# taz.de -- Neuer Landrat in Dithmarschen: Es geht auch ohne CDU
       
       > An der Westküste ist Historisches passiert: Die Wahl zu Dithmarschens
       > neuem Landrat hat ein Parteiloser gewonnen. Alle außer der CDU haben ihn
       > unterstützt.
       
 (IMG) Bild: Mit allen gegen die CDU: Stefan Mohrdieck
       
       Kiel taz | Vieles an unseres Existenz ist ungewiss: Woher kommen wir, wo
       gehen wir hin, und warum verbringen wir zwischendurch so viel Zeit damit,
       auf unsere Smartphones zu starren? Anderes dagegen scheint wie in Stein
       gemeißelt: Auf Regen folgt Sonnenschein. Das Spiel dauert 90 Minuten. In
       Dithmarschen regiert die CDU und auf diese seit Jahrzehnten belegte
       Gewissheit verließ sich Peter Becker.
       
       Als Becker gefragt wurde, ob er Landrat des Kreises an der Nordseeküste
       werde wolle, sagte er erstens ja und kündigte zweitens seinen Job als
       Geschäftsführer der Messegesellschaft in Husum. Das war, rückblickend
       betrachtet, etwas voreilig. Denn am vergangenen Donnerstag wählte der
       Kreistag in Heide Beckers Gegenkandidaten Stefan Mohrdieck, den parteilosen
       Bürgermeister von Brunsbüttel.
       
       Die Stunden der Kreistagssitzung waren so nervenzerfetzend wie dunnemals
       die Nicht-Wahl von Heide Simonis im Kieler Landtag. Dreimal mussten die
       Abgeordneten ihre Stimmen abgeben, dreimal lag Mohrdieck hauchdünn vorn –
       dann reichte die einfache Mehrheit zum Sieg.
       
       Hinter Mohrdieck, der seit 2011 Verwaltungschef des Kanal- und
       AKW-Städtchens Brunsbüttel ist, standen Mitglieder von SPD, Grünen, FDP,
       Freien Wählern und Linken. Der Hauptgrund für die Unterstützung von
       Mohrdieck war, so lässt es sich den örtlichen Medien entnehmen, Ärger über
       die CDU, die Becker unterstützte. Offiziell hatten sich die Parteien auf
       Stillschweigen geeinigt, dann hatte aber die CDU als deutlich größte
       Fraktion ihren Favoriten Becker ins Spiel gebracht.
       
       ## Ein Pirat versuchte, den CDU-Kandidaten zu retten
       
       Die SPD, zweitstärkste Kraft im Kreistag, schmiedete das Bündnis, um
       Mohrdieck ins Amt zu heben. Am Ende reichte das, auch wenn Axel Sieck, der
       einzige Pirat im Heider Kreistag, laut Dithmarscher Landeszeitung mit der
       CDU stimmte. Vermutlich nicht nur aus sachlichen Gründen: Sieck war im
       Bürgermeisterwahlkampf 2011 Mohrdieck unterlegen.
       
       Mohrdieck, 50 Jahre alt, stammt aus Brunsbüttel, hat dort in der Verwaltung
       gelernt, später Verwaltungswissenschaft studiert und war auf verschiedenen
       Posten im Rathaus tätig. Dazu kommen ehrenamtliche Tätigkeiten, unter
       anderem als Chef der örtlichen Feuerwehr. 2017 wurde er mit großer Mehrheit
       als Bürgermeister wiedergewählt. Er ist auch Vorsitzender der Asketa, dem
       Verbund der 15 Gemeinden mit Atomkraftwerken in Deutschland.
       
       Gute Voraussetzungen für den Job also, aber gescheitert sind Becker und die
       CDU nicht am Mangel an Qualifikation, sondern an einer in Stein gemeißelten
       Tatsache: Die Leute in Dithmarschen, Nachfahren der Freien Bauernrepublik
       von 1447, lassen sich nichts vorschreiben. Nicht mal von der CDU.
       
       20 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geißlinger
       
       ## TAGS
       
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