# taz.de -- Kommentar Trump in China: Autokrat und Möchtegern
       
       > Trump scheint ohne Konzept gereist zu sein – muss aber unbedingt einen
       > Erfolg mit nach Hause bringen. Die Lösung der Weltprobleme sieht anders
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Scheinen sich prächtig zu verstehen: Donald Trump und Xi Jinping
       
       Noch in seinem Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump den russischen
       Präsidenten Wladimir Putin hofiert und auf China eingeschlagen. Die
       Chinesen spielten falsch, hielten sich nicht an die Regeln, seien
       Währungsbetrüger, polterte Trump. Exakt ein Jahr nach seinem Wahlsieg sind
       die US-amerikanisch-russischen Beziehungen vollkommen zerrüttet.
       Stattdessen sitzt [1][Trump in der Großen Halle des Volkes] in Peking und
       nennt Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping einen „sehr besonderen Mann“
       und betont, zwischen beiden herrsche eine „großartige Chemie“. Und wenn sie
       nur beide wollten, meint Trump, könnten sie alle Probleme der Welt lösen.
       
       Man darf vermuten, dass Trump der pompöse, bombastische Empfang mit
       militärischem Tschingderassabum gefallen hat, den ihm die chinesische
       Führung bereitet hat. Zu glauben, dass sein Ton deshalb so freundlich
       zurückgenommen ist, wäre allerdings Quatsch. Vielmehr scheint es so, dass
       Trump einfach ohne jedes Konzept zu den strukturellen Fragen der
       US-chinesischen Handelsbeziehungen losgefahren ist, angesichts der Häufung
       innenpolitischer Probleme aber irgendeinen Erfolg mitbringen muss.
       
       Ein paar Wirtschaftsabkommen – konkrete Deals, keine strukturverändernden
       Handelsabkommen – müssen dann als große Errungenschaft herhalten. Ein paar
       positive Schlagzeilen über das ostentativ gute Verhältnis beider
       Staatschefs und ein bisschen gemeinsames „Du, du, du!“ an Nordkorea kommen
       dazu.
       
       Dass die Welt allerdings mit dieser Annäherung zweier Machtmenschen, die
       unter anderem ihre geringe Wertschätzung freiheitlicher und demokratischer
       Spielregeln eint, irgendwie besser dran sein wird, ist kaum zu erwarten.
       China befindet sich nach wie vor auf dem Weg rücksichtsloser ökonomischer
       Expansion in alle Teile der Welt, und die USA rüsten militärisch auf wie
       seit Jahrzehnten nicht.
       
       Sicher: Gerade deswegen kann niemand wollen, dass sich zwischen diesen
       beiden Supermächten ein Konflikt womöglich bis zur militärischen Eskalation
       entspinnt, weder über Einflusssphären im Pazifik noch über Nordkoreas
       Atomwaffenprogramm, bei dem sie ja tatsächlich immer mehr an einem Strang
       zu ziehen scheinen. Aber die Lösung der Weltprobleme – Klimawandel,
       Nahrung, Trinkwasser, Frieden – einem rational kalkulierenden tatsächlichen
       und einem verantwortungslosen Möchtegernautokraten anzuvertrauen – das denn
       doch bitte lieber nicht.
       
       9 Nov 2017
       
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