# taz.de -- Libanons Premier kehrt zurück: Rücktritt vom Rücktritt
       
       > Seine Demission hat Saad Hariri zurückgezogen. Bei seiner Rückkehr nach
       > Beirut wird er von Anhängern und politischen Gegnern gefeiert.
       
 (IMG) Bild: Die Hoffnung auf den Straßen ist groß
       
       Kairo taz | Wurde der libanesische Premier Saad Hariri nun vor etwas mehr
       als zwei Wochen in Saudi-Arabien gezwungen, seinen Rücktritt zu erklären?
       Oder wurde er vielmehr an diesem Mittwoch gezwungen, seinen Rücktritt
       wieder rückgängig zu machen?
       
       Es sind diese zwei entscheidenden Fragen, auf die es beim ersten Auftritt
       Hariris nach seiner Rückkehr in den Libanon noch keine Antworten gibt. Klar
       ist nur: Der libanesische Ministerpräsident erklärte in Beirut den
       Rücktritt von seinen Rücktritt – vorläufig jedenfalls.
       
       Für ihn stehe das nationale Interesse des Libanons zuallererst, hatte
       Hariri nach einem Treffen mit Präsident Michel Aoun erklärt. Er habe dem
       Präsidenten zunächst seine Demission einreichen wollen, hätte sie dann aber
       auf dessen Bitte hin vorläufig zurückgezogen, „in der Hoffnung, hiermit den
       Weg für einen nationalen Dialog zu eröffnen“.
       
       Die Spekulationen rund um seinen [1][Rücktritt], den er vor mehr als zwei
       Wochen in Saudi-Arabien verkündet hatte, und die Frage, ob er dort unter
       Hausarrest stand oder aus freien Stücken gehandelt hatte, sind damit noch
       nicht beendet. Klar ist nur, dass Hariri jetzt seine damalige Entscheidung
       auf den Kopf gestellt hat. Auch das, betonte er, sei allerdings nur
       vorläufig. Er wolle dem libanesischen Präsidenten Aoun mehr Zeit zu dem
       Beginn eines nationalen Dialogs geben.
       
       ## Volksfeststimmung auf den Straßen
       
       Jetzt sind Spekulationen dazugekommen, dass Hariri diesen Schritt vor allem
       auf französischen Druck hin getätigt habe. Er hatte nach seiner Abreise aus
       Saudi-Arabien mehrere Tage in Paris verbracht, wo er auch den französischen
       Präsidenten Emmanuel Macron getroffen hatte. Denn international ist man
       eher darauf bedacht, die Wogen zu glätten und einen Ausgleich in der
       regionalen Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zu finden.
       
       Im politischen Zentrum der ganzen Hariri-Saga steht die saudische Forderung
       nach einer härteren Gangart gegenüber der iranisch kontrollierten,
       libanesischen Hisbollah. Auch hier hielt sich Hariri bedeckt. Er sprach
       lediglich von der Notwendigkeit libanesischer Politik, sich von Kriegen,
       externen Streitigkeiten und regionalen Disputen fernzuhalten, um nicht die
       interne Stabilität des Libanons zu gefährden. Eine Referenz auf beides: die
       iranische Verbindung zur Hisbollah – und den saudischen Wunsch, sie
       einzudämmen.
       
       Was als Eindruck bleibt von den ersten Stunden nach Hariris Rückkehr, war
       die Volksfeststimmung, als er vor seinem Haus eine kurze Rede hielt. Er
       forderte die Menge auf, „die Augen und Ohren aufzuhalten, um den Libanon zu
       verteidigen“. Der Rest war ein Bad in der Menge, die Schilder hochhielt mit
       der Aufschrift „Saad, sonst niemand“, viele dahingeworfene Küsse und eine
       Menge Selfies, umrahmt von patriotischen Liedern.
       
       Seine Unterstützer zelebrieren seine triumphale Rückkehr und hoffen, dass
       Hariri in der eigentlich polarisierten libanesischen Gesellschaft mehr
       politisches Gewicht erhält. Seine bisherigen politischen Gegner aus den
       Reihen des Hisbollah-Lagers feiern, dass Hariri zumindest im Moment dem
       saudischen Druck nicht klein beigegeben hat. Zumindest für diesen kurzen
       Moment scheint die libanesische Einheit hergestellt.
       
       22 Nov 2017
       
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