# taz.de -- Umfrage zu Missständen in Ställen: Geheimaufnahmen kommen gut an
       
       > Tierschützer nehmen in Ställen unerlaubt Bilder von Missständen auf. Eine
       > Umfrage zeigt: Die meisten Menschen in Deutschland finden das legitim.
       
 (IMG) Bild: In einen Stall einsteigen und heimlich filmen: So decken Aktivisten immer wieder Tierquälerei auf
       
       Berlin taz | Die meisten Menschen in Deutschland halten es für
       gerechtfertigt, dass Tierschutzorganisationen durch heimliches Filmen in
       Ställen Tierleid aufdecken. Das geht aus einer repräsentativen [1][Umfrage]
       des Meinungsforschungsinstituts Emnid hervor. Am Donnerstagabend will der
       Bundestag über einen Antrag der FDP debattieren, der solche Recherchen mit
       Hilfe des Steuerrechts erschweren soll.
       
       Auftraggeber der Umfrage sind die Verbände Ariwa, Animal Equality,
       Deutsches Tierschutzbüro, Peta, Soko Tierschutz und Tierretter.de, die
       selbst immer wieder Undercover-Aufnahmen von Missständen in
       landwirtschaftlichen Betrieben veröffentlichten.
       
       Demnach unterstützen 82,5 Prozent der Befragten diese Methode. 85 Prozent
       sprachen sich für stärkere Kontrollen für Tierschutz in
       landwirtschaftlichen Betrieben aus. Für die Studie wurden den Auftraggebern
       zufolge vergangene Woche 1.012 Menschen im Alter von mindestens 14 Jahren
       befragt.
       
       CDU und FDP dagegen fordern, Aktivisten zu bestrafen, die für
       Undercover-Aufnahmen heimlich landwirtschaftliche Betriebe betreten.
       Außerdem wollen sie Organisationen, die entsprechendes Filmmaterial
       veröffentlichen, die Gemeinnützigkeit entziehen.
       
       In diese Kerbe schlägt auch der [2][FDP-Antrag im Bundestag]. Demnach soll
       das Plenum die Regierung auffordern, sich gegen die Gemeinnützigkeit von
       Verbänden einzusetzen, die „gegen die geltenden Strafgesetze verstoßen oder
       zu einem solchen Rechtsbruch aufrufen“. Wahrscheinlich wird die Vorlage
       zunächst in einen Ausschuss verwiesen.
       
       ## FDP: Tierrechtler legen Axt an den Rechtsstaat
       
       Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion,
       begründete den Antrag im Gespräch mit der taz so: „Ich glaube, dass das die
       Axt an den Rechtsstaat legt, wenn privatwirtschaftliche Organisationen
       Funktionen übernehmen, die eigentlich von den Veterinärbehörden übernommen
       werden müssten“. Die Tierschützer entgegnen darauf, dass der Staat diese
       Aufgabe nicht genügend erfülle und deshalb durch ihre Aufnahmen politischer
       Druck erzeugt werden müsse.
       
       Peta-Rechtsexperte Edmund Haferbeck glaubt nicht, dass der Antrag, wenn er
       denn durchkäme, die juristische Lage ändern würde. Schon jetzt würden die
       Finanzbehörden Vereinen den Status der Gemeinnützigkeit entziehen, wenn
       diese zu Straftaten aufrufen. „Außerdem hat das Oberlandesgericht Naumburg
       geurteilt, dass das Einsteigen in Ställe nicht strafbar ist, wenn dabei
       Missstände aufgedeckt werden, zu denen vorher Hinweise zum Beispiel durch
       Whistleblower vorlagen“, so Haferbeck.
       
       Peta sei sowieso nicht angreifbar. „Wir veröffentlichen nur noch Videos,
       die von anderen aufgenommen wurden.“ Die Organisation habe ihre
       „Ermittlungsabteilung“ bereits 2013 aufgelöst. Ähnlich argumentiert zum
       Beispiel das Deutsche Tierschutzbüro.
       
       Anders als oft behauptet handelt es sich beim Eindringen in die Ställe
       meist nicht um „Einbruch“. Denn diesen definiert beispielsweise der Duden
       folgendermaßen: „[3][gewaltsam in ein Gebäude], in einen Raum oder
       Ähnliches eindringen (um etwas zu stehlen)“. Gewalt ist aber meist nicht
       nötig, um viele Ställe zu betreten: Sie sind oft nicht abgeschlossen. Es
       gibt auch keine oder kaum Fälle, in denen Landwirte den Aktivisten
       angekreidet hätten, etwa Türen aufgebrochen zu haben oder etwas gestohlen
       zu haben. Rechtlich wird den Aktivisten deshalb in der Regel nur
       Hausfriedensbruch vorgeworfen. Aber auch das hat vor Gericht meist nicht
       Bestand.
       
       „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, wie weit die Forderungen mancher
       Politiker, allen voran der FDP-Fraktion und der
       Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, am Willen der Bevölkerung
       vorbeigehen“, so die sechs Tierrechtsverbände. „Immer wieder zeigen neue
       Fälle, dass die behördlichen Tierschutzkontrollen nicht wirksam sind. Dass
       nun das Aufdecken von Missständen durch Tierrechtsorganisationen gezielt
       bekämpft werden soll, ist ein Skandal und deckt sich nicht mit der
       Überzeugung der deutschen Bevölkerung“.
       
       14 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.animalequality.de/Emnid_Umfrage_Tierschutz-Recherchen.pdf
 (DIR) [2] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw24-de-straftaten-gemeinnuetzigkeit/559710
 (DIR) [3] https://www.duden.de/rechtschreibung/Einbruch
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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