# taz.de -- Serie: Wie weiter, Germans (3): Jamaika muss leben können
       
       > Gegen eine schwarz-gelb-grüne Koalition spricht aktuell vieles. Tot ist
       > sie deswegen nicht. Denn staatsbürgerliche Verantwortung geht vor Chaos.
       
 (IMG) Bild: FDP und Grüne: Heute Konkurrenten, bald Partner?
       
       Ist Jamaika tot? Wenn der oberliberale Chefredakteur der Welt, Ulf
       Poschardt, ein sogenanntes Jamaika-Bündnis von Union, FDP und Grünen nach
       der Bundestagswahl [1][für erledigt erklärt], so muss man das ernst nehmen.
       Es spricht tatsächlich vieles dafür, dass Jamaika nicht zustande kommt.
       
       Der wichtigste Grund: Warum sollte eine mit der Regierungsbildung
       beauftragte Angela Merkel sich mit einer komplizierten 5-Parteien-Koalition
       herumärgern (CDU, CSU, FDP, Realo-Grüne, linke Grüne), in der regelmäßige
       Kindergarten-Aufstände praktisch eingepreist sind? Warum sollte sie
       Sozialdemokraten und Sozialisten in gemeinsamer Opposition dazu zwingen,
       eine politische Alternative anzubieten, wenn sie stattdessen mit einer
       ordentlich mitziehenden SPD gemütlich ihren Stiefel herunterregieren kann?
       
       Zudem haben sich sowohl die Grünen-Spitzenkandidaten Cem Özdemir und Katrin
       Göring-Eckardt als auch FDP-Chef Christian Lindner aufgerafft und führen
       jetzt einen Entweder-oder-Wahlkampf: Schwarz-Grün oder Schwarz-Gelb.
       
       ## Lindner als Gruselfigur
       
       Zwar gibt es kaum Wechselwähler zwischen den beiden Parteien, aber es gibt
       aus Grünen-Sicht neben Nachfrageproblemen und den drohenden
       Schulz-Mitleidswählern auch die Abwanderungsgefahr von Realo-Wählern zu
       Merkel. Das will man verhindern, indem man Lindner als Gruselfigur aufbaut.
       
       Lindner warnt derweil vor gruselgrüner, offener Einwanderungspolitik und
       ökologischer Modernisierung. Es gibt jetzt also doch noch zwei deutlich
       unterscheidbare Alternativen.
       
       Dennoch ist Jamaika nicht tot, wie Ulf Poschardt behauptet. Erstens,
       semantisch gesprochen, kann nicht tot sein, was noch gar nicht gelebt hat.
       Zweitens ist nur der sicher, der die Schlechtigkeit der Welt so sehr
       ablehnt, dass er sich partout nicht an der Verbesserung beteiligen kann,
       also AfD und Linkspartei.
       
       Die anderen müssen nach der Wahl in der Lage sein, das demokratische Votum
       umzusetzen. Wenn es weder Schwarz-Gelb noch Schwarz-Grün hergibt und die
       SPD zu sehr durchgeschüttelt werden sollte, um sich wieder als
       Juniorpartner in die Regierung zu schleppen, dann müssen CDU, CSU, FDP und
       Grüne so erwachsen verhandeln, dass am Ende staatsbürgerliche Verantwortung
       steht und nicht Chaos.
       
       Sonst würde es wirklich finster in Deutschland.
       
       15 Sep 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article168585345/Jamaika-ist-tot-und-das-ist-auch-gut-so.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Unfried
       
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