# taz.de -- Ermittlungen gegen Hannovers OB: Der Optimist
       
       > Noch hält sich Stefan Schostok (SPD) an der Spitze des hannoverschen
       > Rathauses. Einen Rücktritt schließt er aus. Die Staatsanwaltschaft
       > ermittelt wegen Untreue gegen ihn.
       
 (IMG) Bild: Sieht keinen Grund, das Amt, für das er gewählt wurde, ruhen zu lassen: Stefan Schostok
       
       HANNOVER taz | Optimismus hin oder her. Aber was Stefan Schostok, der
       Oberbürgermeister von Hannover, vergangene Woche [1][in einem
       Fernsehinterview] gesagt hat, muss geflunkert gewesen sein. „Ich komme
       jeden Tag mit großer Freude ins Rathaus“, sagte der SPD-Politiker.
       
       Ein Schostok, der in den vergangenen Wochen immer fröhlich über die große
       steinerne Treppe im Neuen Rathaus zu seinem Büro schlenderte? Auch dann
       noch als ebendieses, genau wie seine private Wohnung, von der
       Staatsanwaltschaft durchsucht wurde? Der Verdacht der Untreue gegen ihn
       öffentlich wurde? Und der Druck immer weiter stieg? Schwer vorstellbar.
       
       Aber Schostok gibt sich betont optimistisch – will zeigen, dass er die
       Vorwürfe gegen sich aufklären will. Wenn er im Amt bleiben will, muss er
       beweisen, dass er mit den rechtswidrigen Gehaltszuschüssen an zwei leitende
       Beamte nichts zu tun hatte. Einer davon war sein Büroleiter. Ein Mann aus
       dem engsten Umfeld Schostoks also.
       
       Und die Zweifel werden auch nach einem [2][Bericht des Politikjournals
       Rundblick ] immer größer. Das hatte berichtet, dass sich Schostok
       persönlich im Innenministerium für eine bessere Bezahlung eines Beamten
       eingesetzt haben soll, die heute als rechtswidrig gilt.
       
       ## Ratssitzung zur Rathaus-Affäre
       
       In der Ratssitzung am Donnerstag brachten Piraten, Linke und die Partei das
       Thema Rathaus-Affäre auf die Tagesordnung. „Die Menschen außerhalb dieser
       geheiligten Hallen können das schon lange nicht mehr nachvollziehen und
       wenden sich angewidert von diesem Geschacher um Höherdotierung und Pöstchen
       ab“, sagte der Ratsherr Dirk Machentanz (Linke). Es gelte, der Affäre ein
       Ende zu bereiten.
       
       Julian Klippert von der Partei forderte von Schostok: „Räumen Sie Ihren
       Tisch und treten Sie vom Posten des Oberbürgermeisters zurück.“ Er habe
       seine Verwaltung nicht im Griff.
       
       Schostok selbst gab eine lange Erklärung ab: „Ich habe bis August,
       September 2017 nicht gewusst, dass die Zahlung einer Zulage an Beamte mit
       einer B-Besoldung unzulässig sei.“ Er sei sicher, dass sich die Vorwürfe
       bald aufklären würden. „Das ist der Grund, warum ich weiterhin meinen
       Pflichten nachkomme und die Amtsgeschäfte führe“, sagte Schostok.
       
       ## Zuhören, Lächeln, Hände-Schütteln
       
       Im politischen Hannover sind über den Oberbürgermeister, der sich auch
       selbst als „OB“ abkürzt, Worte wie „nett“, „immer freundlich“ und „ein
       bisschen naiv“ zu hören. Als Machtmensch und Stratege gilt der 54-jährige
       Sozialpädagoge nicht.
       
       Schostok ist einer, der sich Zeit nimmt bei öffentlichen Auftritten. Der
       zuhört und auch dann noch lächelt und Hände schüttelt, wenn er zum
       wiederholten Mal semibrillianten Witzchen beim Treiben eines
       Karnevalsvereins in Hannover lauscht.
       
       Nur direkt nach der Razzia im Rathaus tauchte er ab und ließ durch seinen
       Pressesprecher schriftliche Statements verbreiten. Einen Rücktritt oder nur
       einen längeren Urlaub solange die Ermittlungen laufen, wie es sogar die
       Koalitionspartner Grüne und FDP forderten, schließt er für sich aus.
       
       ## Mamas Glückskind
       
       „Daran ist überhaupt nicht zu denken. Ich stehe da, mache den Rücken gerade
       und arbeite weiterhin so fleißig, strukturiert und voll innerer
       Willenskraft“, sagte Schostok ein paar Tage nach seinem Abtauchen in
       besagtem Fernsehinterview, um dann aus den Erinnerungen seiner Mutter zu
       zitieren: „Ich bin mit einem riesigen Schuss Optimismus auf die Welt
       gekommen. Andere haben geweint als sie geboren wurden, ich habe schon da
       gelacht.“
       
       Schostok ist seit 2013 Oberbürgermeister und dort der Nachfolger von
       Ministerpräsident Stephan Weil. Eigentlich haben die Stef/phans geswitcht.
       Schostok war von 2010 bis 2013 Fraktionschef der SPD im niedersächsischen
       Landtag. Weil wechselte aus dem Rathaus in die Landespolitik.
       
       Der Weg zu einer solchen Karriere in der SPD wird Schostok nach dieser
       Affäre wohl nicht offen stehen. Er muss vielmehr darum kämpfen, dass er
       überhaupt Oberbürgermeister bleiben kann.
       
       22 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Oberbuergermeister-Schostok-ueber-seine-Rolle,schostok250.html
 (DIR) [2] https://www.rundblick-niedersachsen.de/schostok-hat-geholfen-einen-beamten-besser-zu-entlohnen/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Maestro
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hannover
 (DIR) Hannover
 (DIR) Hannover
 (DIR) Hannover
 (DIR) Hannover
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Rathaus-Affäre vor Gericht: Schostock will ahnungslos sein
       
       In Hannover steht das Urteil gegen den Ex-Oberbürgermeister an. Ihm und
       zwei hochrangigen Mitarbeitern wird Untreue vorgeworfen.
       
 (DIR) Hannovers OB angeklagt: Schostok schaltet auf stur
       
       Die Staatsanwaltschaft klagt den Oberbürgermeister von Hannover, Stefan
       Schostok (SPD), wegen Untreue an. Der Koalitionspartner FDP und die Grünen
       fordern Rücktritt.
       
 (DIR) Hannovers Oberbürgermeister Schostok: Razzia im Rathaus
       
       Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Stefan Schostok wegen des
       Verdachts der Untreue. Zurücktreten will der Oberbürgermeister nicht.
       
 (DIR) Rathaus-Affäre beschäftigt Hannover: Männer, die streiten
       
       Es geht um Posten, unrechtmäßige Gehaltserhöhungen und durchgesteckte
       Dokumente. Die Rathaus-Affäre hat in Hannover die ersten Konsequenzen.