# taz.de -- Sexueller Missbrauch durch SPD-Politiker: Er hat beim Sex heimlich gefilmt
       
       > Der ehemalige SPD-Politiker Linus Förster wurde zu knapp vier Jahren Haft
       > verurteilt. Die Strafe bleibt unter der Forderung der Staatsanwaltschaft.
       
 (IMG) Bild: SPD-Politiker im Gerichtssaal: Strafmildernd galt Linus Försters narzisstische Persönlichkeit
       
       Augsburg taz | Er hat schlafende Frauen sexuell misshandelt, sie heimlich
       beim Sex gefilmt und Kinderpornos auf seiner Festplatte abgespeichert. Am
       Freitag ist der frühere bayerische SPD-Politiker Linus Förster, 52, in
       Augsburg zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt
       worden.
       
       Während der Urteilsverkündung verzieht der Angeklagte keine Miene, ein
       letztes Mal hört er in aller Öffentlichkeit eine detaillierte Schilderung
       seiner Vergehen: So missbrauchte Förster zwei schlafende Frauen sexuell, in
       weiteren Fällen filmte er den Sex mit Freundinnen ohne deren
       Einverständnis. Schließlich besaß er 1.338 Bilder und Filme mit
       kinderpornografischem Inhalt.
       
       Das Gericht bleibt mit dem Strafmaß unter der Forderung der
       Staatsanwaltschaft, die vier Jahre und neun Monate Haft für den Angeklagten
       gefordert hatte. Försters Verteidiger war für eine zwei- bis dreijährige
       Haftstrafe eingetreten. Der Vorsitzende Richter bezeichnete Förster als „in
       vollem Ausmaß geständig“ – trotz mancher eigenartiger Aussage: So hielt man
       sich in der Verhandlung länger mit der Frage auf, ob es in einem der
       vorgeworfenen Fälle einen Samenerguss gegeben habe oder lediglich einen
       „mentalen Orgasmus“, wie Förster behauptete.
       
       Auch dass er sich die bei ihm sichergestellten Kinderpornos gar nicht
       bewusst angesehen habe, sondern sie nur auf unerklärliche Weise in Folge
       seiner Sammelwut auf seine Festplatten geraten seien, wollte ihm das
       Gericht nicht abnehmen.
       
       ## Frauen als „Trophäen“
       
       Strafmildernd wertete das Gericht eine narzisstische
       Persönlichkeitsstörung. Durch Affären mit deutlich jüngeren Frauen habe er
       Bestätigung gesucht, sie als „Trophäen“ erachtet. Dass Förster seine
       berufliche Existenz verloren habe, wirkte sich ebenfalls begünstigend aus.
       
       Nicht nur für Förster selbst, der viele intime Details aus seinem Leben
       preisgeben musste, war der Prozess in höchstem Maße unangenehm. Auch die
       Opfer mussten in der Verhandlung aussagen.
       
       Die Frauen mussten den sexuellen Inhalt von Chatprotokollen bestätigen,
       wurden nach Suizidversuchen oder sexuellem Missbrauch in der Kindheit
       befragt. Eine Zeugin erfuhr erst durch die Ermittlungen, dass sich Förster
       nach einer Party an ihr vergangen hatte, während sie ihren Rausch
       ausschlief. Förster hatte dies seinem Tagebuch anvertraut. Die Frau ist
       seither stark traumatisiert.
       
       29 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominik Baur
       
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