# taz.de -- Kommentar Heiko Maas’ Nahostreise: „Israel-Freund“ ist kein Schimpfwort
       
       > Dass Heiko Maas pauschal Parteilichkeit unterstellt wird, überrascht
       > nicht. Polternde Israel-Kritik kommt an. Dabei ist er ein diplomatischer
       > Glücksfall.
       
 (IMG) Bild: Nur wer sich nicht gleich selbst diskreditiert, kann etwas bewegen
       
       Im derzeitigen politischen Klima muss man sich fast schon dafür
       entschuldigen, Israel-Freund*in zu sein. Es hat etwas Anrüchiges,
       Verwerfliches, so, als bedeutete dieses Bekenntnis eine rückgratlose
       Unterstützung von Ministerpräsident [1][Benjamin Netanjahu] und seiner
       rechten Regierung. „Israel-Freund“ ist auf dem politischen Parkett in
       Europa beinahe so ein Schimpfwort geworden wie „Du Jude“ [2][auf deutschen
       Schulhöfen].
       
       Vor diesem Hintergrund kann man dem neuen Außenminister Heiko Maas (SPD)
       nur politischen Mut attestieren. Er hat gleich in seiner Antrittsrede
       betont, er sei wegen Auschwitz Politiker geworden und wolle die
       Freundschaft zu Israel erneuern. Dass ihm nun – anlässlich seines ersten
       Israel-Besuchs – pauschal unterstellt wird, politisch blind, parteiisch und
       im Zweifel ein Siedlerfreund zu sein, überrascht nicht. Polternde
       Israel-Kritik kommt in der Öffentlichkeit besser an.
       
       Tatsächlich aber ist Maas ein diplomatischer Glücksfall. Nur wer in
       israelischen Regierungskreisen glaubwürdig als Freund wahrgenommen wird,
       findet überhaupt Gehör und kann Einfluss nehmen. In einer Zeit, in der das
       Atomabkommen mit dem Iran auf der Kippe steht und zu einer Frage von Krieg
       und Frieden wird, ist das keine Banalität. Schon jetzt erscheinen die
       Konflikte im Nahen und Mittleren Osten außer Kontrolle. Doch käme es zu
       einer offenen Eskalation mit Iran, wird uns die aktuelle Krise im
       Nachhinein wie eine Entspannungsphase vorkommen.
       
       Man kann außerdem davon ausgehen, dass Maas nicht von der
       Zwei-Staaten-Lösung oder der Kritik an Israels Siedlungspolitik abrückt,
       nur weil eine ultrarechte Ministerin ihn gut leiden kann. Auch Ariel
       Scharon, linkes Feindbild Nummer eins, und Friedensnobelpreisträger Schimon
       Peres waren Freunde. Am Ende aber haben beide immer nach ihren
       Überzeugungen gehandelt. Der Nahe Osten ist schließlich kein Ponyhof. Auch
       Maas sollte an seinen diplomatischen Erfolgen gemessen werden. Als
       Israel-Freund sind seine Chancen nicht die schlechtesten.
       
       27 Mar 2018
       
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