# taz.de -- Die Wahrheit: Markenkern aus Krabauz
       
       > Als verschwundener Politiker tingelt der Ex-Grüne und jetzt nach rechts
       > gedriftete Oswald Metzger noch immer durch deutsche Lande.
       
 (IMG) Bild: Draußen vor der Tür in Berlin-Wilmersdorf: Michel Houellebecq raucht noch eine, bevor er Sartre trifft
       
       Irgendwann wird er sich selbst eingeatmet haben, der Oswald Metzger. Und am
       Ende blieb nichts mehr als ein schwarzes Loch. Da wollte er ja immer hin,
       und schön wäre es ja auch gewesen, wenn sich alles, alles weiter um ihn
       herumgedreht hätte.
       
       Das letzte Mal habe ich Oswald Metzger in der Oberschwabenhalle gesehen; da
       versuchte er, Oberbürgermeister von Ravensburg zu werden. Er stand auf der
       Bühne und prahlte mit seinen Kontakten in Berlin, einmal, zweimal, dreimal,
       und jedes Mal wurden die Gesichter der eh schon grimmig dreinschauend
       geborenen Oberschwaben noch ein Stück grimmiger. Berlin, wenn man das schon
       hört. Was will man denn mit Berlin, am Fuße der Alpen. Das ist doch da, wo
       die Asozialen die Steuergelder durchbringen.
       
       Es ging nicht gut aus, wie die Male zuvor schon. 2007 ist Oswald Metzger
       bei den Grünen ausgetreten, nachdem er Sozialhilfeempfänger als fette
       Alkoholiker beschimpfte. Ein Jahr später trat er der CDU bei, weil die ihm
       halt wirtschaftspolitisch näherliege. Und für die wäre er auch gern in den
       Bundestag gezogen, aber ach, aber ach: Im Landkreis Biberach verliert er
       die Kampfabstimmung gegen einen Landwirt, im Bodenseekreis gegen Lothar
       Riebsamen, den Bürgermeister der Metropole Herdwangen-Schönach.
       
       2013 wird er es noch mal versuchen, wieder nichts. Nicht mal Vorsitzender
       der Mittelstandsvereinigung durfte er werden. Da stand er nun und hatte
       viel Zeit, Alkohol und Kohlenhydrate in sich hineinzustopfen; abends dann
       zum Ausschuss, unentgeltlich. Traurig hängt die Unterlippe im Wind.
       
       Man hat es nicht leicht als sogenannter liberaler Wirtschaftsexperte mit
       grünen Wurzeln. Die Kollegen von FDP und CDU kommen bequem bei
       irgendwelchen Lobbyistenverbänden unter, und man selbst muss kucken, wo man
       bleibt. Da kann man dann höchstens noch ehrenamtliches Mitglied der
       Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft werden.
       
       Wo andere ein Herz haben, haben Wirtschaftsexperten einen Markenkern, und
       der von Oswald Metzger ist Krawall und Krabauz. Er sei, war oft von ihm zu
       lesen, einer mit Ecken und Kanten, ein Rebell, ein Unbequemer. Er war für
       die Einführung von Studiengebühren, für die Streichung staatlicher
       Zuwendungen und für mehr Eigenverantwortung etc., das ganze Programm.
       Stimmt schon, das sind unbequeme Positionen: Bloß halt nicht für ihn.
       
       Seit 2016 hat Oswald Metzger einen neuen Job, er verantwortet nun den
       Rechtsdrift des Debattenmagazins The European. Auf dem Onlineableger
       schreibt Vera Lengsfeld von der Gefahr Angela Merkel, Jürgen Fritz
       befürchtet die Umvolkung der Deutschen und Rainer Zitelmann fragt sich, ob
       Hitler tatsächlich rechts war (Antwort: nein, hat er 1944 nämlich gesagt,
       dass er es nicht ist, und was Hitler sagt, das stimmt schließlich).
       
       Das große schwarze Loch, das Oswald Metzger geworden ist, kann man in
       seinem Kopf spüren, wenn man sich da durchklickt. „Moral kann man nicht
       verordnen“, hat er mal gesagt. Er muss es ja wissen.
       
       22 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frederic Valin
       
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