# taz.de -- „Tatort“ aus Bremen: Femme fatale auf Inlineskates
       
       > Die Kommissare finden erst einen Daumen und dann die dazugehörende
       > Leiche. Der Tatort ist spannend, hat aber immer wieder richtig nervige
       > Momente.
       
 (IMG) Bild: Warum musste Ole Bergener sterben? Victoria Fleer spielt Judith Bergener (v.)
       
       Es gibt diese „Tatorte“, die lassen einen ratlos zurück. So wie dieser
       Bremer Fall, der irgendwie ja ganz spannend und gut gefilmt und mit
       interessanter Musik untermalt ist, aber immer wieder Momente hat, die einen
       so aufregen, so nerven, dass man mit der Fernbedienung auf den Fernseher
       einprügeln möchte.
       
       Doch erst mal zu dem Mord, den Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund
       (Oliver Mommsen) aufzuklären haben: Auf einem Parkplatz wird ein Auto
       gefunden, so ein SUV-Pseudogeländewagen. Auf der Rückbank ist viel Blut und
       ein abgetrennter Daumen. Acht Monate stand das Auto wohl schon da. Bald
       darauf wird eine Metallkiste aus dem Wasser am U-Boot-Bunker gezogen. Darin
       eine Leiche, das passende Puzzleteil zum Finger.
       
       Warum musste Ole Bergener sterben? Die Suche nach der Antwort darauf kreist
       die ganze Zeit um Maria Voss (Nadeshda Brennicke), die ehemalige Kollegin
       Bergeners.
       
       Voss ist eine Femme fatale: stets im roten Mantel gekleidet, mit
       Medikamentenproblemen (oder mit Problemen, wenn sie keine Medikamente
       nimmt), spricht kein Wort, sondern haucht nur, wickelt Männer um den
       Finger, ist ständig auf Inlineskates unterwegs (klingt komisch, ist aber
       so) und hat einen Sound, den sie immer macht, wenn sie auftritt, wie das
       Zischen einer Schlange das die drohende Gefahr ankündigt. Voss’ Sound geht
       ungefähr so: „tschick-tschick-tschick-aaaaah.“ Gehaucht natürlich.
       
       Aus „Warum musste Ole Bergener sterben?“ wird immer mehr: „Was stimmt mit
       dieser Frau nicht?“
       
       ## Mysteriöse Stetements
       
       Leider – und das ist einer dieser Aufregermomente – müssen in Krimis derart
       luzide Personen auch immer ganz mysteriöse Statements abgeben. Ein
       typischer Dialog läuft dann so:
       
       Kommissarin: „Ole Bergener und Sie?“
       
       Voss: „Sie meinen, ob wir miteinander geschlafen haben?“
       
       Kommissarin: „Zum Beispiel.“
       
       Voss: „Ich brauch ein starkes Gegenüber. Guten Tag.“
       
       Ooooh, mysteriös. Nur: Wer hat im Leben schon einmal solch einen Dialog
       erlebt? Warum fragen Lürsen und Stedefreund nicht nach? Ein einfaches
       „Hä?!?“ hätte doch gereicht.
       
       Und wo wir gerade bei Aufregern und unglaubwürdigen Dialogen sind: Den
       größten Raum neben der Femme fatale Voss nimmt die Beziehung von
       Stedefreund und der BKA-Ermittlerin Linda Selb (Luise Wolfram) ein. Auch
       deren massive Schlagfertigkeit ist so überzogen, dass man dem Paar alles
       Schlechte wünscht. Lieber keine Liebesgeschichte im „Tatort“ als diese.
       
       22 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürn Kruse
       
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