# taz.de -- Kritik an Sina Weibo in China: Netizens gegen Homophobie
       
       > Nach anhaltender Kritik will Chinas Mikroblogging-Plattform Sina Weibo
       > nun homophobe Nutzungsguidelines ändern.
       
 (IMG) Bild: Kräftemessen im Netz: Was kann eine digitale Zivilgesellschaft in China gegen Zensur ausrichten?
       
       BERLIN taz | Vergangene Woche hatte das Community Management von Sina
       Weibo, der größten chinesischen Microblogging-Plattform, angekündigt, die
       Nutzungsrichtlinien des sozialen Netzwerks zu ändern. Der Plan: Cartoons,
       Bilder und Videos mit pornografischen, gewalttätigen und – Achtung – auch
       homosexuellen Bezügen sollten stärker zensiert und von der Plattform
       verbannt werden.
       
       Die Empörung unter den NutzerInnen gegen diesen [1][homophoben Vorstoß] war
       groß, ebenso wie der Druck, den sie in Verbindung mit dem Kampagnen-Hashtag
       #Ichbinhomosexuell machten. Sogar ein Account der Communist Youth League,
       eines Ablegers der Kommunistischen Partei für 14- bis 28-Jährige,
       solidarisierte sich mit den kritischen Stimmen und rief dazu auf,
       Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben zu bekämpfen.
       
       Als Reaktion auf die digitale Protestwelle ist Weibo nun zurückgerudert:
       Die Verwaltung des Blogging-Dienstes verkündete, homosexuellen Content
       explizit von der Säuberungsaktion auszunehmen, und bedankte sich höflich
       für die Diskussion und die Vorschläge aus der Online-Community.
       
       Kritische Reaktionen auf Zensurvorhaben im chinesischen Internet sind nicht
       neu, allerdings deutet dieser jüngste Fall besonders eindrücklich eine
       Umverteilung von Macht im digitalen Kräftemessen zwischen dem verlängerten
       Arm der Zensurbehörden und den BürgerInnen an.
       
       Obwohl Homosexualität in China seit 2001 nicht mehr als geistige Erkrankung
       geführt wird, sind Vorbehalte gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen
       nach wie vor weit verbreitet. Besonders in den großen Städten leisten
       LGBT-Zentren Bildungsarbeit, allerdings fehlt es in der Volksrepublik
       bisher an gesetzlichen Grundlagen, die sich gezielt gegen die
       Diskriminierung von sexueller Orientierung und Genderidentität richten.
       
       Ein solcher Shitstorm mit „chinese characteristics“ wie im aktuellen
       Weibo-Skandal lässt jedoch auf zweierlei hoffen: auf das Erstarken einer
       chinesischen Zivilgesellschaft, die sich zunehmend für
       Minderheiteninteressen einsetzt, und auf eine längerfristige
       gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen – nicht
       nur im Netz.
       
       16 Apr 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.whatsonweibo.com/weibos-new-online-guidelines-no-homosexuality-allowed/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lin Hierse
       
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