# taz.de -- Einwanderungspolitik der USA: Trump will Vietnamesen abschieben
       
       > Washington plant, etwa 8.600 straffällig gewordene Vietnamesen aus dem
       > Land zu werfen. Die Regierung in Hanoi ist darüber nicht erfreut.
       
 (IMG) Bild: Über 1,5 Millionen Vietnamesen leben in den USA. Gerüchte über Abschiebungen schüren Ängste
       
       BERLIN taz | US-Präsident Donald Trump will Tausende vietnamesische
       Einwanderer abschieben, obwohl ein Abkommen aus der Obama-Ära das
       ausschließt. Das sagte Ted Osius, der bis Herbst 2017 US-Botschafter in
       Hanoi war, der Agentur Reuters. Unter Trump hatte er den diplomatischen
       Dienst quittiert, auch wegen dessen Abschiebewünschen. Osius ist heute
       Professor in Ho-Chi-Minh-Stadt.
       
       Es geht um 8.600 Menschen, die oft seit Jahrzehnten in den USA leben, aber
       keine US-Bürger sind. 7.000 von ihnen sind zwischen Kriegsende 1975 und der
       Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1995 in die USA emigriert, aber
       straffällig geworden. Meist waren es Bagatelldelikte wie Schwarzfahren oder
       Zechprellerei, die oft Jahre zurückliegen. Doch für Trump sind es
       kriminelle Ausländer, die er loswerden will.
       
       2008 hatte Barack Obama mit Vietnam ein Rücknahmeabkommen geschlossen.
       Darin hatte sich das südostasiatische Land verpflichtet, Staatsbürger
       wieder aufzunehmen, die in den USA kein Aufenthaltsrecht bekamen.
       Vertraglich ausgeschlossen waren jene Vietnamesen, die vor 1995 Vietnam
       verlassen hatten. Sie galten als politische Flüchtlinge. Wer in den ersten
       Nachkriegsjahren in die USA kam, hatte oft für die verbündete Regierung
       Südvietnams gearbeitet oder wurde als Intellektueller verfolgt. Allein 1975
       flohen 125.000 Vietnamesen in die USA, wo heute 1,5 Millionen ethnische
       Vietnamesen leben.
       
       „Die politischen Flüchtlinge aus der direkten Nachkriegszeit haben nicht
       wirklich ein Land, zu dem sie zurückkehren können“, sagt Osius. Denn Hanoi
       betrachte Menschen, die im früheren Südvietnam sozialisiert waren und den
       Kommunismus ablehnen, als destabilisierend.
       
       ## Fremdenfeindlicher Wählerfang
       
       Die US-Deportationsbehörde bestätigte Reuters, dass Washington 8.600
       Vietnamesen abschieben wolle. Von denen hätten 7.800 Vorstrafen. Eine
       Außenamtssprecherin bestätigte darüber Gespräche mit Vietnams Regierung.
       Laut Osius lehne diese die Aufnahme ab. „Sie fürchtet, dass die 8.600
       Menschen das Land destabilisieren.“ Doch Trump drohe mit der Kündigung von
       Handelsprivilegien, falls Vietnam die Menschen nicht zurücknehme. Dagegen
       hatte Osius beim damaligen Außenminister Rex Tillersen erfolglos
       protestiert, weil dies „die hart erkämpften und sich vertiefenden
       Beziehungen zu Hanoi auf den Gebieten der Sicherheit und des Handels
       gefährden könnte“.
       
       Der Augsburger Deutschvietnamese Thanh Nguyen-Brem, der mit Vietnamesen in
       den USA vernetzt ist, bestätigt gegenüber der taz Ängste von Vietnamesen in
       den USA vor Abschiebung. „Noch hat niemand den Abschiebebefehl bekommen.
       Ohne den kann man sich nicht vor Gericht wehren.“ Der Hamburger
       Südostasienwissenschaftler Gerhard Will sagt, Trumps Pläne seien in keine
       außenpolitische Strategie eingebunden, sondern an fremdenfeindliche
       Ressentiments seiner Wähler gerichtet.
       
       24 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marina Mai
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Abschiebung
 (DIR) Vietnam
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) USA
 (DIR) Vietnam
 (DIR) US-Literatur
 (DIR) Vietnam
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gedenken an das Massaker von My Lai: Der Junge und der Fotograf
       
       Duc Tran Van überlebte vor 50 Jahren das Massaker. Heute kämpft er mit
       einem früheren US-Armeefotografen für ein angemessenes Gedenken.
       
 (DIR) Schriftsteller Viet Thanh Nguyen: „Ich bin ein angry Asian American“
       
       „Der Sympathisant“ handelt von einem Spion, der keiner Seite treu ist. Viet
       Thanh Nguyen will das US-amerikanische Vietnam-Narrativ verändern.
       
 (DIR) Verhältnis Vietnam-USA: Auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad zu Obama
       
       In Washington wird erstmals für einen vietnamesischen KP-Chef der rote
       Teppich ausgerollt. Beide Seiten eint das Misstrauen gegenüber China.