# taz.de -- US-Präsident droht Nato-Partnern: Ein blauer Brief von Trump
       
       > Vor dem Nato-Gipfel in einer Woche setzt Donald Trump die Alliierten
       > unter Druck. Er fordert mehr Geld fürs Militär – und macht Putin Avancen.
       
 (IMG) Bild: Briefdrohnen statt Tauben? Dieser US-Soldat schickt die „Raven“-Drohne gen Himmel
       
       Berlin taz | Eine Woche vor dem Nato-Gipfel am 11. und 12. Juli in Brüssel
       sorgt US-Präsident Donald Trump für Verstimmung unter den Verbündeten. Wie
       jetzt bekannt wurde, hat sich Trump per Brief aus dem Weißen Haus an eine
       nicht genau bekannte Zahl von Staats- und Regierungschefs von Nato-Staaten,
       darunter auch Deutschland und Kanada, in zum Teil rüdem Ton darüber
       beschwert, diese Länder würden zu wenig für das Militär ausgeben.
       
       Trump beruft sich auf die beim Nato-Gipfel 2014 in Wales getroffene
       Vereinbarung der Nato-Mitgliedstaaten, ihre Militärausgaben bis 2024 auf
       mindestens 2 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes anzuheben. Bislang tun
       das lediglich vier der 29 Nato-Staaten: Die USA selbst (3,57 %),
       Griechenland (2,36 %), Großbritannien (2,12 %) und Estland (2,08 %). Polen,
       Litauen, Lettland und Rumänien nähern sich an.
       
       Das 2-Prozent-Ziel war 2014 im Angesicht der russischen Annexion der Krim
       und des Krieges in der Ostukraine ausgerufen worden – man müsse sich gegen
       russische Aggressionen besser verteidigen können, vor allem in Osteuropa,
       so die Argumentation. 2017 gaben allerdings allein die drei Nato-Länder
       Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit zusammen rund 150 Milliarden
       US-Dollar mehr als doppelt so viel Geld für das Militär aus wie Russland
       mit rund 66 Milliarden US-Dollar. Die Nato insgesamt kommt im vergangenen
       Jahr auf Militärausgaben von rund 957 Milliarden US-Dollar – mehr als die
       Hälfte der weltweiten Rüstungsausgaben.
       
       Viel zu wenig sei das, beharrt Donald Trump. Sein Brief an Kanadas
       Ministerpräsident Jaques Trudeau wurde schon vor zehn Tagen von der
       Canadian Press veröffentlicht. Darin heißt es: „Kanada, als einer unserer
       fähigsten Verbündeten und Führungsfigur weltweiter Sicherheitspolitik,
       untergräbt mit Verteidigungsausgaben von ständig unter zwei Prozent die
       Sicherheit des Bündnisses und liefert einen Vorwand für andere, ihre
       Verpflichtungen ebenfalls nicht einzuhalten.“ Man erwarte beim Nato-Gipfel
       eine verbindliche Aussage, sich an die selbst gesteckten Ziele zu halten.
       Ähnliches, nur noch schärfer formuliert, schrieb Trump auch an
       Bundeskanzlerin Angela Merkel.
       
       ## Ein Rückzug der US-Soldaten aus Deutschland?
       
       Damit steigen die Irritationen in europäischen Nato-Staaten über die USA.
       Bereits vergangene Woche hatte Trump laut einem Zeitungsbericht
       durchsickern lassen, er überdenke einen Rückzug der zurzeit noch rund
       35.000 in Deutschland stationierten US-Soldaten. Die haben allerdings nur
       zum Teil etwas mit einem US-amerikanischen Schutz Deutschlands oder Europa
       zu tun: Die Luftwaffenbasis in Ramstein etwa dient als Schaltzentrale für
       US-Militär- und Drohnenoperationen im Nahen und Mittleren Osten und in
       Afrika.
       
       Unter Diplomaten geht nun die Angst um, dass der Brüsseler Nato-Gipfel
       genauso im Desaster enden könnte wie vor wenigen Wochen der G7-Gipfel in
       Kanada. „Ein Gipfel ohne Nachrichtenwert wäre ein guter Gipfel,“ zitiert
       die Zeitschrift Foreign Policy einen anonym bleiben wollenden europäischen
       Diplomaten, „aber im Moment haben wir alle einfach nur Scheißangst.“
       
       Beim Gipfel sollten eigentlich einige positiven Neuigkeiten verkündet
       werden: Ein Ausbildungsprogramm für irakische Streitkräfte, ein
       Mobilitätsprogramm für europäisches Militär, ein Beginn von
       Beitrittsgesprächen mit Mazedonien. Und jetzt: Angst vor Trump.
       
       Schon 2017, bei seiner ersten Teilnahme an einem Nato-Gipfel, hatte Trump
       die übrigen Staatschefs sprachlos gemacht, weil er forderte, die säumigen
       Zahler sollten endlich ihre „Schulden“ bei den USA begleichen – was darauf
       hindeutete, dass der US-Präsident überhaupt nicht verstanden hatte, was die
       Nato-Verpflichtung eigentlich bedeutete.
       
       Im Anschluss an den Nato-Gipfel will Donald Trump Großbritannien besuchen
       und dann am 16. Juli in Helsinki Russlands Präsident Wladimir Putin
       treffen. Beim G7-Gipfel hatte Trump angeregt, Russland wieder in den Kreis
       der großen Industrienationen aufzunehmen. Die Vorstellung, Konflikte über
       Militärhaushalte könnten das Verhältnis zwischen den USA und den westlichen
       Alliierten genauso belasten wie seit Monaten schon der Streit um
       Strafzölle, während der US-Präsident anschließend ein freundliches Treffen
       mit Putin absolviert – ein diplomatischer Alptraum.
       
       4 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Amerika
 (DIR) Nato
 (DIR) Militär
 (DIR) Sicherheitspolitik
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Russland
 (DIR) Finnland
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Frauen-WM 2019 
 (DIR) Russland-Ermittlungen
 (DIR) Russland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Trumps Aussagen zur Nato: Trump II wäre deutlich radikaler
       
       Trumps Ankündigung, zahlungssäumige Nato-Mitglieder Russland zum Fraß
       vorzuwerfen, klingt bizarr. Warum man sie trotzdem ernst nehmen muss.
       
 (DIR) Trump unterzeichnet Verteidigungsetat: 716 Milliarden Dollar fürs Militär
       
       US-Präsident Donald Trump hat den neuen Pentagonetat unterzeichnet. Er
       sieht unter anderem die Verstärkung der Truppen um 15.600 Personen vor.
       
 (DIR) Gipfelreffen in Helsinki: Das Spiel der Mächtigen
       
       US-Behörden werfen 12 russischen Agenten Einmischung in den US-Wahlkampf
       vor. Wird Präsident Trump ihre Auslieferung von Putin verlangen?
       
 (DIR) Gipfel mit Putin und Trump: Treffen sich zwei Alphamännchen
       
       Vor dem Treffen in Helsinki inszeniert sich Moskau als überlegen.
       Tatsächlich unterscheiden sich die Interessen von Putin und Trump.
       
 (DIR) Helsinki in Erwartung der Trump-Show: „Wir bieten nur einen Treffpunkt an“
       
       Eigentlich ist Ferienruhe in Finnlands Hauptstadt. Doch der
       Trump-Putin-Gipfel hat so manchen Urlaubsplan durcheinander gebracht.
       
 (DIR) Nach Eskalation bei Nato-Gipfel: Gabriel stellt sich gegen Trump
       
       Ex-Außenminister Gabriel fordert eine härtere Gangart gegenüber dem
       US-Präsidenten. Deutschland dürfe sich Trumps Attacken nicht länger bieten
       lassen.
       
 (DIR) Nato-Gipfel in Brüssel: In der Nato geht die Angst um
       
       Vor Beginn des Nato-Gipfels herrscht unter Diplomaten weiterhin Sorge vor
       der Unberechenbarkeit des US-Präsidenten Donald Trump.
       
 (DIR) Fußball-WM und Propaganda: Nato kickt mit
       
       Vier Halbfinalisten, vier Nato-Mitglieder: Die westliche Militärallianz
       feiert sich. In Russland ist der Spott groß – Fußball in Zeiten der
       Propaganda.
       
 (DIR) Beziehungen zwischen USA und Russland: Gipfeltreffen bestätigt
       
       US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin kommen im
       Juli in Helsinki zusammen. Die US-Sanktionen sollen trotzdem bestehen
       bleiben.
       
 (DIR) Linken-Vorsitzende zur Syrien-Eskalation: „Deutschland muss ein Veto einlegen“
       
       Katja Kipping fordert die Bundesregierung auf, innerhalb der Nato gegen
       Syrien-Einsätze der USA einzutreten. Man dürfe Trump nicht nach dem Mund
       reden.