# taz.de -- Kommentar Rücktritt von Damian Green: Westminster-Winkelzüge
       
       > Die Enthüllungen über Kabinettsmitglieder schwächen die Regierung und
       > machen Theresa May angreifbar. Ihre Gegner können sich freuen.
       
 (IMG) Bild: Irgendwann steht Theresa May ziemlich alleine da
       
       Von Europa aus gesehen dreht sich in Großbritannien politisch alles um den
       Brexit. Aber die spektakulärsten politischen Entwicklungen auf der Insel
       dieses Jahr werden von ganz anderen Themen gesteuert. Theresa May verdankte
       den Verlust ihrer absoluten Parlamentsmehrheit bei den Wahlen im Juni nicht
       ihrem Brexit-Kurs, sondern dem unerwarteten Enthusiasmus der Jungwähler für
       den Altsozialisten Jeremy Corbyn, der um das EU-Thema bis heute einen
       großen Bogen macht. Die drei Ministerrücktritte der vergangenen zwei Monate
       sind allesamt Ergebnisse persönlichen Fehlverhaltens.
       
       Verteidigungsminister Michael Fallon, Entwicklungsministerin Priti Patel
       und Vizepremier Damian [1][Green] wurden alle von May mehr oder weniger
       öffentlich und gezwungenermaßen zum Rücktritt gedrängt, nachdem sie durch
       Presseenthüllungen ins Zwielicht gerieten. Sich nicht von Affären um
       einzelne Kabinettsmitglieder die Schlagzeilen diktieren zu lassen, ist
       Theresa Mays oberstes Gebot. Die Premierministerin macht sich aber dadurch
       auch angreifbar.
       
       Wer die Londoner Politik- und Medienwelt kennt, weiß, dass
       Enthüllungsgeschichten nie Naturereignisse sind. Irgendwer setzt sie in die
       Welt, aus bestimmten Gründen. Und es gibt etliche Gründe, warum viele
       politische Akteure die Premierministerin schwächen wollen.
       
       May hat gewichtige Teile des konservativen Establishments vergrault, durch
       kontroverse Personalentscheidungen nach ihrem Aufstieg zur
       Premierministerin 2016 und durch ihr beharrliches Festhalten an einem
       „harten“ Brexit seitdem. Wer auf Rache sinnt, greift May nicht direkt an –
       das wäre unfein und plump –, sondern kegelt ihre treuen Stützen weg und
       damit ihre Hausmacht.
       
       Es wäre falsch, dies als Schwächung von May zu begrüßen. Denn letztendlich
       wird dadurch die Regierung dysfunktional, und darunter leidet das Land. Die
       Winkelzüge von Westminster sind kein appetitliches Spektakel.
       
       21 Dec 2017
       
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