuch in
       Eritreas Hauptstadt Asmara, wo er herzlich empfangen wurde und wo beide
       Staaten sich zum Frieden bekannten. Und jetzt hat der eritreische Präsident
       nach 22 Jahren [2][erstmals wieder Addis Abeba besucht].
       
       In Äthiopien fanden in den letzten Monaten Reformen im Eiltempo statt.
       Eritrea wird noch immer repressiv geführt. Beobachter hoffen nun, das
       Isaias Afewerki sich ein Beispiel nimmt am großen Nachbarn. Nach
       Schätzungen sind 10 Prozent der eritreischen Bevölkerung vor dem Regime ins
       Ausland geflohen. Eritrea ist mit 5,5 Millionen Einwohnern ein kleines
       Land, aber sorgt für eine der größten Flüchtlingsgemeinschaften aus Afrika
       in Europa.
       
       ## Eritrea versucht, Investoren anzulocken
       
       Seit zwei Jahren versucht Eritrea, der internationalen Isolation zu
       entkommen, die durch UN-Sanktionen 2009 wegen Eritreas militärischer
       Unterstützung für Islamisten in Somalia entstanden war. Es hat Beziehungen
       geknüpft mit Ägypten, den Vereinten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien.
       Eine UNO-Kommission hat vor Kurzem gesagt, das es keine solche
       Unterstützung mehr gibt. Der äthiopische Premier hat jetzt die UNO gebeten,
       die Sanktionen einzustellen.
       
       Eritrea versucht auch, Investoren anzulocken – vor allem im Bergbau, für
       Gold, Kupfer und Zink. Mit der neuen Freundschaft zu Äthiopien eröffnen
       sich wirtschaftliche Möglichkeiten für beide Länder. Äthiopien freut sich
       über den wiedererlangten Zugang zu Eritreas Häfen am Roten Meer.
       
       Auch emotional sind die gegenseitigen Besuche wichtig. Der 72-jährige
       Isaias war deutlich gerührt während seines Aufenthalts in Äthiopien. Der
       zweijährige Grenzkonflikt 1998–2000 tötete nicht nur viele Zehntausende
       Menschen, sondern trennte auch Familien. Wie Flugingenieur Henok Berhane,
       Sohn einer Eritreerin und eines Äthiopiers, der gerade in Addis Abeba
       studierte, als der Krieg ausbrach. Jetzt arbeitet er für Ethiopian Airlines
       und war auf Premier Abiys Flug nach Asmara. Henok sah dort seine Mutter zum
       ersten Mal seit zwanzig Jahren. „Ich habe den ganzen Hinflug geweint“,
       sagte er.
       
       Am Mittwoch findet der erste kommerzielle Flug zwischen Addis Abeba und
       Asmara statt. Die Tickets waren innerhalb einer Stunde ausverkauft. Auch
       die Telefonverbindungen sind wiederhergestellt. Das führt dazu, dass
       Äthiopier auf gut Glück Nummern in Eritrea wählen, um diejenigen, die
       antworten, als verlorene Freunde zu begrüßen. Trotz der vielen Toten, trotz
       zwanzig Jahre staatlich geschürtem Hass scheint es, dass die Menschen in
       beiden Ländern noch immer ein sehr enges Band zueinander pflegen.
       Schließlich waren sie bis zur Unabhängigkeit von Eritrea 1993 eine Nation.
       
       16 Jul 2018
       
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