# taz.de -- Kommentar Vorwürfe gegen Labour-Chef: Corbyn ist kein Antisemit
       
       > Die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Jeremy Corbyn sind nicht haltbar. Sie
       > sind Teil einer Verleumdungskampagne des rechten Flügels der
       > Labour-Party.
       
 (IMG) Bild: Seine rechten Parteikollegen wollen ihn stürzen: Jeremy Corbyn, Chef der britischen Labour Party
       
       Sie lassen nicht locker. Der rechte Flügel der britischen Labour Party hat
       den Kampf gegen den Parteichef Jeremy Corbyn längst nicht aufgegeben. Was
       man bei den parteiinternen Wahlen, bei denen Corbyn zweimal mit deutlicher
       Mehrheit siegte, nicht geschafft hat, soll nun durch eine
       Verleumdungskampagne gelingen. Man unterstellt ihm antisemitische
       Ansichten. Corbyn ist kein Antisemit.
       
       Damit soll die Sache keineswegs kleingeredet werden. Antisemitismus ist
       auch bei der Labour Party verbreitet, wie auch in der vergangenen
       [1][Wochenendausgabe der taz] zu lesen war. Es gibt Holocaustleugner und
       Menschen, die Israel das Existenzrecht absprechen, vor allem unter den
       neuen Mitgliedern, die eingetreten sind, um Corbyn zu unterstützen. Corbyn
       hat die Sache allerdings schlecht gemanagt, weil er einen innerparteilichen
       Streit vor den Kommunalwahlen Anfang Mai vermeiden wollte.
       
       Aber man kann ihm nicht vorwerfen, dass er den Sederabend bei der radikalen
       linken jüdischen Organisation Jewdas verbracht hat. Der
       Abgeordnetenausschuss der britischen Juden, der oft Ziel des Spotts von
       Jewdas war, hat das dennoch getan. Jewdas seien keine richtigen Juden,
       sagte der Vorsitzende, Jonathan Arkush. Jewdas fragte, ob eine Einteilung
       in gute und böse Juden nicht antisemitisch sei?
       
       Corbyn hatte zuvor den Abgeordnetenausschuss sowie den Führungsrat der
       britischen Juden um eine dringende Beratung über mögliche Maßnahmen gegen
       den Antisemitismus bei Labour gebeten. Die Organisationen lehnten ab: Der
       Kampf gegen den Antisemitismus ist zu einer Kampagne gegen Corbyn
       umfunktioniert worden.
       
       Dass die BBC und einige Boulevardzeitungen auf den Zug aufspringen, war zu
       erwarten. Aber dass auch Labour-Abgeordnete versuchen, Corbyn zu
       destabilisieren, ist perfide. Labours überraschend gutes Ergebnis bei der
       Wahl voriges Jahr hat diese Leute nicht überzeugt. Ihnen wäre bei den
       nächsten Wahlen eine Niederlage lieber als eine Corbyn-Regierung – um den
       verhassten Parteichef doch noch loszuwerden.
       
       9 Apr 2018
       
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 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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       Gut, dass Corbyn und sein Apparat beginnen, Antisemitismus den Kampf
       anzusagen. Schlecht, dass sie erst unter Druck tätig werden.