# taz.de -- Steinmeier bei Putin: Vorsichtige Annäherung
       
       > Frank-Walter Steinmeier ist der erste deutsche Bundespräsident, der
       > Russland seit der Ukrainekrise besucht. Er hat eine heikle Mission.
       
 (IMG) Bild: Frank-Walter Steinmeier und Wladimir Putin
       
       Moskau taz | Als Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch vor die deutsche
       Presse tritt, wirkt er ernst und konzentriert. Der angenehme Teil seines
       Besuchs ist gerade vorüber – jetzt steht der schwierige Part bevor.
       
       Er hat sich soeben mit Michail Gorbatschow getroffen, dem früheren
       russischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger, und sich mit ihm
       beraten, wie er die deutsch-russischen Beziehungen verbessern kann – und
       vor allem: wie er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin begegnen soll.
       Gorbatschow hat Steinmeier geraten: „Das einzige, was hilft, ist reden –
       auch über das, was schwierig ist.“
       
       Das ist das Motto, unter dem Steinmeiers Besuch in Moskau stattfindet:
       Hauptsache, man kommt wieder ins Gespräch. Die Beziehungen zwischen
       Deutschland und Russland sind seit der Ukrainekrise so angespannt wie lange
       nicht. Aber Steinmeier gehörte schon als Außenminister zu den Politikern,
       die sich immer für einen Dialog mit Russland eingesetzt haben. Jetzt, als
       Bundespräsident, will er herausfinden, ob Putin daran interessiert ist,
       sich wieder dem Westen anzunähern.
       
       „Ich komme in Zeiten, in denen die deutsch-russischen Beziehungen schwierig
       geworden sind“, sagte Steinmeier. „Und ich empfinde es als meine
       Verantwortung, dass das nicht auf ewig so bleibt.“
       
       Im Kreml wurde Steinmeier von Putin freundlich empfangen. „Herzlich
       willkommen“, sagte Putin auf Deutsch. Er sprach sich für eine enge
       Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland aus: „Wir haben
       festgestellt, dass die russisch-deutschen Beziehungen trotz der bekannten
       politischen Schwierigkeiten nicht auf der Stelle treten und wir bereit
       sind, gemeinsam an ihrer Entwicklung zu arbeiten.“
       
       In ihrem Gespräch sei es auch um die Lage im Ukraine-Konflikt gegangen,
       sagte Putin. Dabei hätten sie auch über Russlands Vorschlag einer
       UN-Blauhelmmission gesprochen. Er und Steinmeier hätten darin
       übereingestimmt, dass einzig die Umsetzung des Minsker Friedensplans den
       Konflikt lösen könne, sagte Putin.
       
       ## Bewusst knapp und nüchtern gehalten
       
       Steinmeier ist der erste Bundespräsident seit der Ukrainekrise, der
       Russland besucht. Sein Vorgänger, der DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck,
       hatte auf eine Reise nach Russland verzichtet; er lehnte sogar eine
       Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotschi ab. Der letzte Besuch eines
       Bundespräsidenten in Russland war der von Christian Wulff vor sieben Jahren
       – damals ein viertägiger Staatsakt.
       
       Der Besuch von Frank-Walter Steinmeier ist dagegen bewusst knapp und
       nüchtern gehalten: ein eintägiger Arbeitsbesuch, die niedrigste
       protokollarische Kategorie. Anlass ist die Rückgabe der Moskauer Peter und
       Paul-Kathedrale an die evangelisch-lutherische Gemeinde. Diese schöne
       Geste, sagte Steinmeier, richte sich auch an Deutschland. Und sie habe
       seinen Besuch unter schwierigen Bedingungen möglich gemacht.
       
       Die Peter und Paul-Kathedrale war 1938 unter Stalin enteignet worden.
       Seitdem wurde die Kirche als Konzertsaal, Kino und Filmstudio genutzt. Ab
       2008 durfte die evangelische Gemeinde dort wieder Gottesdienste feiern –
       aber nur im Rahmen eines Pachtvertrages. Steinmeier hatte sich schon als
       Außenminister dafür eingesetzt, dass die Kirche an die Gemeinde
       zurückgegeben wird.
       
       Am Mittwoch wurde schließlich der Schlüssel bei einer feierlichen Zeremonie
       überreicht. Steinmeier dankte Putin in seinem Grußwort für die Rückgabe der
       Kathedrale im Jahr des Reformationsjubiläums. Er hoffe, dass die Kathedrale
       ein Ort der Begegnung für Orthodoxe und Lutheraner, Russen und Deutsche
       bleibe. Dort könne vorgelebt werden, „dass Unterschiede Gemeinsamkeiten
       nicht im Weg stehen müssen“.
       
       25 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffi Unsleber
       
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