# taz.de -- Kolumne Geht's Noch: Die Polizei sagt, bleibt zu Hause!
       
       > Die Polizei hat Demonstrant*innen wie Schwerverbrecher aussehen lassen
       > und neues Kriegsgerät präsentiert. Die Botschaft: bleibt passiv!
       
 (IMG) Bild: Kollateralschäden scheinen der Polizei egal
       
       Gute Öffentlichkeitsarbeit könnte man das nennen, was die Polizei in den
       letzten Tagen veranstaltet hat. Dreistes Einspannen der
       Medienvertreter*innen trifft es allerdings besser. Zumindest im Fall der
       G20-Öffentlichkeitsfahndung: Die Hamburger Polizei hatte Journalist*innen
       erst aufgefordert, den Beamten ihr Bildmaterial zukommen zu lassen – und
       sie dann gebeten, bei der Fahndung zu helfen. Einige haben das willfährig
       getan. Sie haben Fotos von 104 Leuten veröffentlicht, die während des
       G20-Gipfels demonstriert haben.
       
       [1][Medienvertreter*innen, die gehorsam ausführen, was die Polizei sich
       wünscht], und alle Fotografierten zu Verdächtigen machen und alle
       Verdächtigen zu Schwerverbrechern, handeln verantwortungslos. Denn die
       Polizei weiß sehr gut, dass massenhaft Zuschauer*innen bei allen Demos rund
       um das Treffen waren. Manche haben randaliert, das stimmt, aber andere
       sicher nicht.
       
       Und wenn diese anderen nun auf den Fotos auftauchen? Was ist das dann? Ein
       Kollateralschaden? Selbst wer nach bisherigem Ermittlungsstand eine
       Straftat begangen haben soll, ist zunächst eine verdächtige Person und kein
       Schwerverbrecher. Und eine Straftat begeht man heutzutage sehr schnell auf
       einer Demo. In Zeiten, in denen man in den Knast kommt, wenn man einen
       Polizisten anrempelt, und in denen die gesamte Innenstadt zur
       Demoverbotszone erklärt wird, sollte man mit Verdächtigungen sehr
       vorsichtig sein.
       
       Dazu kommt, dass die Soko Schwarzer Block noch vor Terabytemassen
       unausgewerteten Überwachungsmaterials sitzt. Dass sie jetzt die
       Öffentlichkeit einschaltet, ist reine Stimmungsmache. Die wirklichen
       Krawallmacher, die große Sachschäden angerichtet haben, wurden bisher nicht
       gefasst. Dafür sollen jetzt die anderen öffentlich an den Pranger. Wie
       erbärmlich.
       
       Der zweite Coup der Woche: In Sachsen [2][präsentierte die Polizei ein
       Monstrum von einem Panzer], 13 Tonnen schwer, mit der Möglichkeit, ein
       Maschinengewehr auf dem Dach anzubringen, und Stickerei in Frakturschrift
       auf den Sitzen. Auch andere Bundesländer haben den Panzer schon erworben.
       Er sei „universell einsetzbar“, sagte ein Polizeisprecher. Demnächst rückt
       dann nicht nur das Sondereinsatzkommando SEK bei Demos an, wie beim
       G20-Gipfel, sondern auch der „Survivor R“.
       
       Die Botschaft, die sowohl das neue Panzergefährt als auch die
       Öffentlichkeitsfahndung aussenden soll, ist dieselbe: Bleiben Sie zu Hause,
       und bleiben Sie passiv.
       
       22 Dec 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Presse-nach-G20/!5472778
 (DIR) [2] /Polizei-Panzerfahrzeug-Survivor-R/!5468262
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Schipkowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Polizei
 (DIR) Schwerpunkt G20 in Hamburg 
 (DIR) G20-Gipfel
 (DIR) Sachsen
 (DIR) Schwerpunkt G20 in Hamburg 
 (DIR) G20-Gipfel
 (DIR) BILD
 (DIR) Polizei Sachsen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Öffentlichkeitsfahndung nach G20: Hamburg will im Ausland suchen
       
       Die Suche nach vorgeblichen Plünderern während des G20-Gipfels zeigt nur
       geringen Erfolg. Die Behörden wollen deshalb auch in Italien und Spanien
       fahnden.
       
 (DIR) Umstrittene Fahndungshilfe nach G20: Steinewerfer vogelfrei
       
       Viele Hamburger Lokalmedien veröffentlichten die Fotos von mutmaßlichen
       G20-TäterInnen aus der Fahndung der Polizei. Das ist eine Vorverurteilung
       der Abgebildeten
       
 (DIR) Presse nach G20: Wenn Medien Polizei spielen
       
       Die Polizei hat Medienschaffende aufgefordert, bei der Fahndung gegen
       G20-Gegner*innen zu helfen. Einige machen begeistert mit. Warum?
       
 (DIR) Polizei-Panzerfahrzeug „Survivor R“: Ein Produkt der Fantasie aus Sachsen
       
       Das sächsische Spezialeinsatzkommando hat ein neues Panzerfahrzeug. Die
       Stickerei auf den Sitzen könnte Nazis gefallen.