# taz.de -- ARD-„Tatort“ aus Berlin: Die Frau gibt, der Herr nimmt
       
       > Im neuen Berliner „Tatort“ führen die Spuren einer Mordserie zu einer
       > Kinderwunschklinik. Wurde dort auf illegale Weise für Nachwuchs gesorgt?
       
 (IMG) Bild: Sein Schlüsseldienst ist nur Fassade: Christoph Bach als Werner Lothar
       
       Unten im U-Bahnhof Alexanderplatz drischt ein Trommler, der mit seinen
       geflochtenen Zöpfen an den Musiker Romano aus Berlin-Köpenick erinnert, auf
       sein Instrument ein. In einem anderen Keller drischt auch Werner Lothar
       (Christoph Bach) auf etwas ein. Untermalt vom Beat des Straßenmusikers
       verprügelt er einen jungen Mann. Dann bringt er ihn um. Oder?
       
       Tags darauf wird zumindest die Leiche gefunden. Verkohlt in einem
       ausgebrannten Transporter. „Ihr seid wie ein Magnet für Horrorleichen“,
       sagt der Gerichtsmediziner, als die KommissarInnen Rubin (Meret Becker) und
       Karow (Mark Waschke) am Fundort aufkreuzen.
       
       Lothar lebt quasi im Untergrund. Er hat im U-Bahnhof einen Schlüsseldienst.
       Doch das ist nur die Fassade. Eigentlich haust er im Keller unter seinem
       Laden, also im Keller unter dem Keller. Dort sammelt er Fotos von seinen
       Bespitzelungen und spricht Protokolle auf Kassetten: „Keine Anzeichen auf
       einen Sexualpartner oder mögliche Reproduktion.“
       
       Was soll das Ganze? Es gab in der Vergangenheit drei ähnliche Fälle in der
       Hauptstadt, zwei Opfer konnten allerdings nicht identifiziert werden. Nur
       der aktuelle Tote und eine ermordete Frau können zugeordnet werden – und
       haben eine Gemeinsamkeit: Beide wurden mithilfe der Ärztinnen in der
       Kinderwunschklinik Wohlleben gezeugt.
       
       Dort, abseits des schmutzigen Berliner Untergrunds, weit weg von der
       schmutzigen Welt Werner Lothars, in der sterilen Moderne der
       Fortpflanzungsmedizin liegen die Antworten: Gegründet wurde die
       Kinderwunschklinik von Irene Wohlleben (Almut Zilcher) und Hanneke
       Tietzsche (Eleonore Weisgerber). Die beiden waren mal berühmt: Sie haben
       vor Jahrzehnten das erste Baby aus einer In-vitro-Fertilisation mit fremder
       Eizelle und Leihmutter zur Welt gebracht. Dafür kamen sie vor Gericht.
       
       Heute leitet Wohllebens Sohn, ebenjenes Kind von damals, die Klinik. „Meine
       Mütter waren Pionierinnen – nicht nur medizinisch, sondern auch
       gesellschaftlich“, sagt er.
       
       Doch waren sie das? Sind sie das vielleicht immer noch? Rubin jedenfalls
       nimmt Irene Wohlleben fest. Die Methode war und ist in Deutschland verboten
       – und es gibt starke Indizien dafür, dass Frau Wohlleben mitnichten nur
       einmal auf diese Art für Nachwuchs gesorgt hat.
       
       Und nun läuft da draußen jemand herum und tötet die daraus entstandenen
       Kinder. Ist es wirklich Werner Lothar, dessen Name Harbinger sei, Englisch
       für – der Bote?
       
       10 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürn Kruse
       
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