# taz.de -- Hamburger Szene von Mareen Butter: Wartezeit vier Sterne de luxe
       
       Pünktlich um 12 Uhr bin ich am Flughafen in Nantes. Glücklich mit meinem
       Wochenendtrip, aber erschöpft und voller Vorfreude auf mein Bett zuhause in
       Hamburg. Ich will mich ausruhen, bevor die Arbeit bei der taz am Montag
       wieder losgeht. Doch daraus wird nichts.
       
       Kurz nach Boardingzeit wird uns wie nebenbei mitgeteilt, dass alle Flüge
       von und nach Hamburg wegen eines Stromausfalls zunächst abgesagt werden.
       Wir sollen jedoch bis 16.30 Uhr für mehr Infos abwarten. Großartig! Das
       war’s wohl mit dem Traum vom eigenen Bett; dafür funktioniere ich ein paar
       Flughafensitze kurzerhand zur Matratze um. Voucher für Gratisgetränke
       werden ausgeteilt, nur befinden sich die Flaschen hinter dem Zoll, der uns
       nicht durchlassen will. Sehnsüchtig denke ich an den Traubensaft, der in
       meinem Kühlschrank in Hamburg auf mich wartet.
       
       Nach fast fünf Stunden fordert uns eine leicht überforderte
       Flughafenangestellte auf, einen Schalter unserer Airline aufzusuchen. Auf
       Nachfrage sagt sie, dass wir wohl frühestens am Dienstag in Hamburg
       ankommen werden.
       
       Mir klappt die Kinnlade runter, Tränen fließen bei Mitreisenden. Einer
       Gruppe von vier Deutschen wird mitgeteilt, sie hätten ansonsten die
       Möglichkeit, morgen insgesamt sechs Züge zu nehmen, um in Hamburg
       anzukommen oder aber einen Wagen zu mieten – für circa 2.000 Euro, auf
       eigene Kosten. Jedenfalls sollen sie sich in zehn Minuten entscheiden.
       
       Ich habe mehr Glück und die Dame an meinem Schalter wird für mich zur
       Heldin des Tages. Wir sind einander wohl sympathisch. Wie sonst ließe sich
       erklären, dass sie mir einen Platz im offiziell ausgebuchten Flieger nach
       Hamburg am nächsten Morgen organisiert? Vier-Sterne-Hotel und Mahlzeiten
       bis zum Flug inklusive.
       
       Fast schuldbewusst werfe ich einen letzten Blick auf die vier Deutschen am
       Schalter neben mir, dann beeile ich mich, zum Hotel zu kommen. So richtig
       trauen kann ich meinem Glück erst, als ich am nächsten Morgen ins Flugzeug
       steige und das auch planmäßig in Hamburg landet.
       
       Ich habe mich schon auf ein wildes Durcheinander eingestellt. Doch wie
       durch ein Wunder sind keine Auswirkungen zu spüren! Selbst die
       Gepäckausgabe funktioniert zügig. Nach ein paar Minuten bin ich auf dem Weg
       Richtung Bett und Traubensaft.
       
       5 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mareen Butter
       
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