# taz.de -- „Tatort“ aus Dresden: Weniger Klamauk, mehr Drama
       
       > Ein Junge verwschindet und wird tot im Fluss gefunden. Auf der Suche nach
       > dem Mörder nehmen die Ermittlerinnen allerlei private Krisen mit.
       
 (IMG) Bild: Abschied vom humoristischen Format: Betroffenheit wird in diesem „Tatort“ dick aufgetragen
       
       Es ist heiß in Dresden. 40 Grad, der Schweiß läuft. Da kann das Gemüt schon
       mal mit einem durchgehen. Und das passiert in diesem Dresdner „Tatort“ sehr
       oft. Was aber nicht nur an den hohen Temperaturen liegt, sondern auch an
       dem Fall. Ein Junge verschwindet, wird missbraucht und tot in der Elbe
       gefunden. Einbalsamiert und akkurat zusammengefaltet treibt er in einem
       Koffer auf dem Fluss.
       
       Kommissar Schnabel (Martin Brambach) kann das kaum aushalten. Sein Herz
       rast, er ist fahrig, cholerisch, herrscht jeden an, der ihm in die Quere
       kommt. Nicht mehr viel da von dem Chauvi mit den oft dumm-dreisten Witzen,
       der er früher mal war. Weil der Fall ihn an „Zwanzigführzehn“ erinnert. Als
       er schon mal einen vermissten Jungen nicht finden konnte. Als er versagt
       hat.
       
       Es ist der fünfte Film (Buch: Mark Monheim, Stephan Wagner, Regie: Dustin
       Loose) des Dresdner Trios Schnabel, Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin
       Gorniak (Karin Hanczewski) und der verabschiedet sich endgültig von dem
       humoristischen Format, als das dieser „Tatort“ im Jahr 2016 startete.
       
       „Wenn ein Kind getötet wird, dann sind die ermittelnden Beamten zutiefst
       betroffen“, faucht Kommissar Schnabel einen Boulevardreporter an. Die tiefe
       Betroffenheit bekommt der Zuschauer dick aufgetragen serviert. Es wird viel
       gerannt und geflucht in diesem Film.
       
       Dabei ahnt das Publikum bereits nach der ersten Viertelstunde, wer der
       Mörder ist. Die Frage ist nur: Wie hat er’s gemacht? Und wie kommen ihm die
       KommissarInnen auf die Schliche?
       
       Zunächst streut die Schulbehörde einen falschen Verdacht. Die Presse
       bekommt davon Wind, der Verdächtigte wird zum Gejagten. Armer Mann. Dann
       tauchen Bilder des toten Jungen im Darknet auf. Will der Täter damit Geld
       verdienen? Provozieren? Auffliegen? Da klingelt das Handy der Kollegin.
       Klingelton: Die Serienmelodie des „Tatort-Reinigers“, das ist lustig. Aber
       ansonsten: Drama, Drama, Drama, solide erzählt, mit einer schaurigen, aber
       schön gefilmten Sexszene.
       
       Auf dem Weg zu des Rätsels Lösung nehmen die Ermittlerinnen Sieland und
       Gorniak allerlei private Krisen mit – neue Liebschaft, pubertierenden
       Teenager und einen Krankenhausaufenthalt. Das hilft ihnen am Ende alles,
       den Fall zu lösen. Schnabel kann dann zum ersten Mal auch wieder Kollegen
       loben statt anschreien und sein altes Trauma über den ersten vermissten
       Jungen aufarbeiten. Als er das schafft, ist die Hitze vorbei und es fängt
       an zu regnen.
       
       28 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Fromm
       
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