# taz.de -- Guatemalas Ex-Diktator ist tot: Der grausame Henker der Ixil
       
       > Efraín Ríos Montt wurde vor fünf Jahren wegen Verbrechen gegen die
       > Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt. Er hat dafür nicht gebüßt.
       
 (IMG) Bild: Verschwunden: Viele Menschen haben unter der Gewaltherrschaft Efraín Ríos Montts gelitten
       
       Wien taz | Efraín Ríos Montt starb in Freiheit. Der Mann, der vor fünf
       Jahren wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80
       Jahren Haft verurteilt wurde, hat für seine Taten nicht gebüßt. Am
       Ostersonntag erlag er 91-jährig in seinem Wohnhaus in Guatemala einem
       Herzversagen. Ein ihm wohl gesonnener Verfassungsgerichtshof hatte das
       Urteil wegen Formfehlern aufgehoben.
       
       Trotz ihrer nur knapp 17 Monate ist seine Diktatur eine der blutigsten in
       die Geschichte des zentralamerikanischen Landes. Am 23. März 1982 putschte
       er sich – unterstützt von rechtsextremen Politikern – mit zwei weiteren
       Offizieren an die Macht und übernahm wenig später die Alleinherrschaft. Ein
       Wahlschwindel hatte eine Krise ausgelöst. Ríos Montt selbst war acht Jahr
       zuvor Opfer eines Wahlbetrugs geworden. Als Kandidat der Christdemokraten
       hatte er 1974 gewonnen – musste aber der Gewalt weichen und ins Exil
       fliehen.
       
       In Kalifornien fand der Katholik zur evangelikalen Kirche El Verbo, die
       fundamentalistische Lehren verbreitete. Mit dem Furor des Konvertiten
       sollte er dann als Militärherrscher seine Vorstellungen von Moral und
       Ordnung predigen. Er zwang die indigene Bevölkerung in den Dörfern, sich in
       paramilitärischen Patrouillen zu organisieren und bekämpfte die
       marxistische Guerilla, indem er ihr die soziale Basis entzog: durch
       Massaker. Das Maya-Volk der Ixil im Norden des Landes wurde nahezu
       ausgerottet. Die Vereinten Nationen qualifizierten den Feldzug als
       Völkermord.
       
       Ríos Montt hielt im Fernsehen Predigten, mit denen er die Bevölkerung zu
       christlicher Moral erziehen wollte. Er führte die Todesstrafe wieder ein
       und ließ mehrere Verbrecher erschießen. Die Schreckensherrschaft wurde am
       8. August 1983 durch einen neuerlichen Staatsstreich, angeführt von
       Verteidigungsminister General Óscar Humberto Mejía Víctores, beendet.
       Dessen Regime war zwar kaum besser, doch musste er unter internationalem
       Druck den Weg für Wahlen und einen Übergang zur Demokratie bereiten.
       
       Die Karriere von Ríos Montt war damit aber nicht beendet. Er gründete die
       Rechtspartei Republikanische Front Guatemalas (FRG) und bewarb sich 2003
       neuerlich, aber erfolglos um die Präsidentschaft. 2007 zog er als
       Abgeordneter in den Kongress ein und genoss damit Immunität, als die Justiz
       zögerlich begann, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Zwei Wochen nachdem
       seine Immunität erlosch, musste er 2012 vor Gericht erscheinen und wurde
       dann ein Jahr später verurteilt. Einem weiteren Prozess entzog er sich
       durch Demenz. Jetzt starb er, wie sein Anwalt mitteilte, „ruhig und in
       Frieden“.
       
       2 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Leonhard
       
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