# taz.de -- Kommentar Wahlen in Zypern: Kein nationaler Chauvinismus
       
       > Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl zeigt: Die Mehrheit der
       > griechischen Zyprioten hat sich mit der Spaltung der Insel abgefunden.
       
 (IMG) Bild: Unterstützer feiern die Wiederwahl von Präsident Anastasiades in Nikosia
       
       Das Erfreuliche zuerst: Mit der [1][Wiederwahl des konservativen Nikos
       Anastasiades] zum Präsidenten der Republik Zypern droht auf der geteilten
       Insel kein Rückfall in nationalistischen Chauvinismus. Den hätte es
       allerdings auch nicht gegeben, wenn sein linker Konkurrent Stavros Malas an
       die Macht gekommen wäre, denn die Kandidaten der griechischen Nationalisten
       waren erfreulicherweise schon vor der Stichwahl aus dem Rennen
       ausgeschieden. Die Europäische Union muss sich also nicht auf
       zyperngriechische Kapriolen an ihrer Südostflanke einstellen.
       
       Ob Anastasiades' Wahl allerdings dazu beitragen wird, die Teilung der Insel
       zu überwinden, bleibt höchst zweifelhaft. Nach dem Scheitern der letzten
       Verhandlungsrunde im Sommer vergangenen Jahres mehren sich unter den
       zyperntürkischen Nachbarn im Norden der Insel die Stimmen, die für eine
       endgültige politische Teilung plädieren.
       
       Deren eigentliche Machthaber sitzen in Ankara, und auch dort wird Präsident
       Erdogan wenig Gründe dafür finden, die Zyprioten in einen gemeinsamen
       Bundesstaat zu entlassen. Denn dafür wäre seine politische Rendite zu
       gering. Die EU-Beitrittsgespräche liegen faktisch auf Eis. Ein Tausch für
       eine Mitgliedschaft Ankaras im europäischen Klub gegen die Zustimmung zu
       einer Zypern-Lösung war vor gut zehn Jahren einmal eine verlockende
       Perspektive. Heute ist sie es aus Ankaras Perspektive nicht mehr.
       
       Der Wahlkampf auf Zypern hat gezeigt, dass auch die griechischen Insulaner
       nach Jahrzehnten der Hoffnung langsam Abschied von der Hoffnung auf einen
       gemeinsamen Staat nehmen. Viele Menschen haben sich mit der Teilung
       arrangiert und empfinden die Risiken eines Kompromisses mit den ärmeren
       Zyperntürken als höher als den Status quo, an den man sich über Jahrzehnte
       gewöhnt hat.
       
       Wichtiger als ferne Perspektiven erschien deshalb die Überwindung der
       Finanz- und Wirtschaftskrise in dem europäischen Zwergstaat. Und da
       vertrauten die Zyperngriechen eher dem konservativen Anastasiades, der das
       Land mit einer Rosskur wieder auf den Kapitalmarkt zurückgeführt hat, als
       den Versprechungen des linken Malas. Zu frisch sind noch die Erinnerungen
       an diejenigen, die das Desaster zu verantworteten haben: Es war die
       Finanzpolitik der linken Akel, die das Land beinahe in die Pleite geführt
       hat.
       
       5 Feb 2018
       
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