# taz.de -- Südafrikas Ex-Präsident vor Gericht: Jacob Zumas letzter Tanz
       
       > Zumas Karriere ist von Korruptionsvorwürfen überschattet. Sein
       > Gerichtsverfahren wird auch für seine Partei unangenehm.
       
 (IMG) Bild: 2016 auf einer Wahlkampfveranstaltung: Da lachte Jacob Zuma noch
       
       Johannesburg taz | Für Südafrikas ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma wird an
       diesem Freitag wahr, was viele im Land seit Jahren hoffen: Er muss sich
       wegen Korruption und Betrugs vor Gericht verantworten. Eigentlich wollte
       auch Zuma immer seinen Tag im Gericht – das sagte er schon 2005 bei den
       ersten Anschuldigungen gegen ihn. Mit einem Tag ist es aber nicht getan. Es
       wird es sich jetzt wohl um den Beginn eines langjährigen Strafverfahrens
       handeln.
       
       Noch Ostern ließ Zuma bei einem Gottesdienst verlauten: „Sie sind immer
       noch hinter mir her, obwohl ich abgetreten bin.“ Der 2009 zum Präsidenten
       gewählte und 2014 wiedergewählte Zuma sieht sich als Opfer. Dabei zog der
       75-Jährige jahrelang die Fäden in einem Netzwerk aus Betrug und
       Veruntreuung. Seine Amtszeit war geprägt von unzähligen Skandalen, die das
       Land um seinen Ruf brachten. Er überstand acht Misstrauensvoten im
       Parlament, bis seine Partei, die ehemalige Befreiungsbewegung ANC
       (Afrikanischer Nationalkongress) ihn im Dezember als Parteichef abwählte
       und er zwei Monate später zugunsten seines Nachfolgers Cyril Ramaphosa auch
       als Präsident zurücktrat.
       
       Als Jacob Zuma 2008 Präsident wurde, hatte die überwältigende Mehrheit den
       Populisten als neuen Hoffnungsträger bejubelt. Durch Umverteilung sollte
       endlich jenes Versprechen auf ein besseres Leben eingelöst werden, das die
       Vorgänger Nelson Mandela und Thabo Mbeki nicht erfüllt hatten. Aber schon
       aus der Zeit seiner Vorgänger stammen die Korruptionsvorwürfe, die jetzt
       vor Gericht verhandelt werden sollen.
       
       Hintergrund der Anklage ist ein Waffengeschäft mit der französischen Firma
       Thales, damals Thompson, aus dem Jahr 1999, als Zuma Vizepräsident war.
       2005 hatte Präsident Mbeki ihn deswegen gefeuert – Zuma war wegen korrupter
       Geschäftsbeziehungen mit seinem früheren Finanzverwalter Shabir Schaik in
       Ungnade gefallen. Während Schaik verurteilt wurde, kam Zuma davon. Aber die
       Vorwürfe, für einen Rüstungsvertrag Schmiergelder angenommen zu haben,
       blieben.
       
       ## Zündstoff für den ANC
       
       Schmiergelder flossen auch an den ANC. Somit steckt im jetzt beginnenden
       Prozess sicherlich noch mehr Zündstoff. Ein Fax zwischen der Firma Thales
       und Zuma bestätigt ein Übereinkommen, das beide Parteien bisher abstreiten.
       „In dem Waffengeschäft ging es nicht nur um kleine Bestechungsgelder, es
       hat einen Ball losgetreten“, sagt Hennie van Vuuren, Leiter der Open
       Secrets Anti-graft Association. „Wir haben in den vergangenen 15 Jahren wie
       in Zeitlupe gesehen, wie er sich durch Südafrikas Demokratie bewegte und
       sie nach und nach zerfraß.“
       
       Zuma baute seine Karriere auf Korruption. Während seiner Zeit als Präsident
       ließ er sich mit der schwerreichen indisch-stämmigen Unternehmerfamilie
       Gupta ein. Bis deren Einflussnahme auf den Staat übermächtig wurde. Den
       Guptas soll Zuma sogar ein Mitspracherecht bei der Vergabe von
       Kabinettsposten und Staatsaufträgen eingeräumt haben. Im Gegenzug
       kassierten er und seine Familienangehörigen Profite.
       
       Die Aufarbeitung, die Südafrika jetzt bevorsteht, betrifft also nicht nur
       Zuma. Die drei indischen Gupta-Brüder werden mit Haftbefehl gesucht. Aber
       sie haben sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Diese Woche wurde Ajay
       Gupta in Dubai nahe seinem dortigen Wohnsitz gesichtet, berichteten
       südafrikanische Medien.
       
       ## Kleptokratische Führung
       
       Die Regierungszeit Zuma wird von vielen Anklagen gegen ihn gesäumt –
       darunter eine Vergewaltigungsanklage mit Freispruch. Immer wieder gelang es
       ihm, sich aus der Affäre zu ziehen. Seine anhaltende Ignoranz gegenüber
       Recht und Gesetz machte Südafrika erst wütend, dann depressiv. 2016 warf
       das Verfassungsgericht Zuma Verfassungsbruch vor: Der Präsident hatte aus
       Steuergeldern für umgerechnet rund 22 Millionen Euro eine Privatresidenz in
       seinem Geburtsort Nkandla aufwendig umbauen lassen. Später musste er einen
       Teil dieser Gelder zurückzahlen.
       
       An Zumas kleptokratischer Führung waren viele Ja-Sager beteiligt, die jetzt
       um ihr Schicksal bangen. Denn als Zuma im Februar unter massivem Druck aus
       seiner Partei vom Präsidentenamt zurücktrat, hatte der ANC auch erkannt,
       dass mit Zuma die Wahlen 2019 nur schwer zu gewinnen sind. Der ANC muss
       sich von Zuma glaubwürdig lösen, um nicht bei den Wahlen die Quittung zu
       erhalten.
       
       Doch in seiner Heimatprovinz KwaZulu-Natal glauben noch viele an Jacob
       Zuma. Dort, in Durban, findet ab heute der Prozess statt. Vor dem
       Gerichtsgebäude werden Anhänger für ihn tanzen und singen, wie immer.
       
       6 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
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